FamilieNunzio Bertolami eröffnete vor 50 Jahren seinen Friseursalon in Wesseling
Wesseling – Nunzio und Tonia Bertolami wissen, was Männer wollen, zumindest was die Frisur angeht. Beide, Vater und Tochter, verstehen es meisterlich, mit Schere und Kamm umzugehen. Beide stehen mit ihrem Namen für den „Salon Nunzio“, den es nun seit 50 Jahren gibt. Und beide können viel über Frisuren plaudern.
Während in den 60er Jahren nach der Gründung des Salons Pilzkopf- und Langhaarfrisuren in Mode kamen, sind heute eher Kurzhaarschnitte gefragt „à la Arturo Vidal“, weiß die Friseurmeisterin. So wie der chilenische Fußballer bei Bayern München bevorzugten es viele Männer, die Seiten kurz und das Deckhaar etwas länger zu tragen. Gern solle jede kleine rebellische Strähne mit Schere, Messer oder Gel bearbeitet werden, erzählt Tonia Bertolami.
Italienisches Temperament
Bei ihrem Vater, Nunzio Bertolami, ist das noch anders. „Damals hatte man noch was auf dem Kopf zu bieten“, sagt er, lacht und reißt gestenreich die Hände hoch. Sein italienisches Temperament kommt durch. Mittlerweile mehr als ein Jahrzehnt im Ruhestand, denkt der 77-Jährige gern an die „wilden und auch nicht leichten Anfangsjahre“ zurück.
Als junger gelernter Friseur aus Genua wollte er die Welt erobern und durch Europa reisen. „Mal zwei Jahre hierhin, mal zwei Jahren dorthin.“ Sein Freund Eugenion Reali arbeitete bereits im Salon Beyer und überredete ihn, nach einem Italienurlaub im Juni 1961 ebenfalls nach Wesseling zu kommen und bei seinem Chef anzufangen.
Jean Beyer war erfreut über den neuen Gesellen und besorgte ihm eine Bleibe. Nunzio Bertolamis Wirtin Henriette Müller beäugte den Fremden jedoch zunächst skeptisch. Doch als sie in seinem Zimmer eine Madonna entdeckte, fragte sie ihn freudig: „Du katholisch“? „Ich nickte nur, sagte »Ja«, denn das war ich“, erzählt Bertolami. „Von da an hat sie mich wie einen Sohn behandelt.“
Gemeindeleben
Der junge Mann verstand immer besser Deutsch und nahm auch am gesellschaftlichen Leben teil. Er sang im Kirchenchor der Pfarrgemeinde St. Josef und lernte dort seine Frau Maria kennen. „Die Europareise war vergessen, denn 1963 haben wir geheiratet“, erzählt der 77-Jährige.
Unterdessen arbeitete er in einem Bonner Friseursalon. Als er eines Tages die Bahn verpasste, was ihm sonst nie passierte, ging er zurück und entdeckte dabei zufällig einen leerstehenden Laden. Er hielt inne. „Der Gedanke eines eigenen Salons schoss mir plötzlich durch den Kopf.“ Nunzio Bertolami warf eine Münze. Kopf dafür, Zahl dagegen.
Noch am selben Tag mietete der junge Mann den Raum, meldete sich für die Meisterschule an und nahm einen Kredit auf. Am 14. Februar 1967 eröffnete er seinen eigenen Herrensalon an der Jahnstraße.
„Ich war stolz und auch ein bisschen ängstlich zugleich, ob alles gutgehen wird“, erzählt Bertolami. Sein Selbstbewusstsein und positives Denken zahlten sich aus. Es begeisterte ihn, Menschen zu verschönern. Schon bald hatte er zahlreiche Kunden, „die ich mir auch erzogen habe“, sagt er und schmunzelt wieder. „Denn ich habe als einer der Ersten eine Terminvergabe eingeführt.“ Für seine Kunden hieß ein Friseurbesuch nun: „Ankommen, Espresso trinken, waschen, schneiden, föhnen und natürlich plaudern oder in Zeitschriften blättern, wer möchte.“

So sah es im ersten Friseursalon von Nunzio Bertolami 1967 aus.
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Bertolami zog in einen größeren Laden an der Flach-Fengler-Straße um, 1977 kam ein Damensalon hinzu. Die Mitarbeiter verstanden sich auf rationelle Schnitttechniken, Dauerwelle, Färben und Strähnenmachen. Steigende Betriebskosten ließen den Inhaber aber die Entscheidung treffen, 1984 noch einmal zu wechseln und in Keldenich wieder einen kleineren, knapp 50 Quadratmeter großen Salon auf dem Eichholzer Acker zu öffnen.
Ihrem Vater, der seit 1980 die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, sah Tochter Tonia oft über die Schulter und probierte das Gesehene an Puppenköpfen aus. Aber eigentlich war es nicht ihr Traum, ins Geschäft einzusteigen, sie probierte erst mal andere Jobs aus. Eine Freundin überredete sie, mit ihr die Friseurausbildung zu machen. Alles ging ihr sehr gut von der Hand, das merkte sie schnell. Tonia Bertolami wurde ebenfalls Friseurmeisterin und übernahm im Jahr 2000 den elterlichen Betrieb. Seitdem führt die ihn als Damen- und Herren-Salon weiter.