Bei Bauarbeiten aufgedecktArchäologen katalogisieren am Kirchplatz in Much 300 Gräber
Much – Bis zum Weihnachtsmarkt soll der Kirchplatz in neuem Glanz erstrahlen. Dieses Ziel hat Muchs Beigeordneter Karsten Schäfer noch immer fest im Blick. Vor Ort ist deutlich zu sehen, wo demnächst die neue Freitreppe und die Rampe entstehen werden. Die Bagger haben für die Fundamente kräftig zugelangt – allerdings unter Aufsicht. Peter Schönfelder Archäologe bei der Bonner Firma Archaeonet beobachtete im Auftrag des Landschaftsverbandes Rheinland jeden Schritt und sicherte mit seinem Team 300 Gräber. Insgesamt soll es rund um die Kirche mehrere Tausend geben.
Dass der Landschaftsverband Rheinland (LVR) schon bei Bauanträgen eingebunden werde, sei ein ganz normaler Vorgang, erklärt Tanja Baumgart vom Amt für Bodendenkmalpflege in Bonn. Zuständig seien zunächst die unteren Denkmalbehörden in den Rathäusern. Von dort werde ein Bauprojekt wie das in Much dem LVR gemeldet. Da werde dann entschieden, was unternommen werden müsse, um ein mögliches Denkmal zu schützen.
700 Jahre lang wurde in Much rund um die Kirche beerdigt
Dass bei den Arbeiten rund um St. Martinus Archäologen vor Ort sein müssten, sei gar keine Frage gewesen. Der LVR arbeite da mit der Bonner Ausgrabungsfirma Archaeonet zusammen. Um die 700 Jahre sei in Much rund um die Kirche beerdigt worden, berichtet Peter Schönfelder. St. Martinus sei die zentrale Begräbnisstätte für das gesamte Kirchspiel gewesen.
Wie bei christlichen Friedhöfen üblich seien die Verstorbenen möglichst in der Nähe von Reliquien und Heiligen Stätten bestattet worden und natürlich ausgerichtet mit dem Haupt gen Jerusalem, von wo der wiederkommende Christus erwartet werde, berichtet der Archäologe.
Zusammen mit seinem Team nahm Schönfeld am Mucher Kirchplatz rund 300 Gräber auf. Die, die beim Verlegen der neuen Entwässerung für die Kirche geöffnet wurden, sind mit Abschluss dieser Arbeiten wieder abgedeckt. Alle weiteren, die rund um die Kirche vermutet werden, bleiben unberührt.
Grabstätten, die dem Neubau von Treppe- und Rampe weichen mussten, fotografierten die Experten, sammelten Beigaben ein und übergaben die Knochen der Kirchengemeinde zur erneuten Bestattung in einem zentralen Grab.
Bei Gräbern am Mucher Kirchplatz keine herausragenden Beigaben gefunden
Weil es sich um mittelalterliche bis neuzeitliche Gräber gehandelt habe, seien wie erwartet keine herausragenden Beigaben gefunden worden, berichtet Schönfeld. Ringe und Wallfahrtsmitbringsel waren demnach dabei. „Die persönlichen Dinge aus den Gräbern werden jetzt gereinigt und analysiert.“ Mit dem Abschlussbericht gingen sie zum LVR nach Bonn.
Wie in Much werde auch auf anderen Baustellen vorgegangen. „Unsere vorrangige Aufgabe ist es, Denkmäler zu erhalten“, erklärt Tanja Baumgart. Abgeräumt werde nur, wenn es unbedingt nötig sei. So würden Gräber oder Mauerreste oft für die Nachwelt im Langzeitarchiv registriert, Gebäude oder Straßen dann wie geplant über sie hinweg gebaut.
An die Bauarbeiten am Kirchplatz hängt sich der Landesbetrieb Straßenbau NRW mit der Sanierung der Hauptstraße (B56) zwischen den Kreiseln und im Westen bis zu den Märkten an der B56 und dem Ortsausgang an der L312 an.
Bis Herbst soll die B56 zwischen Kirchstraße und großem Kreisel fertig sein. Die Gemeinde Much will dann den Kanal in der Hauptstraße unterirdisch saniert haben. Zwischen Engpass und kleinem Kreisel wird grundsaniert. Das beginnt mit kleineren Tagesbaustellen schon bald.
Das könnte Sie auch interessieren:
Im Rahmen des Integrierten Handlungskonzeptes soll die Hauptstraße neu gestaltet werden. Karsten Schäfer will bald Fördermittel beantragen und die Bürger Anfang 2023 zum Mitplanen einladen.