Einsatz für ukrainische GeflüchteteEine Wesselingerin über ihren Alltag im Ehrenamt
Wesseling – Die Stimmung in dem großen Raum mit den hölzernen Deckenbalken ist gelassen, obwohl durchaus Trubel herrscht. Es ist Frühstückszeit im Jugendzentrum an der Taunusstraße. Rund 15 Menschen, allesamt Geflüchtete aus der Ukraine, sind gekommen, bedienen sich an zwei Tresen am morgendlichen Angebot und setzen sich mit ihren Tellern an die Gruppentische auf einer Seite des Raums.
Mal wird geschwatzt, mal einfach nur in Ruhe gegessen. Manch einer scrollt beim Essen durch sein Smartphone. Einige Kinder flitzen durch die Gegend, auf kleinen Rollern oder zu Fuß. „Es ist ein bisschen wie eine kleine Markthalle“, sagt Alexandra Stegh. Sie arbeitet hier ehrenamtlich und hilft bei der Betreuung der Geflüchteten, die in Wesselings Erstaufnahme-Zentrum untergekommen sind.
Rund 50 Geflüchtete leben am Campus Mainstraße
Das Jugendzentrum gehört zu diesem Erstaufnahme-Zentrum, das auch „Campus Mainstraße“ genannt wird. Rund 50 der insgesamt 200 Geflüchteten in Wesseling wohnen dort zurzeit. Die Räume dienen als Versorgungs- und Aufenthaltsraum. Hinter einem der Tresen arbeitet Stegh. Sie wischt über die Arbeitsplatten und füllt die Teebeutelstation auf. Die 47-Jährige kommt jede Woche donnerstags zwischen 8 und 11 Uhr hierher. Sie habe sich sofort für das Ehrenamt gemeldet, als die ersten Geflüchteten in Wesseling ankamen, berichtet sie.
Hauptaufgabe der insgesamt rund 70 ehrenamtlichen Kräfte ist es, den städtischen Bediensteten bei den Essensausgaben zu helfen. Aber sie sind auch da, wenn jemand eine Frage hat, oder sich einfach unterhalten will. „Ich möchte etwas von dem zurückgeben, was ich als Jugendliche erfahren habe“, sagt Stegh. Sie kam als 13-Jährige aus Polen nach Deutschland.
Stegh will Hilfsbereitschaft zurückgeben
In Wesseling lebt sie seit 35 Jahren und ist dort auch politisch aktiv. Stegh ist Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen in Wesseling und hat einen Sitz im Integrationsrat der Stadt. „Wir hatten damals ja auch Hilfe als wir hier ankamen“, erzählt sie. „Zum Beispiel haben uns Menschen bei Behördengängen begleitet.“ Solche Angebote sei unheimlich wichtig, um Hürden abzubauen.
„Es ist mir sehr wichtig, dass die Menschen aus der Ukraine spüren, dass sie hier willkommen sind“, betont Stegh. „Aber manchmal sieht man den Leuten regelrecht an, welche Bilder sie von zu Hause noch mit sich im Kopf tragen.“ Da könne man oft nicht wirklich helfen und es sei auch für die Helfenden nicht immer leicht. „Nach meinem ersten Tag hier habe ich zu Hause erstmal eine Stunde lang geweint“, sagt Stegh. Es sei schwer zu ertragen, wenn ein Vater seine Familie mit Frau und Kindern hierher bringe und sich dann sofort wieder verabschieden müsse, weil er zurück in die Ukraine reist, um zu kämpfen.
Oft hilft schon ein Lächeln
Doch für Stegh ist es ebenso wichtig, mit diesen emotionalen Situationen konfrontiert zu werden. „Alles, was ich ertragen kann, halte ich auch fest. Denn gerade dadurch kann ich doch den Menschen mein Mitgefühl zeigen.“ Mit ihren Polnisch-Kenntnissen könne sie sich oft relativ gut mit den Ukrainerinnen und Ukrainern unterhalten, das helfe oft beim Eisbrechen bei der ersten Begegnung. „Viel mache ich aber auch mit Augenkontakt, Gestik und einem Lächeln“ und sie lacht.
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Wenn einige noch etwas verschlossener seien, wäre das auch in Ordnung und wenn andere sich gerne unterhalten, ebenso schön. „Die wichtigste Aufgabe der Ehrenamtlichen ist es einfach, den Menschen, die nach Deutschland kommen zu zeigen, dass sie uns wichtig sind.“