Wasserschutz in WesselingSo sorgt die Durchwachsene Silphie für besseres Grundwasser
Wesseling-Urfeld – Ein gelbes Blütenmeer ziert in diesem Sommer ein Feld in Urfeld. Doch die gelben Pflanzen sind kein Raps oder Sonnenblumen, sondern die „Durchwachsene Silphie“, eine Pflanze, die ursprünglich in den gemäßigten Zonen von Nordamerika und Kanada heimisch ist, aber auch in unseren Gefilden gut kultiviert werden kann.
Was die „Durchwachsene Silphie“ hier zu suchen hat, erklärt Tim Kollath, Wasserschutzberater von der Landwirtschaftskammer NRW. „Die Silphie wächst hier jetzt im zweiten Jahr auf einem Feld von zwei Hektar. Ziel ist es, dass die Pflanze mit ihren tiefen Wurzeln mineralischen Stickstoff aus dem Boden zieht und damit verhindert, dass er ins Grundwasser gelangt.“
Vor 20 Jahren noch 220 Milligramm Nitrat pro Liter
Das Projekt „Gelbe Blüten für besseres Grundwasser“ haben der Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel, 34 Landwirtinnen und Landwirte und die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen im Arbeitskreis für Gartenbau, Landwirtschaft und Wasser im Wasserschutzgebiet Urfeld (GLWU) ins Leben gerufen.
Nitrate gelangen durch Düngungen der nahe gelegenen Landwirtschaft in den Boden und werden über Jahre hinweg langfristig ins Grund- und damit ins Trinkwasser gespült. „Vor rund 20 Jahren waren wir hier noch bei 220 Milligramm Nitrat pro Liter“, sagt Kollath. „Heute sind wir bei etwa 100 Milligramm. Doch wir müssen noch auf 50 kommen, das ist der Grenzwert.“
Trinkwasser wird seit mehr als 100 Jahren in Urfeld und Umgebung gewonnen
„In dieser Gegend wird schon seit über 100 Jahren Trinkwasser gewonnen“, sagt Dr. Wolfgang Paulus, stellvertretender Verbandsvorsteher des Wasserbeschaffungsverbands. „Die Brunnen, aus denen wir Trinkwasser beziehen, sind in der Nähe von Feldern, auf denen nach wie vor intensive Landwirtschaft betrieben wird. Im Trinkwasser selbst sind wir bei 20 bis 25 Milligramm pro Liter, was ein ganz guter Wert ist.“
Dennoch solle langfristig die Trinkwasserqualität erhalten bleiben. Dazu trage die „Durchwachsene Silphie“ bei. Die Pflanze hat jedoch weitaus mehr Vorteile als ein tiefes Wurzelwerk. Sie erträgt auch Trockenzeiten relativ gut, da sich in ihren Blattkelchen Wasser ansammelt, das sie nutzen kann, wenn sie keines aus dem Boden bekommt.
Die Durchwachsene Silphie wird auch für Biogasgewinnung genutzt
„Zudem ernte ich die Silphie für die Verwertung in der Biogasanlage“, berichtet Landwirt Alexander Bernartz, der das Feld bebaut. Die Silphie könne gut als Energiepflanze genutzt werden und biete im Vergleich zum Mais einige Vorteile. „Mais muss jedes Jahr neu gesät und umgeworfen werden“, sagt Bernartz.
„Die Silphie ist eine Dauerkultur. Im besten Fall wächst sie bis zu 20 Jahre. Sie wird jedes Jahr geerntet, sät sich selbst, ist gut für die Bienen und Insekten und macht weniger Arbeit.“ Die Silphie müsse nach einer Anfangsdüngung nicht mehr behandelt werden, was ebenfalls den Boden schone.
„Wir müssen einen langen Atem haben“
Im Vergleich zum Mais liege die Gasausbeute zwar nur bei etwa 75 Prozent, doch die einfache Pflege der Silphie gleiche das wieder aus. „Ich glaube, dass man langfristig Mais durch die Silphie ersetzen könnte“, sagt der Landwirt.
„Die aktuelle Zeit zeigt, wichtig Wasser ist und wie wichtig auch die Landwirtschaft ist“, sagt Anna Maister von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. „Wir wollen unsere Ernährung und unsere Energie sichern – und bei diesem Projekt werden Landwirtschaft und Wasser zusammengebracht.“
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Messbare Ergebnisse der Nitratreduzierung werde es in 15 bis 20 Jahren geben, sagt Kollath. „Unsere Nitratwerte sind auf einem guten Weg“, sagt Paulus. „Doch wir müssen einen langen Atem haben.“