Die Firma Hergers Brandschutz sorgt dafür, dass E-Auto-Batterien sich nach einem Unfall gar nicht erst entzünden.
BrandgefahrFirma aus Ruppichteroth entwickelt einzigartige Löschtechnik für E-Autos
Ein Autounfall, irgendwo auf den Straßen des Rhein-Sieg-Kreises. Für die Feuerwehr ein Routineeinsatz: Brandschutz sicherstellen, Öl auffangen, die Batterie abtrennen. Doch handelt es sich um ein E-Auto, steht die Arbeit womöglich noch bevor – denn das Fahrzeug könnte auch nach Tagen noch zu brennen beginnen.
Die Firma Hergers Brandschutz aus Ruppichteroth hat dagegen eine weltweit einzigartige Technologie entwickelt, mit der ein Brand an einem E-Auto schnell gelöscht werden kann oder gar nicht erst entsteht. Geschäftsführer Udo Herrmann (60) ist ein erfahrener Feuerwehrmann, er arbeitet bei der Flughafenfeuerwehr und ist stellvertretender Wehrleiter in Ruppichteroth. „Um ein E-Auto zu löschen, ist viel mehr Wasser nötig als bei einem Verbrenner, nämlich im Durchschnitt 20.000 Liter“, weiß er.
E-Autos brennen giftiger und sind nur schwer zu löschen
Das liege nicht nur an der Karbon-Karosserie vieler Fahrzeuge, die viel energiereicher und giftiger verbrenne, sondern vor allem an der Batterie. „Wenn die zu warm wird, entsteht eine Kettenreaktion. Dann verbrennen Lithium, Kobalt, Elektrolyte und Kadmium. Dabei entsteht fortwährend Sauerstoff, der das Feuer am Leben hält – da kann man auch mit Wasser nicht viel machen.“
Diese Kettenreaktion könne auch durch mechanische Einwirkung entstehen, etwa nach einem Unfall. „Dann kann es innerhalb von 72 Stunden zu einem Kurzschluss kommen, vorhersehen kann man das nicht. Daher ist es gängige Praxis, das Auto in ein Wasserbad zu packen, um die Batterie zu kühlen. Das womöglich noch intakte Auto ist dann auf jeden Fall ein Totalschaden“, sagt Hermann.
Zudem sei das Wasser kontaminiert und müsse aufwendig entsorgt werden. „Unser Ziel war es, eine Methode zu entwickeln, mit der eine Batterie ohne Gesundheitsgefährdung, umweltfreundlich und ohne Kollateralschäden gelöscht werden kann.“
Das Ergebnis: ein mobiler Löschcontainer mit dem Produktnamen „Red Boxx“. Er beinhaltet eine Technologie, mit der das Feuer auf die Batterie beschränkt und effizient erstickt wird. „So kann die Batterie ausgetauscht werden, und das Auto ist noch verwendbar“, erklärt Herrmann, der ein Patent für die Technologie hält.
Darauf gekommen sei er mit Blick auf die Lebensmitteltechnologie. „Die ziehen ja den Sauerstoff aus den Packungen, bevor sie sie verschließen – auch ein Feuer braucht Sauerstoff, und den entziehen wir ihm mit einem bestimmten Aerosol.“
Löschtechnik aus Ruppichteroth beschränkt das Feuer auf die Batterie des Elektroautos
Gemeint ist Kaliumhydroxid, das durch die Reaktion von Kalium und Stickstoff entsteht. „Es tauscht die Wassermoleküle im Sauerstoff gegen Salzmoleküle, und das Feuer erlischt.“ Fünf Jahre lang hat das Team von Hergers Brandschutz an der Entwicklung dieser Technologie gearbeitet und mit dem Unternehmen Ellermann Eurocon aus Delmenhorst einen Partner gefunden, der sie in mobile Container einbaut.
In einem solchen Container fand Anfang Juni ein entscheidender Test statt – unter Aufsicht der Freiwilligen Feuerwehr, der Herrmann mit vorsteht. „Die war gar nicht nötig, ich war mir sicher, dass es klappen würde“, sagt er. Zuvor hatte er einen schrottreifen Tesla besorgt, der sich überschlagen hatte.
Damit wollte die Firma beweisen, dass sie etwas zuvor Unerreichbares geschafft hatte: einen Brand auf die Batterie eines E-Autos zu beschränken. Das Team entzündete die Batterie des Tesla, durch die zuvor errechnete Menge an zugegebenem Kaliumhydroxid erstickte das Feuer wie vorgesehen. „Es hatte sich lediglich der Ruß auf dem Auto verteilt“, sagt Herrmann.
Mehrere Dutzend der „Red Boxx“-Container habe die Partnerfirma bereits verkauft – allerdings nicht an Feuerwehren, sondern vor allem an Abschleppunternehmen. „Es ist schwierig, ein brennendes Auto in diesen Container zu bugsieren. Deswegen ist die Red Boxx vor allem für Abschlepper interessant, die ein E-Auto auf ihrem Gelände lagern müssen. Das Fahrzeug wird quasi unter Quarantäne gestellt und, wenn nötig, automatisch gelöscht.“ Der Eigentümer des Containers werde darüber per Mail oder SMS informiert.
E-Autos, betont Herrmann, gebe es schon seit 1896 – kein Tippfehler. „Die hatten halt riesige Akkus, mit denen man nur 20 Kilometer weit kam, aber es gab sie“, erklärt er. Dann setzte die Industrie auf den Verbrenner, bis sie zum Elektroantrieb zurückkehrte. „Nur für das Löschen hat 125 Jahre lang keiner eine Lösung gefunden.“