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LebensmittelretterKlimaschützer in Neunkirchen-Seelscheid kochten Weihnachtsessen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann und eine Frau stehen in einer Küche.

Thomas Cremer und Kristina Gödicke kennen sich vom "Runden Tisch Klima" in Neunkirchen-Seelscheid und haben das Weihnachtsessen organisiert.

Am Fest des Konsums bewahrten die Veranstalter Lebensmittel vor der Mülltonne.

Weihnachten ist ein Fest des Konsums, an dem viel Essen übrig bleibt. Doch auch abseits der Feiertage landen viele Lebensmittel, die eigentlich noch gut wären, im Müll – aussortiert von Supermärkten. Der „Runde Tisch Klima“ in Neunkirchen-Seelscheid lud deswegen am ersten Weihnachtsfeiertag zu einem gemeinsamen Abendessen ins Dorfhaus Rengert ein. Suppen, Gemüsepfannen und Salat – das Menü bestand größtenteils aus geretteten Lebensmitteln.

Gemeinsam Gemüse zu schnippeln, ist ein schönes Erlebnis
Kristina Gödicke, Organisatorin

Kristina Gödicke und Thomas Clever, die beiden Organisatoren, kennen sich über ihr Klima-Engagement. Clever ist Teil der Gruppe „Leib & Seele“, die jeden Donnerstag im evangelischen Gemeindehaus in Seelscheid mit geretteten Lebensmitteln kocht. Gödicke organisiert jedes Jahr am 25. Dezember ein Weihnachtssingen vor dem Altenzentrum Am Grasgarten. „Für mich ist der erste Weihnachtsfeiertag weniger ein Tag mit der Familie als ein Tag der Aktion und der Gemeinschaft“, sagt sie. Und so kamen die beiden auf den Gedanken, ihre Projekte zu verbinden.

Sie hatten Glück, am ersten Weihnachtsfeiertag war das Dorfhaus noch frei. Gödicke, die in der Nachbarschaft lebt, lud Menschen aus Seelscheid und seinen Vororten ein und tatsächlich haben einige den Weg nach Rengert gefunden. „Es gibt viele Menschen, die einsam sind an den Weihnachtstagen. Sie sollten nicht allein zu Hause sitzen“, findet sie. „Gemeinsam Gemüse zu schnippeln, ist ein schönes Erlebnis.“

Gemeinsam schneiden die Teilnehmenden also Gemüse, rühren in der Suppe. „Zwei der drei Suppen waren übrig, die habe ich von einem 60. Geburtstag vor ein paar Tagen“, sagt Thomas Cremer. Dazu soll es heute einen Kartoffelauflauf geben, eine Gemüsepfanne, eine Pilzpfanne, Guacamole und Salat, alles vegetarisch und vegan.

Ein Mann und eine Frau schneiden Gemüse klein

Gemeinsames Gemüse-Schnippeln verbindet.

In einer Kiste liegen Obst und Gemüse, manches mit kleinen Faulstellen, aber insgesamt noch verwendbar. Clever bezieht sie von dem Windecker Verein „Die Tonne bleibt leer“, der im Rhein-Sieg-Kreis Übriggebliebenes von Supermärkten einsammelt. Nicht alle Lebensmittel, die die Gruppe heute verbraucht, waren anderswo aussortiert worden: was notwendig ist, hat sie dazugekauft.

„Man muss sich bewusst machen, dass die Qualität der Lebensmittel nicht mehr die beste ist. Die Avocados zum Beispiel sind noch gut, den Blumenkohl mussten wir wegtun“, sagt Cremer. „Ich denke, dass viele Lebensmittel im Müll landen, weil frische Ware im Supermarkt nachkommt – was dann noch übrig ist, wird weggeschmissen“, vermutet er und zeigt eine Tüte mit Lebkuchen-Puddingpulver. „Haltbar bis Ende Mai – aber nach Weihnachten kauft das keiner mehr“, sagt der 46-Jährige.

Die Tische sind festlich gedeckt, ein Freund von Clever und Gödicke spielt Weihnachtslieder am Keyboard und singt dazu. Und die Teilnehmenden stellen fest: Auch Lebensmittel, die niemand mehr haben wollte, schmecken noch.