Auch kleine Veranstaltungen abgesagtCaterer fürchten um ihre Existenz
- Auch für Cateringbetriebe hat das Coronavirus schwerwiegende Auswirkungen.
- Denn als Vorsichtsmaßnahme werden inzwischen nicht nur große, sondern auch kleinere Events abgesagt.
- Die Fixkosten allerdings bleiben.
Rhein-Sieg-Kreis – „Wir führen unseren Betrieb seit 25 Jahren. So etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Von Lohmar-Krahwinkel aus würde Christoph Kappes in diesen Tagen große Veranstaltungen in der Umgebung mit Menüs beliefern, Kunden und Verkäufer von Ständen auf der Eisenwarenmesse verpflegen. Auch für die Filia Rheni, den Eventkatamaran der Bonner-Personen-Schifffahrt, waren Kappes und sein Team gebucht. Weil das Coronavirus sich verbreitet, mehren sich nun die Absagen. Eine Erfahrung, die auch weitere Caterer und Partyservice-Betreiber in diesen Tagen machen.
„Es geht um unsere Existenz“, beschreibt Christine Parker aus Windeck-Leuscheid die dramatische Lage. Bei ihr haben Firmen Seminare abgesagt. Private Veranstalter fragen gleich zu Anfang der Gespräche, bis wann und unter welchen Bedingungen sie ihre Büfetts oder Menüs wieder stornieren könnten.
Angst vor längerer Flaute
Lebensmittel habe sie bislang nicht wegwerfen müssen, berichtet Parker: „Wir kaufen immer alles frisch und können entsprechend schnell reagieren.“ Dennoch muss sie ihr Personal bezahlen und die laufenden Kosten decken. „Ich kann mir vorstellen, dass wir zumachen müssen, wenn es so weitergeht.“
Absagen auch von kleineren Gesellschaften mit 30 bis 40 Personen hat Helene Axt von Tip-Top Service in Much-Marienfeld erhalten. Fortbildungsveranstaltungen seien abgesagt worden, ebenso wie die Aufführungen des „Theater für Jedermann/frau“.
„Im Moment geht es noch“, erklärt Axt, deren Betrieb auch Seniorenheime mit Mahlzeiten beliefert, ein Bistro betreibt und Essen auf Rädern bestückt. Schwierig werde es, wenn die Flaute in der Cateringbranche länger anhalte. „Das ist unsere größte Sorge.“
Entwicklungen abwarten
Der Betrieb ihres Sohnes Peter laufe wegen Urlaubs zurzeit auf Sparflamme, speziell das Catering, berichtet Helene Kraus aus Hennef-Geistingen. Bisher gebe es nur zwei Absagen für kleinere Veranstaltungen. Veränderungen bemerke sie aber in der Metzgerei, berichtet Kraus. „Es kommen weniger Leute.“ Überhaupt seien weniger Menschen auf der Straße unterwegs. Sogar beim Arzttermin komme man schneller dran. „Im Geschäft müssen wir abwarten, wie sich das in den kommenden Wochen entwickelt.“
Auf einen fünfstelligen Betrag rechnet Christoph Kappes seine Verluste in einer Woche hoch. 28 Mitarbeiter arbeiten im Betrieb in Krahwinkel. Zusätzliche Mitarbeiter engagiert er für Messen und andere Veranstaltungen, die meist im Umkreis von 200 Kilometern, aber auch schon mal in Böblingen, Trier oder Brüssel stattfinden. Die Eisenwarenmesse ist abgesagt, Veranstalter wie Netcologne, Kreissparkasse, Postbank und Fraunhofer Institut haben storniert. Für eine Veranstaltung auf der Filia Rheni hatte Kappes schon Lebensmittel eingekauft. „Das eingeschweißte Fleisch haben wir an die Belegschaft des Schiffes verschenkt.“
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In seiner Küche, die am Tag bis zu 3500 Menschen verköstigen kann, hat er in dieser Woche noch eine wissenschaftliche Tagung im Bonner Museum König bekocht. Während weniger Aufträge eingehen und andere auf der Kippe stehen, bleiben Fixkosten wie die für neu angeschaffte Kühlwagen oder eine Klimaanlage.
Offen ist, wie es weitergeht. „In dieser Woche haben sich bei mir drei Köche vorgestellt,“ berichtet Kappes. Angesichts der Personalnot in der Branche würde er sie am liebsten sofort fest einstellen. Doch stapeln sich auf seinem Schreibtisch Anträge auf Kurzarbeitergeld. Ohne staatliche Hilfe, so sieht es jedenfalls zurzeit aus, habe nicht nur seine Branche kaum eine Chance, die Coronakrise lange zu überleben.