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Wanderung zum Wunschbaum im VillewaldVerraten Sie uns Ihre Wünsche für das Jahr 2021

Lesezeit 5 Minuten

Der Lucretiasee mutet besonders bei Nebel mystisch an.

Rhein-Erft-Kreis – Alleine schon die Vorstellung, dass Wünsche Wirklichkeit werden können, klingt verlockend. „Das wäre fantastisch“, sagt auch Revierförster Uwe Fandler. Eine Garantie auf eine Wunscherfüllung übernimmt er zwar nicht, doch der Revierförster kennt im Villewald eine unscheinbare fast schmächtig wirkende Tanne. „Es ist ein Wunschbaum“, sagt Fandler. Noch hängen an ihren Zweigen nur wenige Zettelchen, auf denen Wünsche für das Jahr 2021 geschrieben stehen.

So wünscht sich eine ältere Frau, die schon über 20 Jahre in ihrem Job arbeitet, endlich eine Gehaltserhöhung. „Und ich wünsche mir einen gesunden Zukunftswald“, sagt Fandler, während auch er einen Wunschzettel an die Tanne hängt.

Zukunftswald: Bäume kommen mit Trockenheit und Hitze gut zurecht

Schon im kommenden Frühling möchte der Landesbetrieb Wald und Holz auf einer etwa 10.000 Quadratmeter großen Versuchsfläche ganz in der Nähe des Heider Bergsees diesen Zukunftswald pflanzen. Dabei sollen ausschließlich Bäumchen in den Boden kommen, die das mediterrane Klima lieben. Zedern zum Beispiel, aber auch Zerreichen, Tulpenbäume, Amberbäume und französischer Feldahorn. „Diese Bäume kommen auch mit der Trockenheit und der Hitze gut zurecht“, erklärt Fandler.

Ein paar Zettel hängen schon am Wunschbaum, eine Frau wünscht sich eine Gehaltserhöhung.

Eine immergrüne Tanne, so wie der Wunschbaum im Villewald, steht allerdings nicht auf der Pflanzliste für den Zukunftswald. Doch der Hitze und der Trockenheit der vergangenen Sommer zum Trotz gedeiht der immergrüne Wunschbaum bisher prächtig. Er steht nur einige Schritte links neben einer besonders dekorierten und immer einladend wirkenden Schutzhütte. „Diese Hütte muss in den 1970er Jahren gebaut worden sein“, meint Fandler. Damals sei der Wald für die Bevölkerung geöffnet und erste Schutzhütten errichtet worden.

Wer jedoch die urige Hütte in der Nähe der Wunschtanne immer so schön schmückt, das vermag auch der Revierförster nicht zu sagen. Elfen, Zwerge und Kobolde habe er im Villewald bisher noch keine gesehen. Auch er geht deswegen davon aus, dass es Menschen sind, denen diese Hütte besonders wichtig ist. „Wer hierherkommt, der sollte diesen Platz genauso verlassen, wie er ihn vorgefunden hat – mit nur einer Ausnahme“, sagt Fandler und zeigt auf den Wunschbaum.

Sechs Kilometer lange Wanderung führt zum Wunschbaum

Ihre Wunschzettel dürfen die Waldbesucherinnen und Waldbesucher, sowie die Leserinnen und Leser dieser Zeitung, natürlich alle an den Wunschbaum hängen. In den ersten Tagen des neuen Jahres wird dann eine Mitarbeiterin der Zeitung losziehen und alle Wunschzettel sorgfältig abhängen und schauen, was so gewünscht wurde.

Das Wünschen ist jedoch mit einer kleinen Wanderung verbunden. Der insgesamt etwas mehr als sechs Kilometer lange Rundweg führt direkt an der Schutzhütte und an der Wunschtanne vorbei. Start ist auf dem großen Parkplatz auf der Straße Am Birkhof in Brühl. Auf der linken Seite ist durch die kahlen Zweige der Bäume der Birkhof deutlich zu erkennen. Nur ein ganz kurzes Stück ist der Weg in den Wald noch asphaltiert.

Bei schönem Wetter ist man auf den Wanderwegen nie lange allein. Unsere Wanderung ist sechs Kilometer lang.

Nach der Linkskurve geht die Straße nahtlos in einen Waldweg über, der schnurstracks in den Villewald führt. Bald schon gelangen wir so zur Kastanienallee. Revierförster Fandler schätzt, dass sie 1959 angelegt wurde. „Mein Vorvorgänger hat die Esskastanien hier gepflanzt“, berichtet Fandler. Und selbstverständlich dürften im Herbst, wenn die Früchte von den Bäumen fallen, auch die Waldbesucher haushaltsübliche Mengen aufsammeln und mit nach Hause nehmen.

Am Ende des Weges gehen wir links. Schon bald ist auf der rechten Seite eine größere Lichtung zu sehen. Dort haben einst stattliche Fichten gestanden. Die heißen und extrem trockenen Sommer haben sie jedoch anfällig für Krankheiten und den Borkenkäfer gemacht. Bereits im März 2020 haben dort deswegen über mehrere Tage fast 100 Freiwillige rund 1000 neue Stieleichen gepflanzt. „Insgesamt hat der Landesbetrieb Wald und Holz in meinem Revier im vergangenen Frühjahr etwa 45.000 junge und heimische Bäumchen in den Wald gesetzt“, berichtet Fandler.

Förster Uwe Fandler am Wunschbaum.

Vorbei an dem Aufforstungsgebiet gehen wir nun die erste Möglichkeit rechts. Nun folgen wir dem geschwungenen Weg vorbei an hohen Tannen, knorrigen Eichen und weiteren Aufforstungsgebieten bis zur weihnachtlich geschmückten Schutzhütte.

Links neben der Hütte ist eine große Feuerstelle und weiter links steht nahe am Waldweg hinter einem Baumstumpf die unscheinbare immergrüne Tanne – unser Wunschbaum. Wer möchte, kann auch mehrere Wünsche an den Wunschbaum hängen und, um sie vor Regen und Nässe zu schützen, in Folie einpacken.

Wanderung im Villewald: So kommen Sie zum Lucretiasee

Nach einer wohlverdienten Pause gehen wir hinter der Schutzhütte links weiter. So stoßen wir auf den Klüttenweg. Der Name erinnert an das ehemalige Kohleabbaugebiet. Denn dort, wo heute Wälder und Seen das Landschaftsbild im Villewald prägen, wurde bis in die 1960er Jahre hinein Kohle abgebaut. Wir gehen links weiter vorbei an sorgsam am Wegesrand aufgestapelten Holzstämmen. „Es sind Stämme unserer von der Hitze und Trockenheit erkrankten Fichten, die hier gestanden haben“, erklärt Fandler.

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Am Ende des Weges gehen wir wieder links und direkt die nächste Möglichkeit rechts. Deutlich ist durch die kahlen Bäume bald auch der Berggeistsee und im weiteren Verlauf der Lucretiasee zu sehen. Wer den Lucretiasee, der gerade bei Nebel mystisch anmutet, aus nächster Nähe betrachten möchte, der folgt dem Weg rechts ein bisschen bergab bis zur Bank, die links am Wegrand steht.

Zurück zum Birkhof gelangen wir, wenn wir nun geradeaus zurück den kleinen Berg hinauf gehen. Hinter der nächsten Kurve sehen wir schon die Birkhof-Kapelle und den Parkplatz.