AboAbonnieren

FührungRuppichterother Ortsgeschichte wird im Fitnessstudio gezeigt

Lesezeit 3 Minuten
Männer und Frauen in wetterfester Kleidung vor einem verglasten Gebäudeeingang.

Wolfgang Eilmes (Mitte) hat die Schau zusammengestellt und erläutert die Exponate

In Schaufenstern entlang der Brölstraße lässt sich derzeit ein Blick in die Vergangenheit des Ortes werfen. Wolfgang Eilmes hat die Exponate zusammengestellt und Interessierte geführt.

Man muss zweimal hinschauen, um Ruppichteroth auf dem ältesten erhaltenen Foto der Gemeinde wiederzuerkennen. Es entstand um das Jahr 1860 und zeigt den Ort aus einiger Distanz, die Betrachter sehen die beiden Kirchen, dazwischen das alte Hotel Krone. Das Kleinod aus dem Bestand des Gemeindearchivs ist noch bis Ende Juni im Schaufenster der Apotheke an der Brölstraße zu sehen.

Exponate stammen aus dem Historischen Archiv der Gemeinde Ruppichteroth

Auch einige andere Geschäfte an der Durchgangsstraße präsentieren ausgewählte Exponate der Ortsgeschichte, die ansonsten im Historischen Archiv ein weitgehend unbeachtetes Dasein fristen.

Eine alte Schwarz-Weiß-Fotografie eines Dorfes.

Die älteste Aufnahme von Ruppicheroth stammt aus dem Jahr 1860. Sie wird im Historischen Archiv der Gemeinde aufbewahrt.

Zur Eröffnung der von Heimatkundler Wolfgang Eilmes begleiteten und zusammengestellten Schau war Ursula Barlen mit ihrem Ehemann Andreas eigens 250 Kilometer aus Delbrück bei Paderborn angereist. Einheimische dürften sie noch unter ihrem Mädchennamen Zünder kennen: „Meinen Eltern gehörte das Radio- und Fotogeschäft in Ruppichteroth.“ – dort, wo heute ein Café und eine Versicherungsagentur zu finden sind.

Für die Führung durch ihren Heimatort reiste Teilnehmerin 250 Kilometer weit an

Die Eingangstür ihres Elternhauses ist noch die gleiche wie in ihrer Kindheit, freute sich Barlen, die ihrem Heimatort bis heute verbunden ist: „Ich habe von meinem Schlafzimmer immer die Lkw durch die Brölstraße fahren hören. Dafür wohne ich heute ganz ruhig.“

Ein Mann mit Filzhut und eine blonde Frau mit Brille.

Ursula Barlen war mit Ehemann Andreas 250 Kilometer zur Ausstellungseröffnung in ihren Heimatort gereist.

Bei der Führung durch den Ort weckten die Bilder und Gemälde bei den ortskundigen Betrachtern viele Anekdoten, wobei sich insbesondere Wolfgang Eilmes als wandelndes Geschichtsbuch erwies. Doch auch die einzelnen Exponate brachten jeweils ihre eigene Geschichte mit, wie die Gemälde von Horst Willach, einem der geschäftsführenden Gesellschafter der Beschlägefabrik Huwil, die jahrelang den Ort mitprägte.

Von Willach sind zwischen 100 und 200 Kunstwerke erhalten: „Er sagte mal, er würde immer malen, wenn er Stress hat. Nun, er muss wohl ziemlich viel Stress gehabt haben“, unkte Eilmes. Ebenfalls ungewöhnlich ist die Geschichte der Gemälde von Hildegard Hochberger. Die Ehefrau eines Huwil-Prokuristen hatte einige Bilder mit Werkansichten für das Büro ihres Mannes gemalt. Nach dem Abriss der Fabrik wurden diese von Unbekannten aus dem Bauschutt gerettet und dem Archiv übergeben.

Ein amerikanischer Soldat nahm 1945 ein Gemälde aus Ruppichteroth mit

Vom markanten Gemälde des Hotels zur Krone ist nur noch ein Foto geblieben, das Original verschwand 1945 im Marschgepäck eines amerikanischen Soldaten. Zwischen Sport-Shirts und Energydrinks im Schaufenster eines Fitnessstudios erinnert ein Foto aus den 1950-Jahren an die große Zeit eines örtlichen Einrichtungshauses, das einst in diesen Räumen seine Möbel präsentierte.

Weitere potenzielle Entdeckungen befinden sich im Historischen Archiv der Gemeinde, das im 1. Stock des früheren Wirtschaftsgebäudes direkt neben dem Rathaus in Schönenberg untergebracht ist. Hier befinden sich die Dokumente und Gegenstände, die für die Heimatgeschichte des Ortes von Bedeutung sind. Besuchswünsche können über archiv@ruppichteroth.de oder telefonisch mit Diana Ottersbach unter 02295/490 vereinbart werden.