Der Weihnachtsstollen aus dem Haus von Peter Profittlich genießt eine Art Kultstatus. Das Geheimnis ist die spezielle Mandelkruste.
SpezialitätStollen aus Bad Honnefer Traditionsbetrieb Profittlich gehen in die ganze Welt
Der Rhöndorfer Bäckermeister Peter Profittlich steht neben einer Weltkarte voll kleiner bunter Stecknadelköpfe. Die Philippinen sind dort ebenso markiert wie Australien, Neuseeland, die Vereinigten Staaten oder auch Brasilien.
Genau 42 Länder waren es im vorigen Jahr, in die der heute 64-jährige Bäcker und Konditor seine Stollen lieferte. Rund 13.600 Stück waren es insgesamt, alle in Handarbeit gefertigt. Kein Zweifel: Das Spezialgebäck aus der Rhöndorfer Backstube genießt Kultstatus.
Hochbetrieb in der Rhöndorfer Backstube
In diesen Tagen und Wochen herrscht wieder Stollenhochbetrieb in der Backstube des Fachwerkhauses, das aus dem Jahre 1731 stammt. Peter Profittlich, von den Bad Honnefern wegen seines Engagements für den Ort liebevoll zum Oberbürgermeister von Rhöndorf geadelt, betreibt dort in vierter Generation das Café Profittlich.
Den Grundstein für den Traditionsbetrieb legte 1892 Bäckermeister Stephan Profittlich. Viele große Unternehmen nicht nur aus dem nahen Bonn gehören zu den Abnehmern des Stollens aus dem Hause Profittlich. Privatleute sowieso, die mitunter vor der Bäckerei bis auf die Straße Schlange stehen. Aber auch deutsche Botschaften bestellen den Stollen, berichtet der 64-Jährige, eine Nachwirkung der Bonner Hauptstadtzeiten.
„Jeder einzelne Stollen geht durch meine Hände“, betont der Bäckermeister. Er stelle selbst den Teig her und „falte“ mit den Händen das Gebäck in die typische Stollenform, die das in Windeln gewickelte Jesuskind symbolisieren soll.
Beim Verpacken und Versenden unterstützen Mitarbeiter und viele Aushilfen, insgesamt acht bis neun Beschäftigte sind rund um die Stollenproduktion tätig.
Kriegskamerad aus dem sächsischen Zittau verriet Großvater Profittlich das Rezept
Auf einem Wagen voller Kuchenbleche lagern an diesem Vormittag unterschiedlich große Stollen und kühlen ab, bevor sie verpackt werden. Allein diese Tagesproduktion beläuft sich auf rund 300 Stück. In einem Raum vor der Backstube lagern einige versandfertige Päckchen. „Frankreich“ steht auf dem Zettel an einem der Pakete.
Das Rezept für die Stollen hat, so berichtet es Peter Profittlichs Firmen- und Familienchronik, 1925 ein Kriegskamerad aus dem sächsischen Zittau seinem Großvater Peter Profittlich sen. anvertraut.
Markenzeichen: Mandelkruste
Markenzeichen des Stollens ist aber die Mandelkruste, die Großvater Peter Profittlich zusammen mit seinem Sohn Karl-Heinz Profittlich entwickelt hat. Der Grund: Er ärgerte sich immer über den mit Staub- oder Puderzucker verschmutzten schwarzen Anzug.
„Durch die Mandelkruste ist der Stollen viel besser haltbar und nicht so süß“, sagt Peter Profittlich, der nach eigenen Angaben nie etwas am Rezept verändert hat. Und er achte besonders auf die Qualität der Zutaten.
„Die sind sehr teuer geworden“, berichtet der Bäckermeister, der beispielsweise seine Sultaninen aus Australien bezieht. „Aber es lohnt nicht, an den Zutaten zu sparen. Das merken die Leute.“ So hat der Rhöndorfer Mandelkrustenstollen auch seinen Preis.
30 Euro kostet die Ein-Kilo-Variante. Das sei, räumt der Ur-Rhöndorfer ein, für ein Lebensmittel viel Geld. „Aber es ist auch ein hochwertiges Produkt“, betont Profittlich, der alle seine Waren – etwa auch die 25 Sorten Weihnachtsgebäck – komplett selbst herstellt.
„Knusperhäuschen“ eröffnet am Samstag
Apropos Menschenschlange vor dem Café: Um den Andrang zu entzerren, eröffnet Peter Profittlich an diesem Samstag ab 11 Uhr auf der anderen Straßenseite ein „Knusperhäuschen“. In einem zuletzt leeren Ladenlokal gibt es dann neben den Profittlich'schen Backwaren auch Punsch und Kaffee.
Und im nächsten Jahr steht ein kleines Jubiläum im Rhöndorfer Traditionsbetrieb an: Vor 100 Jahren (1924) hat Großvater Peter Profittlich die damalige Bäckerei um das Café Profittlich erweitert. Auch das hat, wie der Rhöndorfer Stollen, heute eine Art Kultstatus.