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Germanwings-Absturz 2015Wesseling verleiht Orden in Gedenken an getöteten Prinzen

Lesezeit 3 Minuten

Prinz Tommy I. (Krusius) von der Wesselinger KG Kornblumenblau besuchte Brigitte und Jürgen Fischenich.

  1. Für Sven Fischenich hätte sich ein Traum erfüllen sollen: Jubiläumsprinz der KG Kornblumenblau in Wesseling zu sein.
  2. Aber er starb im Alter von 33 Jahren bei dem Absturz der Germanwings-Maschine in den Alpen vor fünf Jahren
  3. Seine Karnevalsgesellschaft ehrt sein Andenken auf besondere Art und Weise: Seine Initialen zieren jetzt den Sessions-Orden.

Wesseling – Die Initialen sind nur wenige Millimeter groß: „S. F.“ hat Prinz Tommy I. (Krusius) in goldenen Buchstaben ganz oben auf seinem Sessions-Orden stehen. Die Buchstaben stehen für Sven Fischenich. „Denn eigentlich sollte er in diesem Jahr der Jubiläumsprinz der Karnevalsgesellschaft Kornblumenblau in Wesseling sein“, erklärt Prinz Tommy. Doch der junge Mann aus Wesseling ist tot. Er starb im Alter von 33 Jahren vor fast fünf Jahren beim Absturz der Germanwings-Maschine am 24. März 2015 in den französischen Alpen.

„Ich durfte ihn nur ein Jahr kennen“, berichtet Prinz Tommy von seinen Anfängen vor sechs Jahren in der KG Kornblumenblau. Tränen füllen seine Augen. Seine Tochter habe ihn seinerzeit mitgenommen, als sie bei den Kornblümchen im Corps der KG zu Tanzen begann. Inzwischen ist Thomas Krusius selbst im Vorstand des Vereins aktiv.

Tod bis heute nicht verarbeitet

Sven Fischenich war damals Literat der Gesellschaft und somit auch federführend für die Programmgestaltungen der großen Kostümsitzungen verantwortlich. „Er hat das Konzept für die Flüstersitzung der KG entwickelt“, berichtet Svens Vater Jürgen Fischenich. Die erste Flüstersitzung habe er dann aber nicht mehr erleben können.

In seinem Orden – ganz oben und klein – hat Prinz Tommy auch die Initialen von Sven Fischenich einarbeiten lassen.

Den Tod ihres Sohnes haben er und seine Frau bis heute nicht verkraftet. Immer noch sind sie in Therapie und immer noch vergeht kein Tag, an dem sie nicht an ihren Jungen denken. „Seine Regentschaft war lange geplant“, erzählt Jürgen Fischenich. Svens Großeltern hätten als Prinzenpaar im Jahr 1990 in Siegburg regiert. Das sei jetzt genau 30 Jahre her und zusammen mit dem 60-jährigen Jubiläum der KG Kornblumenblau wäre die Regentschaft seines Sohnes im Jahr 2020 in Wesseling eine runde Sache gewesen.

Sessionsorden von Prinz Tommy I. persönlich verliehen

Doch jetzt sei es in Ordnung, dass Thomas Krusius als Prinz Tommy I. durch die Session führe. Tommy werde das schon alles gut machen, sind sie überzeugt. Zu seiner Proklamation seien sie aber nicht gekommen. „Das hätte weder meine Frau noch ich ausgehalten“, sagt Jürgen Fischenich. Als Prinz Tommy I. sie jedoch jetzt im vollen Ornat zu Hause besuchte und ihnen seinen Sessionsorden verlieh, haben sie ihn gerne empfangen. „Das sind wir unserem Sohn doch schuldig“, erklärt Brigitte Fischenich.

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Schon im September 2019 hatte ihnen der damals designierte Prinz Tommy von seinem Vorhaben erzählt, die Initialen ihres Sohnes in den Orden einarbeiten zu lassen. „Wir waren von der Idee sehr gerührt“, sagt Jürgen Fischenich. „Das ist eine ganz tolle Geste“, pflichtet ihm auch seine Frau bei. Dabei finde sie es auch richtig, dass die Initialen nur klein und nur auf den zweiten Blick zu sehen und zu erkennen sind. „Tommy, es ist doch in erster Linie deine Session“, sagt sie.

„Op der Sorje drieße, Fasteleer geneeße“

Dass immer noch so viele Leute an ihren Jungen denken, dass er nicht vergessen ist, dass tue ihnen gut. Auch an seinem Grab erleben sie diese Teilnahme. Ganzjährig, besonders aber um den Jahrestag würden sehr viele Blumen und Kerzen aufs Grab gestellt und in der fünften Jahreszeit öfter auch Orden auf den Grabstein gelegt.

Andreas Over (l.), Adjutant von Prinz Tommy, mit seinem ehemals besten Freund und Feuerwehrkollegen Sven Fischenich.

Auch Prinz Tommy war vor ein paar Tagen dort und fuhr anschließend noch weiter zum Grab seines ehemaligen Mitarbeiters, der ebenfalls sehr plötzlich vor vier Jahren starb. „Bei solchen Ereignissen merkt man sehr deutlich, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir morgens gesund und munter wieder aufwachen“, sagt Prinz Tommy nachdenklich und erklärt so auch seinen vielleicht ein wenig unkonventionellen Mottospruch: „Loss uns op de Sorje drieße, un de Fasteleer geneeße.“