Strukturwandelprojekte in Hürth und KerpenGrüner Wasserstoff und digitale Dokumente
Hürth/Kerpen – Mit Fördermitteln in Milliardenhöhe schieben EU, Bund und Land den Strukturwandel im Rheinischen Revier im Zusammenhang mit dem Braunkohleausstieg an. Auf einer zweitägigen Reise durchs Revier machte sich NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) ein Bild von Technologieprojekten, die beispielhaft für den Wandel stehen sollen. Auch im Rhein-Erft-Kreis machte der Minister Station und ließ sich das Energieprojekt Speicherstadt Kerpen sowie das Digitalisierungsprojekt Blockchain Reallabor in Hürth vorstellen.
Brennstoffzellenbusse sollen in Kerpen-Türnich tanken
Das Projekt Speicherstadt Kerpen umfasst ein Bündel von Vorhaben, bei denen es um Erzeugung und Speichern von regenerativer Energie im Umfeld des Tagebaus geht, aber auch um nachhaltige Mobilität und Städtebau. Pinkwarts Visite führte auf die Betriebsgelände des Logistikunternehmens Freund und der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG) im Gewerbegebiet Türnich. Dort soll das Projekt „Energie Arbeit Türnich“ umgesetzt werden. Dazu gehört der Bau eines Elektrolyseurs, in dem „grüner“ Wasserstoff erzeugt werden soll, eine Wasserstofftankstelle und eine Abfüllstation.
Mit dem Wasserstoff sollen Brennstoffzellenbusse und Lastwagen betankt werden. Pinkwart würdigte die Initiativen: „Durch den beschleunigten Kohleausstieg geht das Rheinische Revier bei der Energiewende voran und wird zum weltweit größten Klimaschutzprojekt. Die Kolpingstadt Kerpen leistet mit ihren innovativen Projektideen einen vorbildhaften Beitrag für die Transformation des Energiesystems.“
Bürgermeister Dieter Spürck sagte, es komme beim Strukturwandel auf Lösungen an, „die neben Wertschöpfung und Arbeitsplätzen auch einen Wandel zu nachhaltigerem Wirtschaften beinhalten“.
In Hürth wird an der fälschungssicheren Datenübertragung gearbeitet
Während die Kerpener sich Hoffnungen auf Fördermittel machen dürfen, ist man beim Blockchain Reallabor auf dem Euronova Campus in Hürth-Kalscheuren bereits einen Schritt weiter. Projektleiter Prof. Wolfgang Prinz vom Fraunhofer Institut für angewandte Informationstechnik und sein aktuell fünfköpfiges Team sind vor vier Wochen gestartet. Bei der Blockchain-Technologie geht es um die fälschungssichere Übertragung von digitalen Daten. „Blockchain ist schwierig zu begreifen“, räumte Prinz ein. Deshalb werden im Reallabor Anwendungsbeispiele gezeigt.
Erstes Projekt ist ein digitales Reinigungszertifikat, das mit dem Hürther Chemie-Logistiker Talke entwickelt wurde. Armin Talke demonstrierte dem Minister, wie sich eine erfolgte Reinigung mit einem QR-Code am Tankwagen und einem Mobiltelefon nachvollziehen lässt, ohne Papierdokumente. Prinz und sein Team wollen Forschung und Praxis vernetzen und Unternehmen zeigen, wie sie die Technologie einsetzen können.
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Bürgermeister Dirk Breuer hat bereits Ideen: Er will Blockchain beim Auslesen von Fernwärmezählern anwenden. 4,9 Millionen Euro an Strukturfördermitteln hat das Reallabor erhalten, eine halbe Million steuerte das Fraunhofer-Institut bei. 40 Millionen Euro stehen für Praxisprojekte bereit. Minister Pinkwart zeigte sich beeindruckt von der Dynamik, mit der das Projekt umgesetzt worden sei.