Rhein-Erft-Kreis – Durch den Raum C10 im Bedburger Silverberg-Gymnasium schnurrt ein leises Surren. Den Schülern des Differenzierungskurses Bio und Chemie fällt das Geräusch womöglich schon gar nicht mehr auf. Der weiße Beamer an der Decke wirft ein helles Licht auf die weiße, glatte Oberfläche an der Wand unter ihm. Links daneben steht eine Schülerin an einem ebenfalls weißen Gerät, das einem Teleskop ähnelt. Sie hält ein Papier-Modell unter das Gerät, das sich als Dokumentenkamera entpuppt. Auf der weißen, glatten Tafel – dem Whiteboard – sind jetzt das Modell und ihre Hand zu sehen. Beamer, Dokumentenkamera und Whiteboard anstatt Projektor und Kreidetafel – die Digitalisierung ist längst im Schulalltag angekommen.
„Durch die digitalen Medien sind wir einfach mehr in der Lebenswelt der Schüler“, sagt Thomas Schmidt, Lehrer am Silverberg-Gymnasium. Er ist im Kollegium Ansprechpartner für die neuen Unterrichtsmittel. Bisher gebe es acht solcher umfassend ausgestatteten Räume in der Schule, dazu fünf Laptop-Wagen mit jeweils 16 tragbaren Computern – in jedem Schultrakt einen. Für den Fachbereich Musik und Kunst sogar noch Tablets.
„Bis 2020 soll jeder Raum mit den grundlegenden Medien ausgestattet sein“, sagt Schmidt. Damit meint er Whiteboards, Beamer und ein Laptop. Außerdem sei in Planung, ein WLAN-Netz auch für Schüler einzurichten. Bisher gibt es das nur für die Lehrer. Dafür fehle noch die Glasfaseranbindung.
„Die Kinder finden das richtig gut“, sagt der Lehrer. Sie hätten Spaß daran, die Medien selbst zu bedienen. „Das ist auch reizvoll, weil es etwas Neues ist.“ Für ihn ist die Ausstattung praktisch. Er habe alle Medien an einem Fleck: Musik, Videos, das Internet – und alles ist vernetzt. Außerdem sichere er die im Unterricht erarbeiteten Daten, sodass sowohl er als auch die Schüler von zu Hause aus darauf zugreifen könnten. „Natürlich sind das technische Geräte, manchmal funktioniert auch etwas nicht“, erklärt er. Man befinde sich noch ein wenig in der Findungsphase.
Nicht alle Kollegen würden die technischen Neuerungen so problem- und bedenkenlos aufnehmen wie die Schüler. Neben den obligatorischen Schulungen für alle Lehrer stellt sich Thomas Schmidt auch noch für individuelle Beratungen seiner Kollegen zur Verfügung.
„Gute Schule 2020“
Ähnlich gut ausgerüstet ist das Karl-Schiller-Berufskolleg in Brühl. Hier sind 15 Räume bereits mit Whiteboard, Laptop, Beamer und Dokumentenkamera ausgestattet. Bis Ende 2019 sollen es alle sein, berichtet Schulleiter Alex Burchard. Die gute Ausstattung verdanke die Schule der Förderung aus dem Landesprogramm „Gute Schule 2020“. „Wir wollen in die Infrastruktur investieren, von der wir dann lange etwas haben“, sagt der Schulleiter. Schüler sollen sich dort mittelfristig mit eigenen Tablets am Unterricht beteiligen. „Insgesamt verbessert die Digitalisierung die Effizienz ungemein“, sagt Peter Orthey, Lehrer am Berufskolleg. Auch unter Kollegen: Auf einer Onlineplattform könne man sich beispielsweise Fragen und Anregungen bei anderen Lehrern holen. „Der Austausch hebt die Teamarbeit auf ein ganz anderes Niveau“, pflichtet Silke Goldmann ihrem Kollegen bei.
Am Karl-Schiller-Berufskolleg schreiben die Schüler sogar Online-Tests über die digitale Lernplattform „Ilias“, die zum Beispiel auch an der Kölner Universität benutzt wird. Hier hat jeder Schüler seinen eigenen Zugang und kann zum Beispiel auch Hausaufgaben hochladen.
Grundschulkinder sollen Grundlagen des Programmierens lernen
Zur Digitaloffensive des Landes gehört auch, dass Grundschulkinder die Grundlagen des Programmierens lernen, so wie in der Wendelinusschule in Hürth-Berrenrath. Dort gibt es eine von Schulleiterin Petra Dickes geleitete AG für Viertklässler, in der die Schüler an „Calliope mini“-Computern programmieren lernen. 25 dieser sternförmigen Rechner hat die Schule angeschafft.
Man wolle bei den Kindern die Neugier darauf wecken, zu erkennen, was hinter den digitalen Medien stehe. Und die Kinder sollen lernen, dass ein Computer nur so gut sei, wie man ihn programmiert habe. Die AG ist freiwillig, die Resonanz allerdings riesig.
Für eine gute Ausstattung würde sich die Schulleiterin über Tablets freuen. Sie wisse aber auch, dass der Schulträger – die Stadt – daran arbeite.