Plastische Chirurgie in WesselingAn einem Tag Bauch und Po
Wesseling – Als Dr. Dirk F. Richter 2001 Chefarzt der Plastischen Chirurgie im Wesselinger Dreifaltigkeitskrankenhaus wurde, waren es noch sieben weitere Kollegen, die in der Abteilung arbeiteten. Heute ist die Zahl auf elf angewachsen. Und der 50-Jährige, der kürzlich zum Vizepräsidenten des weltweit größten Dachverbandes Ästhetischer und Plastischer Chirurgen wurde, geht nicht davon aus, dass sein Personalbedarf künftig geringer werden wird. Gerade für Operationen auf dem Feld der Körperstraffungen sieht der Fachmann für die Zukunft weiteren Zuwachs.
Die Zahl der Operationen, bei denen nach extremem Gewichtsverlust herunterhängende Haut entfernt wird, hat in den vergangenen Jahren aufgrund ungesunder Ernährung zugenommen. Irgendwann verordnet der Arzt die Diät – und dann folgt zumeist noch eine Operation durch den plastischen Chirurgen.
Vier Ärzte gleichzeitig
„Da kommen Patienten, die 50 Kilo und mehr abgenommen haben“, sagt Richter. Gerade haben er und sein Team einen Patienten operiert, der 100 Kilo abgespeckt hat. Die Fortschritte, die die Medizin auf diesem Gebiet mache, seien enorm. Früher war für die Operationen an Brust, Bauch, Po und Schenkeln einzelne Operationen nötig, heutzutage werde dies an einem Tag erledigt. Richter: „Da operieren vier Ärzte gleichzeitig.“ Für den Patienten sei dies besser, weil nur eine Narkose nötig sei.
6000 Operationen verzeichnet das Wesselinger Krankenhaus jährlich, 1600 davon absolvieren Richter und sein Team, 75 Prozent der Patienten sind Frauen. Auf Platz eins der Operationen stehen Lidstraffungen. „Das ist unser täglich Brot“, sagt Richter, rund 500 bis 600 Operationen sind es davon im Jahr, Brustoperationen nehmen die Wesselinger Fachleute rund 300-mal im Jahr vor, etwa genauso oft operiert Richter am sogenannten Basedow'schen Syndrom, gemeinhin unter Glubschaugen bekannt, einem Spezialgebiet des Wesselinger Krankenhauses.
Richter und seine Kollegen reparieren auch häufig das, was andere Kollegen ohne die entsprechende Fachausbildung verbrochen haben, zum Beispiel Augenlider, die sich nicht mehr schließen. Sein Rat, bevor sich ein Patient in die Hände eines Schönheitschirurgen begibt: „Immer den Hausarzt fragen, der kann meistens einen gut ausgebildeten plastischen Chirurgen empfehlen.“
Richter, der in Mönchengladbach wohnt, studierte in Köln und Freiburg und ging im Anschluss als Assistenzarzt nach Brasilien, um bei einem der weltweit führenden plastischen Chirurgen zu lernen, Professor Ivo Pitanguy. Den Körperkult, der im Land des Sambas herrscht, muss aber auch Richter ein klein wenig belächeln. Vom Schaulaufen an der Copacabana konnte er sich kürzlich noch überzeugen. Denn die Wahl zum Vizepräsidenten fand in Rio de Janeiro statt. Dort traf er auch seinen alten Lehrer wieder. „Mit dieser Ehrung aus Rio zurückzukehren, bei der Amtsübergabe vor mehreren Tausend Kollegen zu stehen und die brasilianische Nationalhymne zu hören, war schon sehr ergreifend.“