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100. GeburtstagWarum Fritz Schild rund 1700 Dächer in Bad Honnef gedeckt hat

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau und ein Mann sitzen nebeneinander, sie hat einen Arm um ihn gelegt.

Der 100-jährige Fritz Schild mit seiner Tochter Erika Fenkes.

Fritz Schild aus Bad Honnef wird heute 100 Jahre alt. Sein Beruf als Dachdecker war sein großes Hobby.

Seinen 100. Geburtstag feiert am heutigen Donnerstag (23. Januar) Fritz Schild aus Bad Honnef. Als er am 23. Januar 1925 in Bitterfeld/ Sachsen-Anhalt das Licht der Welt erblickte, begannen gerade die „Goldenen Zwanziger“. Nach dem Schulabschluss machte er ab April 1939 eine Dachdeckerlehre im väterlichen Betrieb, zu dem auch etwas Landwirtschaft gehörte.

Mit Ausbruch des 2. Weltkriegs war er im Alter von 14 Jahren alleine verantwortlich für das Dachdeckergeschäft und die Landwirtschaft. Bevor er 1943 zur Luftwaffe einberufen wurde, legte er die Gesellenprüfung als Dachdecker ab. Sein Einsatz erfolgte in Frankreich, wo er als Kurier eingesetzt wurde und sich ohne Französisch-Kenntnisse durchschlagen musste.

Flucht aus der DDR ging zunächst schief

Eine Verwundung durch Granatsplitter beendete seinen Einsatz an der Westfront und er kam ins Lazarett. Ende 1945 wurde er aus dem Militär entlassen und ging zurück nach Bitterfeld, wo er 1949 nach dem Besuch der Meisterschule in Lehesten seine Meisterprüfung als Dachdecker ablegte. Inzwischen hatte er Erika Himpel kennen und lieben gelernt und die beiden heirateten am 19. Mai 1950.

Da war schon der Plan gereift „rüber zu machen“, da die Firma in der DDR vom Staat enteignet worden war und Fritz Schild in die kasernierte Volkspolizei eintreten sollte. Angedacht war, die Hochzeitsreise zur Flucht zu nutzen, was jedoch gehörig schiefging und dazu führte, dass sie die Hochzeitsnacht hinter Gittern verbringen mussten. Zwar wurden sie am nächsten Tag wieder freigelassen und erhielten ihre Papiere zurück, aber die 300 Westmark in ihrem Besitz wurden ihnen weggenommen.

Schon 1952 in Bad Honnef Dachdeckergeschäft eröffnet

Sie machten sich nunmehr per Anhalter auf den Weg nach Bad Honnef, wo die jüngste Schwester von Erika Schild bereits lebte. Hier fanden die beiden ein Zimmer in der Selhofer Straße 56 und auch schnell Arbeit. Tochter Erika kam hier zur Welt.

Schon im April 1952 eröffneten sie ihr Dachdeckergeschäft, das gut lief und so hat Fritz Schild rund 1700 Dächer in Bad Honnef während seines Arbeitslebens gedeckt. „Mein Beruf war mein Hobby“, betonte er gern und erinnert sich gern an die Arbeit am „Alten Rathaus“ oder am Adenauerhaus in Rhöndorf zurück.

Drei Jahre später erwarben sie das Nachbarhaus, wo auch die Töchter Monika und Annette zur Welt kamen. Bis das Dachdeckergeschäft 1983 aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben werden musste, kamen noch zwei weitere Neubauten in der Grabenstraße hinzu.

Seit seiner Ankunft in Bad Honnef war Fritz Schild ununterbrochen Mitglied im Orts- und Verschönerungsverein Selhof und seit 1968 im Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde, wo er 1977 zum Baukirchmeister gewählt wurde. Für sein bürgerschaftliches Engagement erhielt er die Dankmedaille der Stadt Bad Honnef.

Vize-Bürgermeister Peter Profittlich kommt zum Gratulieren

Sein Hobby war – neben dem Beruf – das Wandern, ob im Siebengebirge oder im Urlaub in Schwarzwald oder den Alpen. Im Jahr 2007 verstarb seine Frau Erika und im Mai 2010 trat mit Anni Stang eine neue Gefährtin in sein Leben. Gemeinsame Busreisen nach Tschechien und an den Gardasee unternahmen sie gern. Sie verstarb im Februar 2023.

Seit einem Schlaganfall im Jahr 2019 lebt Fritz Schild im Evangelischen Seniorenstift Diacor, wo er nun mit Verwandten und Freunden sein 100. Wiegenfest zusammen mit Vize-Bürgermeister Peter Profittlich feierlich begehen wird.