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Malteser HilfsdienstJugendliche aus Bad Honnef simulieren Unwetterunglück

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Notfalleinsatz wird geprobt.  

Bad Honnef – Blutüberströmt liegen die vermeintlich Verletzten im Oktober 2022 auf der Wiese am Campingplatz Jillieshof in Himberg, rufen verzweifelt nach Hilfe. Doch es sind viel zu wenig Einsatzkräfte da, Verstärkung ist notwendig. Es ist nur eine Übung, aber eine sehr realistische.

Mit Kunstblut und aufgeklebten Platzwunden stellt der Malteser Hilfsdienst an diesem Samstagnachmittag das Szenario eines Unwetters über einem Campingplatz nach. Der Blitz ist angeblich in ein Zeltlager eingeschlagen. Ein Großzelt ist dabei eingestürzt, der Mast hat mehrere Personen unter sich begraben. Insgesamt gibt es 13 fiktive Verletzte, fünf davon schwer. Sie werden gespielt von Kindern und Jugendlichen der Malteser-Jugend und einem Pfadfinderstamm aus Bornheim.

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"Verletzte" werden versorgt. 

Verbrennungen am Arm und im Gesicht haben die Maskenbildner geschminkt; angenommen werden zudem innere Blutungen im Bauchraum, eine Gesichtsblutung, ein Schädel-Hirn-Trauma und eine eingefallene Lunge, ansonsten Schürfwunden und Knochenbrüche.

Jugendliche spielen in Bad Honnef im Oktober 2022 die vermeintlich Schwerverletzten

„Normalerweise unterstützt der Malteser Hilfsdienst Feuerwehr und Rettungsdienst bei Großschadenslagen, wir nehmen jetzt einfach mal an, dass diese überlastet sind“, sagt Lucca Musconi-Shaw, Gruppenführer der Malteser aus Bad Honnef und Leiter der Übung.

Die Darstellerinnen und Darsteller liegen startbereit auf der Wiese, teilweise unter Zeltplanen. Auch der umgestürzte Zeltmast wird simuliert, ein meterlanger Balken liegt quer auf den Körpern. Ihre Verletzungen sind geschminkt, wirken aber täuschend echt. In der offenen Wunde auf einem Arm etwa steckt sogar ein dicker Splitter. Die Verletzten sind umringt von Ersthelferinnen und -helfern. Das Team der Realistischen Unfalldarstellung, einer Einheit des Malteser Hilfsdienst, kennt sogar einen Trick für echte Tränen: Mit einem Mentholstift unter den Augen fällt das Weinen leichter.

Verletzte müssen zuerst gesichtet werden, bevor die Behandlung beginnt

Auf Kommando geht das Geschrei los. Alle rufen nach Hilfe. Dann fährt der erste Wagen des Katastrophenschutzes vor. Für die Ehrenamtlichen gilt es nun, die Schwerverletzten zu erkennen und zuerst zu behandeln.

Das Rettungswesen in Deutschland sieht dafür bei jedem Ereignis eine sogenannte Sichtung vor. Die zuerst eintreffenden Kräfte beginnen nicht etwa umgehend mit der Behandlung, sondern gehen durch die Reihen und erstellen ein Lagebild. Dazu bekommt jeder und jede Verletzte eine Karte mit einer Farbkategorie umgehängt, aus der die Schwere der Verletzung hervorgeht – und ob das Opfer überhaupt eine Überlebenschance hat.

Panik, Verzweiflung, Entsetzen: Die Atmosphäre ist beklemmend

Für nachrückende Kräfte wird somit klar, wer zuerst behandelt werden muss – für Betroffene nicht unbedingt. Ein Ersthelfer – auch das wird nachgestellt – stürzt auf den Einsatzleiter zu, als dieser sich abwendet und zurück zum Fahrzeug geht. „Sie können doch jetzt nicht weggehen!“, fleht er. Nicht umsonst nennen die Hilfskräfte dies „Chaos-Phase“. Wer so etwas zum ersten Mal sieht, hat ein beklemmendes Gefühl: Die Panik, das Entsetzen, die Verzweiflung. Alles gespielt, und trotzdem surreal.

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Viele Stationen gabe es zum Üben. 

Verstärkung ist notwendig: Aus Meckenheim und Siegburg kommen die Ortsgruppen nach Bad Honnef. „Sie wissen, dass heute die Übung ist, das Szenario wurde aber geheim gehalten. Was passiert ist, erfahren sie erst in diesem Moment über ihre Funkmeldeempfänger“, sagt Musconi-Shaw. Bis dahin müssen die anwesenden Kräfte die Stellung halten. Noch immer wimmern und schreien die Darstellerinnen und Darsteller. Beobachterinnen und Beobachter laufen umher und machen sich Notizen.

Echtes Verbandsmaterial kommt bei der Übung zum Einsatz

Die Einsatzkräfte verwenden echtes Verbandsmaterial, Rettungsdecken und Tragen. Krankenwagen stehen bereit. Nach etwas mehr als einer Stunde sind die meisten Verletzten versorgt, das Team beendet die Übung. „Es ist relativ gut gelaufen: die Phase, in der zu wenig Einsatzkräfte vor Ort waren, wurde überwunden.“

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Großen Respekt hat Musconi-Shaw auch für die Darstellerinnen und Darsteller übrig. „Man kann so etwas auch mit Zetteln üben, auf denen die Verletzung steht. Das ist aber was anderes, als wenn man einen menschlichen Körper vor sich liegen hat, der im Zweifel mit einem spricht.“

Jugendliche zeigen großen Einsatz beim Spielen der Verletzten

Nele Wustmans aus Bad Honnef hat das Spielen großen Spaß gemacht: „Ich war relativ panisch und konnte kein Blut sehen. Und ich sollte hyperventilieren, was ziemlich anstrengend ist – weil, wenn man es nachstellt, fängt man irgendwann wirklich an zu hyperventilieren“, sagt die 16-jährige aus der Malteser-Jugend Bad Honnef. „Man kann sich da selbst ein bisschen reinsteigern und muss gucken, wann man aufhört. Aber als ich endlich behandelt wurde, hat man sich sehr gut um mich gekümmert und mich nicht allein gelassen“, sagt sie.