A 555 wird GroßbaustelleDarum dauern die Arbeiten an der Autobahn viereinhalb Jahre
- Die Autobahn 555 wird ab 2022 zur Großbaustelle.
- Insgesamt dauert die Sanierung der vier Kilometer langen Strecke knapp viereinhalb Jahre.
- Wir haben mit der Autobahn GmbH über die Arbeiten gesprochen und gefragt, warum die Maßnahmen so lange dauern.
Wesseling/Rhein-Erft-Kreis – Die Autobahn 555 bei Wesseling wird zur Baustelle. Die Autobahn GmbH plant eine umfangreiche Sanierung. Anica Tischler sprach über das Vorhaben mit dem Leiter der Außenstelle Euskirchen der Autobahn GmbH, Athanasios Mpasios, und dem Geschäftsbereichsleiter für Bau und Erhaltung Helmut Frings.
Herr Mpasios, Herr Frings, welche Arbeiten stehen an der A 555 in Wesseling an?
Mpasios: Wir sprechen von der Strecke der A 555 ab der Brühler Straße (L 184) bis zur Anschlussstelle Wesseling in Richtung Bonn. Das sind ungefähr vier Kilometer. Für die Bauarbeiten gibt es vier größere Vorhaben, die wir in drei Bauphasen einteilen. Wir bauen zum einen zusätzliche Lärmschutzwände. Davon werden die Wesselinger Bürgerinnen und Bürger natürlich profitieren, denn die A 555 wird für Anwohner deutlich leiser werden. Dann werden wir neue Entwässerungsbecken und einen Stauraumkanal bauen, mit denen auch das Straßenwasser gereinigt werden soll.
Außerdem sind zwei Brückenbauwerke auf der Strecke in die Jahre gekommen, am Mühlenweg und am Kronenweg. Da müssen sogenannte Ersatzneubauten her. Zum Schluss wird noch auf ganzer Strecke die Fahrbahn erneuert, unter anderem mit Flüsterasphalt.
Wie lange werden die Bauarbeiten dauern?
Mpasios: Die Bauzeit ist auf viereinhalb Jahre angesetzt. Im Frühjahr 2022 starten wir mit der ersten Bauphase. Die Gesamtkosten sind auf etwa 40 Millionen Euro veranschlagt, vorbehaltlich natürlich der Baupreisentwicklung, die aktuell sehr rasant ist.
Sie haben gesagt, es gibt drei Bauphasen in viereinhalb Jahren. Was genau passiert während dieser Zeit?
Frings: Wir beginnen im April 2022, die Bauphase soll bis August 2023 dauern. Wir beginnen im Norden mit dem Bau eines Entwässerungsbeckens, dem „Versickerungsbecken Nord“, zusammen mit einer Lärmschutzwand. Im südlichen Bereich an der Anschlussstelle Wesseling werden wir mit dem Bau eines zweiten Versickerungsbeckens beginnen, das soll zeitlich parallel laufen. Als drittes errichten wir eine Lärmschutzwand in Fahrtrichtung Bonn auf etwa 300 bis 400 Metern Länge. Wir bauen zudem eine „Vollunterstützung“, sozusagen eine Brücke unter der Brücke am Mühlenweg. Das soll heißen, dass wir das Bauwerk so abstützen, dass es die Last des verengten Verkehrs auf der Straße aufnehmen kann, der für die Baustelle nötig ist. Dann wird noch ein Stauraumkanal gebaut.
Mpasios: Aktuell arbeiten wir mit der Stadt Wesseling auch daran, den Verkehr unter der Brücke am Mühlenweg trotz der Abstützung fortführen zu können. Wie das funktionieren könnte, wird gerade noch von Statikern berechnet.
Wozu dient der Stauraumkanal?
Mpasios: Der Kanal soll zur besseren Entwässerung beitragen. Wenn wir die Autobahn entwässern, haben wir zwei Aufgaben: einmal die Rückhaltung – das kennen wir ja inzwischen von der Flutkatastrophe – damit das Wasser nicht irgendwo unkontrolliert überläuft. Die zweite Aufgabe ist die Reinigung, und die findet in den Versickerungsbecken statt. Dort wird das abgeleitete Wasser in mehreren Filterstufen gereinigt und geht dann weiter ins Grundwasser über. Der Stauraumkanal dient dazu, das Regenwasser einerseits zurückzuhalten, andererseits kann das Wasser mit der Pumpe bergauf zum Versickerungsbecken transportiert werden. So fließt die eine Hälfte des Regenwassers nach Norden, die andere nach Süden.
Und wie sieht die zweite Bauphase aus?
Frings: Die zweite Bauphase soll von September 2023 bis März 2025 andauern. In dieser Zeit legen wir den Verkehr komplett auf die östliche Seite, sprich die Fahrbahnhälfte in Richtung Köln. Es wird insgesamt vier Fahrstreifen geben, zwei in Richtung Norden und zwei in Richtung Süden. So können wir auf der westlichen Seite in Richtung Bonn frei bauen. Dann werden die Brücken in dieser Fahrtrichtung am Kronen- und Mühlenweg abgebrochen und neugebaut.
Mpasios: Die Brücken sind in die Jahre gekommen. Für viele solcher Bauwerke wird die Qualität derzeit deutschlandweit nachgeprüft. Aus solchen regelmäßigen Zustandsprüfungen entstehen Zustandsberichte mit Notenbewertungen. Bei der aktuellen Nachrechnung sind Kronenweg und Mühlenweg beide durchgefallen und müssen daher erneuert werden.
Das könnte Sie auch interessieren:
Frings: Das zweite große Vorhaben in dieser Phase ist dann der Bau einer etwa zwei Kilometer langen Lärmschutzwand auf dem Mittelstreifen der Autobahn. Und als dritte abschließende Maßnahme erneuern wir die komplette Fahrbahn in Richtung Bonn, inklusive Unterbau, Fahrbahndecke und Entwässerungsleitungen. Das nennen wir einen Vollausbau.
Und was geschieht in der dritten und letzten Bauphase?
Frings: Ab April 2025 bis etwa Juli 2026 werden auf der östlichen Seite der Fahrbahn alle noch fälligen Arbeiten ausgeführt, da diese bis dahin noch genutzt wurde. Das wird im Prinzip getauscht. Auf der Ostseite werden die beiden anderen Brückenhälften des Mühlen- und Kronenwegs erneuert. Am Mühlenweg wird eine weitere Lärmschutzwand gebaut, und abschließend ist die Fahrbahnerneuerung in Richtung Köln dran.
Mpasios: Allerdings sind wir im Moment dabei zu untersuchen, ob wir die Bauzeit nicht noch straffen können. Wir wollen effektiver bauen, weil solche Großbaustellen für Verkehrsteilnehmer auch eine große Belastung darstellen. Und je schneller wir von der Autobahn wieder weg sind, desto besser für die Verkehrsteilnehmer.