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Vergessener Pionier der WindkraftHeimatforscher strebt Ehrung von Hermann Honnef an

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Hermann Honnef mit seiner Tochter Lieselotte bei der Sichtung von Zeichnungen (1932). 

Bad Honnef – Hermann Honnef (1878-1961), ein Ingenieur und Erfinder, der als Pionier der Windenergienutzung gilt, soll nach den Vorstellungen von Heimatforscher Martin Maus in Bad Honnef gewürdigt werden. Maus sowie Lothar Vreden und Dieter Mechlinski vom virtuellen Brückenhofmuseum (Oberdollendorf) schweben eine Gedenktafel und die Benennung eines Weges oder Platzes nach Hermann Honnef vor.

Seit mehr als zwei Jahren versuche man, so Maus im Gespräch mit dieser Zeitung, dem „leider vergessenen Windkraftpionier“ einen „würdigen Platz zu verschaffen“. Dieter Mechlinski findet es „ein bisschen traurig“, wie er sagt, dass man in Bad Honnef die „außergewöhnliche Persönlichkeit“ bisher nicht gewürdigt habe.

„Stadt steht der Initiative positiv gegenüber“

Bei der Stadt gibt es aber grundsätzlich keine Bedenken. „Die Stadtverwaltung steht dieser Initiative positiv gegenüber. Die Verwaltung klärt derzeit, an welchem Standort und in welcher Form eine Gedenktafel aufgestellt werden kann“, erklärte auf Anfrage Klaus Linnig, Fachdienstleiter Rats- und Bürgermeisterbüro.

Hermann Honnef wurde am 19. Juni 1878 auf der Insel Grafenwerth geboren, wo seine Eltern auf der Domäne Grafenwerth beschäftigt waren, so das Munzinger-Archiv über die Biografie des Mannes. Demnach kam er mit 22 Jahren als Ingenieur und Abteilungsleiter zur Firma Brückenbau Flender im damals noch eigenständigen Benrath südlich von Düsseldorf.

Erbauer der höchsten Sendeanlage Deutschlands

1907 habe er in Diedenhofen in Lothringen ein selbstständiges Ingenieurbüro und Konstruktionsunternehmen gegründet, nach dem Ersten Weltkrieg errichtete er in Dinglingen in Baden ein neues Werk (Honnefwerke AG). Hermann Honnef baute demnach nicht nur 1924 den mit 243 Metern größten frei stehenden Stahlturm Deutschlands für die Sendeanlagen in Königswusterhausen, sondern auch Brücken, den Hamburger Hauptbahnhof sowie einige Hüttenanlagen.

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So könnte nach den Vorstellungen von Dieter Mechlinski eine Gedenktafel für Hermann Honnef aussehen.

Im Online-Lexikon Wikipedia heißt es: „Mit 500 Facharbeitern und 50 Ingenieuren baute er Kräne, bewegliche Brücken und freistehende Funktürme in München, Frankfurt, Stuttgart und Leipzig.“

Dieter Mechlinski hat im Virtuellen Brückenhofmuseum eine Galerie zusammengestellt, die mehr als 200 Fotos und Dokumente umfasst, darunter auch das Wohnhaus auf Grafenwerth, Fotos des Ingenieurs selbst, ein Entwurf einer Brückenfähre oder der Honnefwerke AG in Dinglingen von 1925/1926.

Viel Zeit widmete der Ingenieur seinen Windkraft-Projekten. Mechlinski zeigt im virtuellen Brückenhofmuseum Hermann Honnef 1934 vor einem Modell eines Höhenwindkraftwerks, für das er zu Beginn der 1930er Jahre zahlreiche Patente angemeldet habe. Die Anlagen sollten bis zu 500 Meter hoch sein. Von 1941 bis 1944 waren laut Munzinger eine Reihe von Versuchsanlagen in Betrieb.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Hermann Honnef demnach dem Hamburger Senat Unterlagen und Berechnungen über ein Wind-Elektrizitätswerk vorgelegt. Es hätte 20 Windanlagen umfassen sollen. Die Pläne wurden als undurchführbar abgelehnt. Hermann Honnef, dem 1952 das Große Bundesverdienstkreuz verliehen wurde, starb 1961 in Rheinbrohl.

Auch Ehrung von Engelbert Kickel im Gespräch

Auf dem Entwurf für eine Gedenktafel von Dieter Mechlinski heißt es: „Zu seinen Lebzeiten bewerteten Fachleute seine Erfindungen als utopisch und technisch nicht realisierbar. Heute ist die Windenergie eine der bedeutendsten regenerativen Energiequellen weltweit.“

Und zu einem Foto, das Hermann Honnef vor einem Bild mit den nie gebauten Höhenwind-Kraftwerk zeigt, schreibt Mechlinski: „In den 1930er Jahren warb Hermann Honnef unermüdlich mit Vorträgen auf zahlreichen Ausstellungen und einschlägigen Veranstaltungen für die Verwirklichung seiner Vision, ganz Deutschland durch Nutzung der Windenergie mit kostengünstigem Strom versorgen zu können.“

Weingutbesitzer setzte sich für Grafenwerth ein

Klaus Linnig erinnerte unterdessen daran, dass es noch den Vorschlag von SPD-Ratsfrau Annette Stegger gibt, auf Grafenwerth den Bad Honnefer Weingutbesitzer Engelbert Kickel zu Ehren. Ihm ist es zu verdanken, dass 1921 die Stadt Honnef die Insel Grafenwerth vergleichsweise günstig vom preußischen Staat kaufen konnte.

Linnig: „Wir prüfen zurzeit, inwieweit diese Informationstafeln umgesetzt und eine weitere vorhandene Informationstafel an der Brücke erneuert werden kann. Möglicherweise kann man auch Tafeln kombinieren.“ Gegebenenfalls werde der Kulturausschuss mit dem Thema befasst.

Kontakt zur Ortsgemeinde Rheinbrohl aufgenommen

Dieter Mechlinski und Helmut Vreden haben nach eigenen Angaben auch Kontakt zur Ortsgemeinde Rheinbrohl aufgenommen, wo Hermann Honnef nicht nur seinen Lebensabend verbrachte, sondern auch seine Kindheit und Jugend. Im Alter von nur 17 Jahren sei ihm dort, so das virtuelle Brückenhofmuseum, die Leitung eines Konstruktionsbüros der Firma Jacob Hilgers übertragen worden.