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450 Arbeitsplätze noch nicht gefährdetZahlungsschwierigkeiten bei Thurn

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Neunkirchen-Seelscheid – Am Montag wurden die Thurn-Mitarbeiter an den Standorten Neunkirchen und Greven (Münsterland) informiert: Der größte Arbeitgeber in der bergischen Gemeinde hat Zahlungsschwierigkeiten. Kündigungen seien erst einmal nicht geplant. In einem sogenannten Eigenverwaltungsverfahren soll der Betrieb saniert werden. „Wir verfolgen das Ziel, die beiden Unternehmen fortzuführen und nachhaltig zu sanieren sowie die Arbeitsplätze zu erhalten. Deshalb laufen der Geschäftsbetrieb und die Produktion weiter wie bisher“, erklärt Geschäftsführer Adolf Günter Thurn in einer Pressemitteilung.

Löhne und Gehälter zunächst gesichert

Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter für den Monat August wurden vom Unternehmen bezahlt und sind darüber hinaus für weitere drei Monate über die Bundesagentur für Arbeit abgesichert, so Markus Haase vom Beratungsunternehmen Buchalik Brömmekamp (BB), das nun die Geschäftsführung von Thurn begleitet. Ein Arbeitsplatzabbau sei derzeit nicht geplant.

Thurn hatte große Pläne. Noch vor zwei Monaten gab er bekannt, dass ein neues Lagerhaus auf seinem Gelände in Neunkirchen gebaut werden soll. Dadurch solle das Unternehmen fit für die Zukunft gemacht werden. BB-Sanierungsgeschäftsführer Nils Averbeck bestätigt dies: „Die Thurn-Gruppe hat enormes Entwicklungspotenzial, deshalb ist die Eigenverwaltung der richtige Weg für das Unternehmen, um die Sanierung im Interesse aller Beteiligten schnell und erfolgreich umzusetzen.“ Der Wasch-, Putz- und Reinigungsmittelhersteller betreibt Produktionsstätten in Neunkirchen Seelscheid, Greven und Kerkrade. Das niederländische Werk in Kerkrade ist von dem Eigenverwaltungsverfahren nicht betroffen. Die Unternehmen erwirtschafteten im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 200 Millionen Euro und beschäftigen über 450 Mitarbeiter, so die Mitteilung von BB.

Skepsis über die finanzielle Lage des Unternehmens

„Wir bedauern, dass Thurn diesen Weg gehen muss und hoffen, dass die Sache gut ausgeht“, so Christoph Weiler, Pressesprecher der Bürgerinitiative NkS. Sie hatte gegen einen geplanten Ausbau des Thurn-Werkes in Neunkirchen prozessiert und am Schluss recht bekommen. Schon damals gab es Skepsis über die finanzielle Lage des Unternehmens. „Fachleuten von uns, die sich mit Bilanzen auskennen, war aufgefallen, dass Thurn nicht auf Rosen gebettet ist“, so Weiler.

Für Bürgermeisterin Nicole Sander kam die Meldung überraschend. Sie hofft, dass der große Arbeitgeber der Gemeinde erhalten bleibt. „Am Donnerstag ist das von Thurn geplante Ärztehaus Thema im Ausschuss. Hoffentlich kann es realisiert werden. Es ist wichtig für die medizinische Versorgung“, so Sander.

Das Gelände von Thurn in Neunkirchen: links auf der Rasenfläche neben der Produktionshallen soll die neue Feuerwache von der Gemeinde gebaut werden, rechts außen ist das Ärztehaus geplant, das Thurn selber bauen will.

Thurn zeigt sich zuversichtlich, dass seine im Jahr 1977 gegründete Firma weiter bestehen wird. „Mit der Eigenverwaltung können wir nun Maßnahmen nutzen, die die Ertrags- und Liquiditätslage des Unternehmens deutlich verbessern. Die wichtigsten Lieferanten haben bereits zugesichert, zum Unternehmen zu stehen und uns weiter zu beliefern. Auch die Handelspartner wollen den eingeschlagenen Weg mitgehen“, so der Geschäftsführer in der Mitteilung.

Die Firma beliefert unter anderem Aldi, Lidl und Edeka mit ihren Produkten und ist der zweitgrößte in Familienbesitz befindliche Hersteller von Waschmitteln in Deutschland.