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Im Lockdown produktivGemälde von Künstlerpaar entstehen in Teamarbeit

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Aufgereiht auf einer Wäscheleine sieht man die Masken, die derzeit zum alltäglichen Leben gehören. „Die Illusion der Gewissheit“ ist der doppelbödige Titel des großformatigen Exponats.

Wesseling – Nicht jeder hat den Lockdown so gut verkraftet wie Annette Reichardt und Stewens Ragone. „Diese Zeit war ein Geschenk für uns, wir haben ganz viel geschaffen“, berichtet das Künstlerpaar, das „noch nie so konzentriert“ wie in den vergangenen Monaten gemalt hat.

Die Ergebnisse der erzwungenen Isolation, die sie überwiegend in ihrem Wesselinger Atelier verbracht haben, zeigen sie jetzt in der Scheunengalerie im Schwingeler Hof. Der größte Teil der Gemälde ist in den vergangenen Monaten entstanden, und natürlich hat die Corona-Pandemie dabei ihre Spuren hinterlassen.

Gemälde entstehen in Team-Arbeit

Das Bild zur Krise hängt gleich links vom Eingang: Aufgereiht auf einer Wäscheleine sieht man die Masken, die derzeit zum alltäglichen Leben gehören. „Die Illusion der Gewissheit“ ist der doppelbödige Titel des großformatigen Exponats.

Sämtliche Gemälde entstehen in Team-Arbeit. Dabei wechseln sich die Beiden an der Leinwand ab. „Das funktioniert aber nur, weil wir künstlerisch auf Augenhöhe sind. Wenn das Bild fertig ist, geht es nicht darum, wer was gemacht hat“, sagt Annette Reichardt über das „Fifty-Fifty-Projekt“, das sie seit 15 Jahren betreiben.

Plakative Übertreibung ist ein Markenzeichen

„Nie war unsere Zusammenarbeit spannender, wir haben unsere Möglichkeiten noch einmal erweitert“, stellt Stewens Ragone zufrieden fest. Die Kooperation funktioniert so gut, weil sie dieselbe Sprache sprechen und den Sinn für das Abgründig-Skurrile teilen, der bei den aktuellen Bildern besonders deutlich zutage tritt.

„Reizklima“ ist eine Szene betitelt, die einen Raucher zeigt, der lautstark von einer Frau beschimpft wird, der das Künstlerpaar einen Maulkorb verpasst hat.

„Reizklima“ ist eine Szene betitelt, die einen Raucher zeigt, der lautstark von einer Frau beschimpft wird, der das Künstlerpaar einen Maulkorb verpasst hat. Die plakative Übertreibung ist ein Markenzeichen der Beiden; häufig dienen auch Tiere als Stellvertreter für menschliche Schwächen. „Tiere können wir beide gut malen“, erzählt Stewens Ragone augenzwinkernd. Das sieht man etwa beim „Großen Wüstentrio“, das drei singende Kamele zeigt, und den Nilpferden mit weit aufgesperrten Mäulern.

Kein Mangel an Ideen

„Quarantäne-Müdigkeit“ symbolisiert ein Kofferstapel; einem kleinen Mädchen mit blonden Zöpfen und Brille kann man den „Schietwetterblues“ am Gesicht ablesen. An Bildideen herrscht kein Mangel, und auch bei den witzig-ironischen Titeln ergänzen sich Annette Reichardt und Stewens Ragone bestens.

Während einem beim Betrachten so mancher Situationen das Lachen im Halse steckenbleibt, ist bei „Chateau Rotwild“ uneingeschränktes Amüsement garantiert: da nehmen sie die edlen Tropfen eines französischen Weinguts anhand von Flaschenkorken auf die Schippe, die sie zu Hirschen zusammengesteckt haben.

Einem kleinen Mädchen mit blonden Zöpfen und Brille kann man den „Schietwetterblues“ am Gesicht ablesen.

Die Ausstellung in der Städtischen Galerie im Schwingeler Weg 44 ist noch bis Sonntag, 23. August, zu sehen. Geöffnet ist sie samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung unter 0172/9586639.