In Wesseling ist die Armut größer, als in manch anderer Stadt. Die Quote liegt leicht über dem Bundesdurchschnitt.
Frühes Handeln gefragtArmut in Wesseling größer als anderswo
„Jetzt haben wir es schwarz auf weiß, dass in Wesseling viele Kinder und Jugendliche von Armut betroffen sind“, sagte Hannah Laubach, Sprecherin der SPD im Jugendhilfeausschuss (JHA).
Im November vergangenen Jahres hatte die SPD-Fraktion beantragt, deren Zahl zu ermitteln. Die Verwaltung hat zunächst ermittelt, wie viele Familien Leistungen zur Grundsicherung in Anspruch nehmen. Damit werde aber nur „ein Ausschnitt der tatsächlichen Situation“ erfasst, heißt es in der Ausschussvorlage.
3330 Einwohner erhielten in Wesseling Grundsicherung
Von den 39.202 Einwohnern Wesselings erhielten 3330 Leistungen zur Grundsicherung. Hinzu kämen Leistungsbezieher nach dem SGB XII (Hilfe zum Lebensunterhalt) und dem Asylbewerberleistungsgesetz. Damit ergebe sich eine Quote von 8,5 Prozent der Einwohnerschaft. Rund 90 Prozent der 2083 im Jahr 2022 als arbeitslos gemeldeten Menschen in Wesseling hätten keine abgeschossene Ausbildung.
Auch das sei ein möglicher Indikator für Kinderarmut. „Ich habe das Gefühl, es herrscht für Wesseling oft der subjektive Eindruck, dass es hier viele Menschen gibt, die Leistungen beziehen“, sagte Hannah Laubach. „Die Zahlen zeigen jetzt, dass es ein objektives Problem ist.“ Wesseling liege mit seiner Quote von 8,5 Prozent an Leistungsbeziehern leicht über dem Bundesdurchschnitt von 8,3 Prozent.
Wer als Kind arm gewesen sei, bleibe es oft auch als Erwachsener
Bei Menschen, die Transferleistungen – beispielsweise Arbeitslosengeld II oder Wohngeld – beziehen, liege die Stadt mit 17 Prozent deutlich über dem Bundesschnitt (10,5 Prozent). Armut habe weitreichende Folgen, sagt die Sozialdemokratin. Kinder würden sozial ausgeschlossen, weil sie „materiell im Freundeskreis nicht mithalten können oder außen vor sind, wenn andere über ihre tollen Urlaubsreisen erzählen“.
Bei Armut sei schnell auch die Gesundheit betroffen. „Gerade sind alle Lebensmittel massiv teurer geworden, da müssen Familien dann schauen, was sie sich leisten können.“ Wer als Kind arm gewesen sei, bleibe es oft auch als Erwachsener. „Es ist sehr schwierig, sich da heraus zu kämpfen“, sagt Hannah Laubach. Deshalb begrüße die SPD-Fraktion, dass der Jugendhilfeausschuss jetzt beschlossen habe, einen Antrag auf Förderung aus dem Landesprogramm „kinderstark – NRW schafft Chancen“ zu stellen.
Geld aus Förderprogramm soll allen Betroffenen helfen
„Mit dem Geld können wir eine zusätzliche Stelle schaffen, mit der amtsübergreifend geschaut wird, was wir an Armutsprävention bereits haben, was wir noch brauchen und wie die Angebote besser vernetzt werden können.“ Familienhebammen oder der Elternservice „Frühe Hilfen“ seien wichtig. Aber auch für weitere Altersgruppen solle es Angebote geben. Und vor allem müsse der Zugang zu Hilfsangeboten erleichtert werden. „Für viele ist Jugendamt erstmal eine Art Drohwort“, sagt Hannah Laubach. „Ich würde mir wünschen, dass Familien sich nicht mehr schämen, Hilfe anzunehmen.“