Rhein-Erft-Kreis – Die Corona-Flaute scheint – zumindest vorerst – überwunden zu sein: Der Rhein-Erft-Kreis verzeichnete im ersten Halbjahr rund 526 000 Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland – das seien 129 Prozent mehr als in der ersten Jahreshälfte 2021 gewesen, teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. Der wohl wichtigste Grund für die niedrigen Zahlen im Vorjahr war das Beherbergungsverbot bei Privatreisen.
Mehr Urlauber im Rhein-Erft-Kreis
Die NGG beruft sich auf Zahlen des Statistischen Landesamtes. „Dass wieder viel mehr Urlauber und Geschäftsreisende in den Kreis kommen, ist für das Hotel- und Gaststättengewerbe eine gute Nachricht – vor allem auch für die Beschäftigten“, sagt Manja Wiesner, Geschäftsführerin der NGG-Region Köln.
„Nach zweieinhalb Jahren Pandemie kehrt die Branche Stück für Stück auf das alte Niveau zurück.“ Von der „Normalität“ seien viele Hotels, Pensionen und Restaurants aber noch weit entfernt, weil das Personal fehle – zu viele Mitarbeiter hätten sich in der Krise nach anderen Jobs umgesehen.
Personal ist schwer zu finden
Zudem ist es gerade im Gastgewerbe schwierig, qualifizierte Leute zu finden. „Das liegt vor allem an den Arbeitsbedingungen“, sag Wiesner. So würden nach Gewerkschaftsangaben 80 Prozent der angehenden Hotelfachleute und 60 Prozent der Azubis in der Küche klagen, regelmäßig Überstunden machen zu müssen.
„Wer im Gastgewerbe arbeitet, ist nicht nur spätabends oder am Wochenende im Einsatz“, sagt Wiesner. „Die Beschäftigten erfahren oft auch erst am Vortag vom Chef, dass sie einspringen sollen. Zum Beispiel, weil sich die Wettervorhersage geändert hat und ein Run auf den Biergarten erwartet wird. So kann aber niemand seinen Alltag planen – schon gar nicht, wer Kinder hat.“
5600 Beschäftigte im Gastgewerbe
Im Kreis sind laut NGG rund 5600 Menschen im Gastgewerbe beschäftigt. Die Gewerkschaft fordere in den Betrieben „eine Personaldecke, die dick genug ist, um auch kurzfristig Events wie Geburtstage oder Hochzeiten ausrichten zu können“, sagt Wiesner. „Um Arbeitszeit und Dienstplanung fair zu regeln, sollten sich die Betriebe zu tariflichen Standards bekennen.“
Zugleich verweist die NGG darauf, dass Hotels und Gaststätten als Arbeitgeber attraktiver geworden seien: Die Löhne seien nach dem Tarifvertrag für NRW in diesem Jahr um bis zu 28 Prozent gestiegen. „Das ist ein enormer Schub fürs Portemonnaie der Beschäftigten.“