Die Unterkünfte für Geflüchtete sind belegt. Das Schulschwimmbad als Unterkunft und ein Standort im Gewerbegebiet lehnen Bürger ab.
Kritik an RathausWiderstand in Wesseling gegen Standorte für Geflüchtete wächst
Zwei Vorhaben, die die Verwaltung in der Ratssitzung am nächsten Dienstag einbringen wird, beschäftigen derzeit viele Menschen, Vereine und die Politik in Wesseling. Angesichts der steigenden Zahl von geflüchteten und Asyl suchenden Menschen, die Wesseling vom Land Nordrhein-Westfalen zugewiesen werden, schlagen die Verantwortlichen um Bürgermeister Ralph Manzke (SPD) vor, das Schulschwimmbad, das wegen des technischen Erhaltungsaufwands in der kommenden Zeit nicht weiter betrieben werden könne, für Geflüchtete umzubauen.
Die Herrichtung sei in wenigen Wochen möglich. In dieser Zeit könnte mit den Schulen und Vereinen ein neuer Belegungsplan für das Gartenhallenbad, in dem zwei Becken für den Schulsport zur Verfügung stünden, abgestimmt werden.
Auch die DLRG und der TuS Wesseling nutzen das Schwimmbad
In Abwägung mit der Variante, Geflüchtete in Turnhallen unterzubringen, argumentiert die Verwaltung, dass der Wegfall des Bads deutlich besser zu kompensieren sei als Belegung von Hallen. Sollte der Ratsbeschluss nicht gefasst werden, sei es nach Verwaltungsangaben unausweichlich, die Halle Urfeld für die temporäre Unterbringung von Geflüchteten zu schließen und vorzubereiten.
Neben Schulen gehören die DLRG und der TuS Wesseling zu den regelmäßigen Nutzern des Schulschwimmbads. Wenn diese Sportstätte geschlossen werde, fehle Raum für den Sport für Kinder und Jugendliche, betont der Sprecher des TuS, Alex Matthes. „Wir sprechen uns gegen die Schließung des Schulschwimmbads aus.“ Der Verein hätte sich von der Stadt im Vorfeld eine Kommunikation dazu gewünscht. „Wir wissen, dass das für alle Beteiligten keine einfache Situation ist und hoffen, dass eine für alle Seiten passende Lösung gefunden werden kann“, ergänzt Andreas Schneider, der Leiter der Ortsgruppe Wesseling der DLRG.
Gegen die Schließung des Schwimmschulbads sprechen sich ebenso Vertreter der Stadtschulpflegschaft aus, die ihre ausführliche Position in den sozialen Medien veröffentlichten. Das würde zu einer erheblichen Einschränkung des Schwimmsportangebots in Wesseling führen, von der auch das Öffentlichkeitsschwimmen stark betroffen wäre, argumentieren die Elternvertreter – und verweisen auf einen Rückstand der Kinder beim Erlernen der Schwimmfähigkeit nach der Pandemie. Zudem bezeichnen sie die Kommunikation der Stadtverwaltung als unzureichend.
„Über eine derart akut anstehende Sanierung, dass ein Weiterbetrieb nicht möglich sei, wurden weder der Schulausschuss, noch der Sportausschuss im Vorfeld informiert. Auch wurden keine Sanierungskonzepte oder Alternativen präsentiert und diskutiert. Hier hat die Stadtschulpflegschaft Wesseling mit den Umbauvorhaben im Schulcampus sowie bei dem Zukunftsplan Wesselinger Grundschulen im Schulausschuss andere Erfahrungen gemacht“, heißt es. Die Stadtschulpflegschaft habe in einem Schreiben an den Bürgermeister Alternativvorschläge unterbreitet.
In einer jeweiligen Stellungnahme bemängeln auch die CDU- und die FDP-Fraktion scharf, dass das Thema nicht in den zuständigen Fachausschüssen beraten worden sei. „Bautechnisch gibt es sicherlich gute Gründe, auf die Sanierung des Bads zu verzichten. Aber hätte das nicht in die Gesamtbetrachtung des Haushalts gehört“, sagt Paul Hambach von den Christdemokraten.
Das kritisierte auch die FDP-Fraktion. Vor dem Hintergrund, so die FDP weiter, dass sich Schwimmzeiten für alle auch allein mit dem Gartenhallenbad darstellen ließen, sei die Aufgabe des Schulschwimmbads „eine vernünftige Option“. Die SPD befindet sich noch in der Abstimmung. Die Grünen ließen eine Anfrage unbeantwortet.
Um die Unterbringung von Geflüchteten geht es auch in einer zweiten Vorlage, die die Verwaltung in den Rat einbringen will. Sie sieht vor, einen Gebäudekomplex auf dem städtischen Grundstück an der Berggeiststraße im Gewerbegebiet für 100 bis 150 Menschen zu errichten. Dieses Vorhaben rief die Interessengemeinschaft Wesseling-Berzdorf auf den Plan, die sich dagegen ausspricht. Auf der Online-Plattform Change.org hat die Initiative eine Petition gestartet. „Wir distanzieren uns ausdrücklich von jeglicher Fremdenfeindlichkeit“, betonen sie eingangs.
Die Interessengemeinschaft plädiere dafür, Bauten an eine bereits fertig gestellte Flüchtlingsunterkunft in Berzdorf anzuschließen oder diese zu erweitern, um das Gewerbegebiet weiterhin für Kleingewerbe zur Verfügung zu stellen, da Wesseling dringend auf Gewerbeeinnahmen angewiesen sei.