Aus für Gymnasium auf NonnenwerthEltern und Politik machen Träger schwere Vorwürfe
Bad Honnef/Nonnenwerth – Wut und Enttäuschung – so reagierten am Donnerstag Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrende des Franziskus Gymnasiums Nonnenwerth sowie Kommunalpolitiker aus der Region auf die am Vorabend angekündigte Schließung der Privatschule auf der Rheininsel. Die Betroffenen sind nicht bereit, das Aus des von über 500 Mädchen und Jungen besuchten Gymnasiums hinzunehmen. Gegen den verantwortlichen Schulträger Peter Soliman sollen rechtliche Schritt eingeleitet werden.
Jahrgangsstufe 12 soll noch Abitur machen können
Er hatte mit einem Brief an die Eltern und in einer am Mittwoch gegen 18 Uhr verbreiteten Pressemitteilung erklärt, Nonnenwerth werde zum Ende des Schuljahres „dauerhaft“ geschlossen, die Jahrgangsstufe 12 dürfe noch das Abitur machen, das hänge aber davon ab, ob genügend Lehrkräfte da seien. Die Stufe 11 lud er ein, an der ISR Privatschule in Neuss, die zu seiner International School on the Rhine gGmbH (ISR) gehört, 2022/23 einen internationalen Abschluss zu erlangen.
Noch am Dienstag hatte Soliman, wie berichtet, mit Gremien des Franziskus Gymnasiums zusammengesessen, um über Lösungen für dessen Fortbestand zu beraten. Nach seinen Angaben müsse in dem denkmalgeschützten Bau der Brandschutz für bis zu 20 Millionen Euro erneuert werden, diese Summe könne er nicht stemmen, zumal er bei den laufenden Kosten einen Fehlbetrag von einer Million Euro pro Jahr decken müsse. Die Finanzprobleme seien seit Anfang Juni bekannt, doch niemand sei bereit gewesen, ihn zu unterstützen, klagt der Geschäftsmann in dem Elternbrief.
Beobachter des Dramas um Nonnenwerth vermuten, Soliman habe sich mit der Rheininsel finanziell übernommen. Das Land Rheinland-Pfalz, zu dem sie gehört, gibt Privatschulbetreibern einen Zuschuss von zehn Prozent zu den Sachkosten. Nordrhein-Westfalen, wo Solimans ISR ihren Sitz hat, pauschaliert sie. Schulträger müssen einen Eigenanteil von 15 Prozent bei anerkannten Ausgaben und Baukosten übernehmen.
Schulgemeinschaft für eigenes Brandschutzgutachten
Vertreter der Schulgemeinschaft waren am Dienstag in dem Gespräch im Refektorium des Klosters kooperationsbereit. Sie schlugen unter anderem vor, in Eigenregie ein neues Brandschutzgutachten erstellen zu lassen und mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) des Landes zu verhandeln, den Unterricht über das von der ADD genannte Datum Juli 2022 zu erlauben. Bis dahin wollte die Behörde Pläne für den Brandschutz sehen.
„Diese Vereinbarungen hat Herr Soliman in Gänze ignoriert und ist damit wortbrüchig geworden“, heißt es in einer Erklärung des Schulelternbeirats (SEB) von Donnerstag. Die Brandschutzprobleme seien nur ein Vorwand, um die Klostergebäude in Luxuswohnungen umzuwandeln. In der Tat liegt ein Exposé eines Projektentwicklers vor. Er habe das Papier nicht in Auftrag gegeben, versichert Peter Soliman, erklärt aber gleichzeitig, den nicht schulisch genutzten Bereich für Hochzeiten und andere Events vermarkten zu wollen.
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Die Schule sei „an den Falschen“ verkauft worden, fasst der SEB zusammen. Im vergangenen Jahr hatte die ISR Gymnasium und Insel vom Orden der Franziskanerinnen zum Preis von angeblich 12,5 Millionen Euro übernommen.
„Vertrauen von Eltern und Schülern enttäuscht“
Schulleiterin Andrea Monreal meldete sich gestern auf der Internetplattform nonnenwerthretten.de zu Wort. Sie nennt Solimans Ankündigung, die Schule zu schließen, einen „Schlag ins Gesicht für Eltern, Schüler, Lehrer und Schulleitung“.
Otto Neuhoff, der Bürgermeister von Bad Honnef, aus dessen Stadt 130 Jugendliche nach Nonnenwerth zum Unterricht fahren, zeigte sich „absolut erschüttert, wie leichtfertig das Vertrauen der Eltern und Schüler in den Fortbestand ihrer Schule enttäuscht wird. Ich kann nicht nachvollziehen, dass das Brandschutzthema schuld an dieser Misere sein soll.“ Er fordert, die wahren Gründe für die Aufgabe der Schule offenzulegen. Den Landrat des Kreises Neuwied, Achim Hallerbach, erinnert das Verhalten Solimans „an das eines Finanz- und Immobilienspekulanten“. 220 Schüler aus dem Kreis Neuwied besuchen das Privatgymnasium; ihnen soll angeboten werden, auf das Martinus-Gymnasium in Linz zu wechseln, falls Nonnenwerth wirklich dichtgemacht wird.