Ralph Manzke, Bürgermeister von Wesseling, wird im Interview mit Jörn Tüffers nach der Zwischenbilanz im Amt befragt.
„Wir sind auf einem guten Weg“Ralph Manzke über ambitionierte Projekte und das Problem, Grundstücke zu finden
Ralph Manzke ist im Oktober vergangenen Jahres zum Bürgermeister von Wesseling gewählt worden, nachdem der vorherige Amtsinhaber Erwin Esser aus gesundheitlichen Gründen ausgeschieden war.
Jörn Tüffers sprach mit dem SPD-Mann, um nach der Hälfte der Wahlperiode eine Zwischenbilanz für Wesseling zu ziehen und einen Ausblick bis zur nächsten Kommunalwahl im Herbst 2025 zu werfen.
Herr Manzke, fühlt sich ein halbes Jahr im Amt schon an wie zweieinhalb Jahre?
Es ist in der Tat ein Job, der einen auslastet. Und noch immer sammele ich natürlich viele neue Erfahrungen und knüpfe Kontakte. Aber ich fuchse mich da rein.
Was war der bewegendste Moment bislang in Ihrer Zeit als Bürgermeister?
Der ist noch sehr frisch. Als ich am Donnerstag zum Frühschwimmen im gerade wieder eröffneten Gartenhallenbad gewesen bin, sah ich von meiner Bahn aus, wie gerade die Sonne aufging. Und das kann man durchaus im übertragenen Sinne verstehen: Denn in den vergangenen Wochen bin ich immer wieder gefragt worden, ob das Bad wirklich wie geplant wieder öffnen wird. Und schon jetzt lässt sich sagen: Von den Frühschwimmern wird es gut angenommen.
Was war der traurigste Augenblick?
Ein Ereignis sitzt ganz tief: Das ist der Tod des jungen Mannes, der vor wenigen Wochen nachts in Wesseling überfahren worden ist. Bei seiner Beerdigung konnte keiner seine Tränen zurückhalten, auch ich nicht. Es ist immer schlimm, wenn ein Mensch auf diese Weise und so plötzlich aus dem Leben gerissen wird. Aber wenn er noch so jung ist, ist es besonders tragisch. Möglicherweise werden wir nie erfahren, was geschehen ist, sollte der Unfallfahrer nicht ermittelt werden. Das wäre für die Eltern des Jungen und seine Freunde eine zusätzliche Belastung. Was mir zu denken gibt, ist der Egoismus, der sich bei vielen Menschen breitmacht. Und das erleben wir nahezu täglich im Straßenverkehr. Es wird sich nicht an Verbote gehalten, Geschwindigkeitsbegrenzungen werden ignoriert – und dann kann ein Auto zu einem Tötungsinstrument werden.
An dieser Stelle muss jedes andere Thema wie ein Bruch wirken. Dennoch: Haben Sie sich das Bürgermeister-Dasein so vorgestellt, wie Sie es erleben?
Die Rahmenbedingungen waren mir ja nicht unbekannt. Ich habe auch in meiner frühere leitenden Position bei der Polizei immer gern und viel gearbeitet. Menschen zu führen ist für mich daher nichts Neues. Neu dagegen ist es, die Stadt Wesseling zu repräsentieren. Dazu versuche ich, möglichst viele Termine wahrzunehmen und Veranstaltungen zu besuchen – um auch die zu erreichen, die nicht gewählt haben. Und das waren leider zwei Drittel der Bürgerinnen und Bürger. Zudem kommt die politische Komponente hinzu. Auch wenn ich nicht derjenige bin, der über Investitionen entscheidet, so kann ich doch Dinge anstoßen und moderiere politische Prozesse.
Nun sind Sie sinnbildlich auf einen fahrenden Zug aufgesprungen. Wie viel Raum lässt dies, eigene Ideen zu verwirklichen?
Ich bin nicht mit der Vorstellung angetreten, dass ich hier alles auf links drehen werde. So verstehe ich meine Aufgabe zum einen nicht, zum anderen sind ja viele Prozesse schon angestoßen worden.
Welche sind das?
Das ist die Fertigstellung des Gartenhallenbads, die Fußgängerunterführung, der Bürgerbahnhof, die Einrichtung einer Gesamtschule und der Bau einer neuen Feuerwache. Das sind alles sehr ambitionierte Projekte. Ein Stück weit enttäuscht bin ich darüber, wie schwierig es ist, Grundstücke zu akquirieren, beispielsweise für den Bau neuer Kitas, die wir dringend brauchen. Was ich da von manchen Eigentümer höre, lässt mich schlucken und ist nicht zitierfähig.
Ist die Stadt Wesseling in den vergangenen zweieinhalb Jahren lebenswerter geworden?
Um das zu bejahen, müssten die genannten Projekte, die in der Pipeline sind, fertig oder zumindest sichtbar werden. Dann würde ich es auf jeden Fall bejahen, dass wir auf einem guten Weg sind.
Sie sind für acht Jahre gewählt worden, müssen 2025 anders als Ihre Kolleginnen und Kollegen in den anderen Städten nicht antreten. Der SPD wird daher ein Gesicht, ein Aushängeschild fehlen.
Das geht den anderen Parteien ja auch so. Aber im Gegensatz zu denen hat die SPD in mir einen amtierenden Bürgermeister. Das kann ein Vorteil sein. Zudem bin ich mir sicher, dass wir mit unseren Inhalten wie sozialer Gerechtigkeit gut punkten werden.