Gesprächsrunden mit dem WeihbischofRolf Steinhäuser trifft Gläubige in Wesseling

Mit dem Fahrrad in der Rikscha ging es mit dem Weihbischof im Tross durch Wesseling.
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Wesseling-Berzdorf – Pater Jürgen Ziemann musste ordentlich in die Pedale treten. Vorne in einer Art Rikscha hatte auf seinem speziellen Fahrrad nämlich Weihbischof Rolf Steinhäuser (70) Platz genommen. Ihn kutschierte Ziemann zunächst vom Ahle Kluster in Wesseling bis nach Berzdorf zu Gut Hagenhof. Dort wurde der Weihbischof bereits von einigen Gläubigen erwartet.
Im Mai und Juni ist der Weihbischof auf Visitation im neuen Sendungsraum Brühl-Wesseling unterwegs. Um dabei nicht nur die Offiziellen zu besuchen, sondern auch mit den Gemeindemitgliedern ins Gespräch zu kommen, reiste der Weihbischof mit der Rikscha durch die Städte, vergangene Woche durch Brühl – am Mittwoch durch Wesseling.Die Idee dazu hatte das Pastoralteam des Sendungsraums. „Wir wollten, dass der Weihbischof auch einmal dort hinfährt, wo er sonst nicht ist“, erklärte Pfarrvikar Heribert Müller. Ziel sei die zwanglose Begegnung mit den Menschen vor Ort.
Diskussionsmöglichkeiten kamen gut an
Das kam an. Gut fanden die teilnehmenden Gemeindemitglieder auch die verschiedenen Themen, über die bei den drei in Wesseling geplanten Stopps diskutiert wurde.
Auf Gut Hagenhof wurde über Ökologie, Nachhaltigkeit, Frieden und Gerechtigkeit gesprochen, später an der Kirche St. Marien war Kirche und Gesellschaft im Jahre 2037 Thema, bevor es am Abend in Urfeld um Senioren und das Leben Alter ging.
„Ich finde die Themen alle sehr wichtig, aber auch super interessant“, erklärte Karin Odenbach (56) aus Berzdorf ihr Kommen. Bevor jedoch die Diskussion losging, genoss es der Bischof, in gemütlicher Runde einen Kaffee zu trinken. Den Einstieg ins Thema gab Pater Ziemann, als er den Anwesenden von der Geschichte des Hagenhofs berichtete, in dem seit den 1950er-Jahren die Familie Lettmann – inzwischen in der dritten Generation – zu Hause ist. „Bis 1802 gehörte der Hagenhof zum Kölner Stift St. Gereon und war noch im 19. Jahrhundert von zentraler Bedeutung für die Region“, so Ziemann.
Weihbischof: Fragen der Zeit seien für die Kirche ein langer Reifeprozess
Vom klassischen Landwirtschaftsbetrieb mit Schweinezucht, Milchvieh- und Hühnerhaltung habe sich der Hof heute zu einem modernen Unternehmen entwickelt, das auf den Anbau von Äpfeln, Birnen und Sauerkirschen setzt und die Produkte selber vermarktet.
„Es ist schön zu sehen und zu hören wie sich das Leben hier auf dem Hof im Verlauf der Jahre immer wieder geändert hat“, lobte der Weihbischof. Auch die Kirche müsse sich den Fragen der Zeit stellen – es sei aber ein langer Prozess der noch am Reifen ist.
Gläubige wünschen sich energetische Sanierung von kirchlichen Gebäuden
Dabei mangelt es den Menschen im Sendungsraum Brühl-Wesseling nicht an Ideen. Einige wünschen sich zum Beispiel, dass kirchliche Gebäude energetisch saniert und ihre Dächer für die Stromgewinnung genutzt werden. „Aber die Kirche ist schwerfällig“, gab Gerhard Mertens zu bedenken. Sie sei keine Jolle die mal eben so wendet. Vielmehr gäben viele Entscheidungsträger den Kurs vor. „Und es werden immer mehr, die mitentscheiden wollen“, ergänzte der Weihbischof.
Angesprochen auf die insgesamt 16 Kirchen in Brühl und Wesseling sagte er: „Ohne Schließungen von Kirchen wird es vermutlich nicht gehen.“ Gleichzeitig betonte der Weihbischof, dass diesbezüglich noch nichts entschieden ist.
Saisonale Produkte nicht mehr während des ganzen Jahres anbieten
Ein Thema war natürlich auch die Landwirtschaft. Viele der Teilnehmenden wünschen sich ein Umdenken in der Gesellschaft für regionale und saisonale Produkte, damit verschiedene Obst- und Gemüsesorten nicht rund ums Jahr in den Supermärkten angeboten werden. Auch über die landwirtschaftlichen Anbauflächen wurde gesprochen, die aufgrund der immer neuen Baugebiete insbesondere in Ballungsgebieten immer kleiner werden.
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„Trotzdem bauen wir ja sogar noch für unseren Luxus an“, wusste Pfarrer Heribert Müller und erwähnte Kartoffeln für die Chips- und Pommes-Frites-Produktion. Nachhaltig und ökologisch finde er das nicht.