Michael und Sabrina Siebert sind das dritte Erntepaar dieses Namens, der Ernteverein Wohlfahrt feierte jetzt 75-Jähriges.
Ernteverein Wohlfahrt Die Familie Sieberts stellt in Much wieder ein Erntepaar
Es wird wohl kein valides Verzeichnis über Erntefest-Rekorde geben. Schade – denn beim Erntefest des Erntevereins Wohlfarth gab es eine rekordverdächtige Besonderheit, die einen dicken Eintrag verdient hätte. Bei allen großen Jubiläen, beim 25-, 50- und dieser Tage beim 75-jährigen, trugen die Erntepaare den Nachnamen Siebert und stammen zudem männlicherseits aus einer Familie.
Am Sonntag, beim großen Erntezug von Köbach über die Dörfer zum Festplatz nach Birrenbachshöhe, fuhren neben den aktuellen Ernteregenten Michael und Sabrina Siebert auch Michaels Eltern Herbert und Martina Siebert, das Erntepaar von 1999, in einem Extrawagen mit.
1974 waren die Großeltern Alois und Maria Siebert Erntepaar
1974 hatten die Großeltern Alois und Maria Siebert das Traditionsamt inne. Sabrina Siebert kam gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus, als sie über die Festtage berichtete: „Es war Wahnsinn, es lässt sich alles gar nicht beschreiben.“ Schon beim Empfang an ihrem Haus in Köbach, wo es zunächst ein volles Programm aus Musik, Gesang und Tanz gab, sei sie gerührt gewesen. „So viele Menschen habe ich in Köbach noch nicht gesehen“, sagte die Erntemutter, die als Küsterin in Much arbeitet. Was übrigens auf dem Tüschenbonner Erntewagen plakativ und angemessen gewürdigt wurde: „Küsterdienst und Orgelspiel, dem Erntepaar ist nichts zu viel“.
Am meisten begeisterte Sabrina Siebert die Jugend, die sich des alten Brauchtums annimmt. Mit ihrem Ehemann, der als Busfahrer beschäftigt ist, möchte sie auch den achtjährigen Sohn Lucas „in die Tradition einführen“. Nicht festlegen wollte sich Sabrina Siebert indes bei der Frage, ob sich für das Erntefest 2049, beim dann 100-jährigen Bestehen, der nächste Rekord mit einem Erntevater Lucas Siebert abzeichne: „Da ist noch weit hin, so etwas muss er dann auch wollen.“
Informatives Nachschlagewerk zu den Erntefesten der Mucher Region
Glück hatten die Organisatoren mit dem Wetter. So konnte bei der Almparty „Der Berg ruft“ bei bester Stimmung auch draußen gefeiert werden. Den Kommers mit dem Einmarsch bisheriger Wohlfarther Erntepaare und dem gefeierten Discofox-Festtanz des neuen Paars folgte der prachtvolle Zug am Sonntag. Benachbarte Dorfgemeinschaften thematisierten auf ihren Wagen Alltägliches und Politisches. Die Eischeider etwa das Cannabis-Gesetz: „Macht das Wetter den Bauern bang, macht er sich eine Tüte an.“
Die Löbacher zeigten sich schicksalsergeben gegenüber der hartnäckigen Plage an Garten-Weichtieren: „Oh wie wunderbar, schon wieder ein Schneckenjahr.“ Auf die Hilfe der allwissenden virtuellen Sprachassistentin Alexa setzten die Brölecker, auf deren Wagen ein offenbar entspannter Bauer den Pflug selbst fahren lässt.
Ein für Much und die übrige Erntefest-Region informatives Nachschlagewerk schufen die Gastgeber mit ihrer Festschrift. Darin räumen sie lückenlos allen Erntepaaren einen Platz mit Bild und Texten ein. Fotos von Gruppen und Festwagen sind ebenso eine Bereicherung wie die Rubrik „Wissenswertes“, die Erinnerungen weckt. Laut Herausgeber sind noch Exemplare der Festschrift verfügbar.