Viele Vereine suchen noch Wagenengel für den Karneval. Matthias Moldenhauer erzählt, warum der Job so schön ist.
KarnevalszugWagenengel in Wesseling zu sein, ist ein Traumjob
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Manchmal geraten die Wagenengel auch in ein wahres Schneegestöber, wie hier 2023 in Erftstadt-Dirmerzheim.
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„Als Wagenengel erlebt man den Straßenkarneval hautnah“, schwärmt Matthias Moldenhauer (55). Als Begleiter von Karnevalswagen ist er seit 2019 aktiv, um in den Zügen für mehr Sicherheit zu sorgen. „Für mich ist es ein richtiger Traumjob“, sagt er. Die allermeisten Menschen erlebe er bei bester Laune und voller freudiger Erwartungen auf einen guten Fang. „Als Wagenengel schaue ich den Kindern in der ersten Reihe des Karnevalszugs direkt in ihre strahlenden Augen und höre ihre begeisterten Rufe nach Kamelle unmittelbar am Ohr“, erzählt er.
Aus nächster Nähe erlebe er auch all die vielen Menschen, die entlang des Zugwegs mit Freunden und Familien fröhliche Partys feiern. „Für mich ist das der wahre und echte Karneval“, so Moldenhauer. Inzwischen habe er auch seinen Sohn Max (25) für den Job als Wagenengel begeistern können. „Er zählt seit 2020 mit zum Engelteam der Großen Wesselinger Karnevalsgesellschaft“, so der 55-Jährige.
Bisher wurde sie immer zusammen an einem Wagen eingesetzt. „Meistens gehe ich auf der rechten Seite, Max auf der linken – auf Höhe der Achse, dort, wo der Anhänger am Traktor angespannt ist“, fügt er hinzu. Als Wagenengel schützt er die Zuschauer davor, nicht unter die Räder der großen Festwagen zu geraten. Immer wieder fallen auch Süßigkeiten unter den Wagen. „Dann müssen die Wagenengel ganz besonders gut darauf achten, dass die Kinder und Erwachsenen den Kamellen nicht hinterherrennen.“
Kurven sind gefährlich
Gefährlich seien auch die Kurven und die Abschnitte, wo die Zuschauer sehr eng beieinander stehen. Doch die meisten Menschen treten schon ganz von alleine beim Anblick seiner 106 Kilogramm kräftigen Statur einen oder mehrere Schritte zurück. Nur manchmal müsse er sich ein bisschen aufbäumen. „Dann wird die Lücke zwischen Festwagen und den Jecken automatisch größer.“ Schön findet Moldenhauer auch, dass ihn viele am Wegesrand schon als Wagenengel kennen und in den Arm nehmen.
Moldenhauer findet, dass die Wesselinger Karnevalisten ihr Herz am richtigen Fleck haben. Er kommt eigentlich aus Bremen, fühlt sich hier in den karnevalistischen Hochburgen absolut wohl. „Ich erlebe die meisten Menschen hier in Wesseling als freundlich und sehr hilfsbereit“, erklärt er. Den rheinischen Karneval lernte er 1992 in Köln-Sülz kennen, als ihn Freunde anwarben, um den Bagage-Wagen im Kinderzug durchs Viertel zu fahren. „Ich war für den Transport des Wurfmaterials zuständig“, erklärt er.
Mehrere Jahre fuhr er fortan im Zug mit. Irgendwann waren die Kinder der Freunde jedoch zu groß für den Kinderzug – die aktive Teilnahme am Karnevalszug schlief ein. Auch deswegen freute er sich, als er 2019 vom Aufruf der Großen-Wesselinger-Karnevalsgesellschaft (Gro-We-Ka) hörte, die damals Wagenengel für den Sonntagsumzug suchten. Obwohl er schon ein Jahr zuvor aus Wesseling wieder zurück nach Köln gezogen war, hat er sich gemeldet und zählt seitdem zum Team der Wagenengel der Gro-We-Ka.

Wagenengel Matthias Moldenhauer mit seinem Sohn Max.
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„Für Wagenengel gilt 0,0 Promille Alkohol“, erklärt er. In Wesseling treffen sich die Wagenengel lange vor Zugbeginn. Von den jeweiligen Gesellschaften und Vereinen bekommen sie dann letzte Instruktionen und eine Warnweste. Je nach Größe sollte jeder Festwagen von vier bis sechs Wagenengel geschützt werden. Wie die meisten Vereine zahlt auch die Gro-We-Ka ihren Wagenengeln eine Aufwandsentschädigung. „Das ist schön verdientes Geld“, lächelt Moldenhauer.
Wer den Straßenkarneval mit allen Facetten und in seiner ganzen Vielfalt erleben möchte, dem empfiehlt er unbedingt den Job des Wagenengels. Die Chancen, diesbezüglich noch einen Job für die tollen Tage zu finden, sind groß.
Helfer werden noch gesucht
Immer noch sind etliche Vereine im Rhein-Erft-Kreis auf der Suche nach Wagenengeln, unter anderem in den sozialen Netzwerken. „Wir könnten noch mindestens zwei Wagenengel gebrauchen“, erklärt zum Beispiel Jochen Eberspächer, Geschäftsführer der Ehrengarde der Stadt Hürth. Auch der TuS Wesseling sucht noch Wagenengel, ebenso wie die Organisatoren des Karnevalszugs in Pulheim-Dansweiler.
Auch aus Erftstadt wurden Engel-Suchmeldungen veröffentlicht. Das Mindestalter haben einige Karnevalsgesellschaften auf 16 Jahre gesetzt. Die meisten Vereine suchen jedoch Wagenengel ab 18 Jahren. So wie in Wesseling müssen zumeist die Vereine die Wagenengel für ihre Festwagen selber suchen und bezahlen.
Die Veranstalter der Umzüge in den Ortschaften und Städten müssen sicherstellen, dass jeder Wagen, der durch Motorkraft oder von einem Tier bewegt wird, auf jeder Seite mit mindestens einem Wagenengel abgesichert wird. Gebraucht werden zwei, mitunter sogar drei Wagenengel pro Seite, wenn der Festwagen zwölf Meter oder länger ist. Die Kontrolle übernimmt in den meisten Fällen die jeweilige Zugleitung.