Peter Kühweidler bracht im Februar 2024 bei einer Karnevalsfeier zusammen. Die Diagnose: Leukämie. Doch der 61-Jährige will kämpfen.
Vereine organisieren TypisierungSchockdiagnose für beliebten Gastronom aus Wesseling
Das Restaurant „Zum Österreicher“ gibt es nicht mehr. Die Räume stehen zum Verkauf. Bei einem Aktionstag wurde jetzt das gesamte Inventar unter die Leute gebracht. Allein der Gedanke daran treibt Peter und Angelika Kühweidler die Tränen in die Augen. So stolz und glücklich waren sie, als sie vor 15 Jahren die Pacht im Königseck in Wesseling beenden und ihr eigenes Restaurant eröffnen konnten. Hatte sich Peter Kühweidler (61) doch damit ein kleines Stückchen Heimat nach Wesseling geholt. Denn der Gastronom ist in Lavanttal in Österreich geboren und aufgewachsen.
Doch jetzt ist er an Leukämie erkrankt. Seit mehr als sechs Wochen liegt er bereits im Johanniter-Krankenhaus in Bonn. Mehrere Chemotherapien hat er überstanden. Immer noch sind seine Blutwerte nicht in Ordnung. „Wenn die im Griff sind, geht es zur Uniklinik nach Bonn“, berichtet er. Dann werden noch einmal seine Stammzellen untersucht und die Suche nach seinem genetischen Zwilling intensiviert.
DKMS darf mit seinem Namen an die Öffentlichkeit gehen
Hier kommen die Wesselinger Karnevalsvereine ins Spiel. Als sie von der Erkrankung des Gastronomen und ihres „Schneeprinzen“ von 2010 erfuhren, überlegten sie nicht lange. Michaela Engels ist die Frau des amtierenden Wesselinger Postillione-Prinzen Michael I..
Mit einem Schreiben der Deutschen Knochenmark-Spenderkartei (DKMS) hat sie ihn vor ein paar Tagen im Johanniter-Krankenhaus besucht. Dort hat Peter Kühweidler sein schriftliches Einverständnis dafür gegeben, dass für ihn eine Registrierungsaktion organisiert werden und die DKMS mit seinem Namen und seinen Daten an die Öffentlichkeit gehen darf.
„Die Registrierungsaktion findet am 25. Mai in St. Germanus statt“, berichtet Martina Engels-Bremer. Federführend hat sie mit ihrer Schwägerin Michaela Engels, ihrem Bruder Michael, dem Kommandanten des großen Tanzcorps der Postillione, Marius Heinlein, und dem Ex-Prinzen Moritz Poensgen von der Großen Wesselinger Karnevalsgesellschaft die Organisation übernommen. „Alle Vereine sind schon informiert“, sagt sie.
Ihr Appell richtet sich an alle Wesselinger und natürlich an alle Mitglieder der Tanzcorps, der Musikzüge und der gesamten Karnevalsszene, die noch nicht bei der DKMS registriert sind. Der „Österreicher“ ist schließlich in Wesseling bekannt, nicht zuletzt auch wegen seine „guten Seele“.
Ehrenamtlich hat Kühweidler zum Beispiel 27 Jahre lang an Heiligabend für alleinstehende und arme Menschen ein Festmahl zubereitet und sie kostenlos zum Weihnachtsschmaus ins Pfarrheim St. Andreas eingeladen. „Da waren in den ersten Jahren auch noch Trümmerfrauen dabei. Sie seien ihm ein ganz besonderes Anliegen gewesen. „Sie haben Deutschland aufgebaut“, sagt er voller Respekt.
Als Peter Kühweidler und seine Frau von einem Kind aus ihrer Nachbarschaft erfuhren, das an Krebs erkrank war, organisierten sie spontan zwei Aktionstage, an denen sie die jeweils kompletten Tageseinnahmen ihres Restaurants an die Kinderkrebshilfe spendeten. Das Restaurant „Zum Österreicher“ war zudem über Jahre hinweg Vereinslokal fast aller Wesselinger Karnevalsvereine – ebenso Hofburg der Kindertollitäten. Für die Karnevalssitzungen hat das Gastronomen-Ehepaar zudem über 22 Jahre hinweg die Bewirtung in der Kronenbuschhalle übernommen.
Dort, bei einer der Karnevalssitzungen, ist der 61-Jährige im Februar zusammengebrochen. Erst habe er an einen verschleppten Infekt gedacht. Zum Arzt ging er erst, als er immer schwächer wurde. Anfang März erhielt er dann die Diagnose – Leukämie. Seitdem ist er im Krankenhaus. „Aber ich lasse mich nicht unterkriegen“, sagt Kühweidler. Er denke positiv. Auf eine besondere Weise trügen ihn all die schönen Erinnerungen und Begegnungen der vergangenen Jahrzehnte.
Da sei seine Regentschaft 2010 als „Schneeprinz“: Während der gesamten Session habe es geschneit. „Das war für mich als Österreicher einfach göttlich“, schwärmt er. Unvergessen sind ihm auch die Freude und die Leichtigkeit der Menschen und die unzähligen Strüßjer, die er beim Umzug von seinem Festwagen im Schneetreiben geworfen hat. Karneval im Rheinland sei fantastisch: „Ich habe ein unglaubliches Zusammengehörigkeitsgefühl erlebt, wo wirklich einer für den anderen da ist.“
Der Liebe wegen ist der Koch Peter Kühweidler vor 43 Jahren in Wesseling von Bord der Köln-Düsseldorfer gegangen, zusammen mit seiner Angelika, die in Wesseling zu Hause ist und auf dem Reiseschiff als Stewardess gearbeitet hat. Vor 38 Jahren haben sie geheiratet. „Diese Krankheit jetzt hat uns nur noch mehr zusammengeschweißt“, versichert Kühweidler.
Die Registrierung geht einfach und schnell: Nach dem Ausfüllen einer Einwilligungserklärung führen die Spenderinnen und Spender einen Wangenschleimhautabstrich mittels Wattestäbchen durch, damit ihre Gewebemerkmale im Labor bestimmt werden können. Spenderinnen und Spender, die sich bereits in der Vergangenheit in der Datei registrieren ließen, müssen nicht erneut mitmachen. Einmal aufgenommene Daten stehen auch weiterhin weltweit für Patientinnen und Patienten zur Verfügung.
Für die Typisierungsaktion am 25. Mai, 12 bis 16 Uhr, Pfarrzentrum St. Germanus Wesseling, Bonner Straße 11, werden noch helfende Hände für Auf- und Abbau, Registrierung und den Spendenbereich benötigt. Freiwillige können sich per E-Mail mit dem Betreff „DKMS Aktion“ melden.