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Zehn KilometerSommerwanderung durch Neunkirchen-Seelscheid führt auf verschlungene Traumpfade

Lesezeit 4 Minuten
Auf der Wanderung geht der Blick ins Naafbachtal.

Die Wanderung durch das Wenigerbachtal zum Naafbachtal und zurück bietet neben Traumpfaden tolle Panoramablicke.

Die Wanderung ist zwar nur zehn Kilometer lang, bietet dafür schmale Trails, kurze, aber knackige Auf- und Abstiege und großartige Panoramaausblicke.

Gleich vorab: Zehn Kilometer hört sich nach mal eben zwei Stunden an. Tatsächlich aber ist der Trip durch Wenigerbach- und Naafbachtal mindestens drei Stunden wert. Manche Passagen wirken wie Urwalddurchquerungen, hin und wieder scheint der Weg im Dickicht zu verschwinden, um dann doch wieder deutlich aufzutauchen. Traumpfade heißen die Strecken in der Eifel, für diese Wanderung trifft das allemal zu.

Im Bicester-Park sind historische, landwirtschaftliche Geräte ausgestellt

Bester Startpunkt ist der Parkplatz am Ehrenmal in Seelscheid. Prinzipiell lässt sich die Runde in beide Richtungen laufen, in der beschriebenen Variante ist die Orientierung ein bisschen einfacher. Durch den Bicester-Park, benannt nach der Partnergemeinde, lässt sich die Kurve abkürzen. Landwirtschaftliche Geräte sind ausgestellt, darunter ein alter Kartoffelroder. Ein Stück weiter steht unter einem Holzunterstand eine schwarze Kutsche, noch heute wird damit bestattet.

Im Unterstand ist ein schwarzer Bestattungswagen abgestellt.

Der schwarze Bestattungswagen in dem hölzernen Unterstand wird heute noch benutzt.

Links geht es hinein in die Straße Am Gansberg, zugleich ist der Kräuterweg ausgeschildert, dem wir eine ganze Weile folgen und die Hinweistafeln gern studieren. Die Dorfmühle auf der rechten Seite ist ein schönes Fachwerkensemble. In einer Rechtskurve zweigt der Wanderweg durch das Naturschutzgebiet Wenigerbachtal ab, der A 5 bleibt für lange Zeit die entscheidende Markierung. Was folgt, sind viele Kilometer schmale Pfade, begleitet vom Murmeln der Bäche und den spitzen Schreien der Greifvögel in der Luft.

Der Steinbruch bietet Einblicke ins devonische Grundgebirge

Gleich zu Anfang steht noch der Steinbruch an, hier ist wohl die Grauwacke für die beiden Seelscheider Kirchen gebrochen worden - ein interessanter Aufschluss, der Einblicke ins devonische Grundgebirge gewährt. Plötzlich taucht die Kläranlage auf, die glücklicherweise nur optisch stört. Der Pfad wird immer schmaler, nach Regen sind die Sträucher und das Drüsige Springkraut sehr nass. Wasserfeste Schuhe und Kleidung sind hilfreich, auch ein Stock, um die Brombeerranken zur Seite zu schieben.

Das murmelnde Wasser des Baches ist fast immer zu hören.

Murmelnde Bäche begleiten fast durchweg den Wanderer.

Über ein kleines Brücklein ist der Wenigerbach zu überqueren. Wie durch einen Urwald scheint sich der Weg zu winden. Die Skudden, eine alte Schafsrasse, sind genauso wenig auf ihren Weiden wie die Wasserbüffel, der vielleicht 60 Meter lange Umweg zur alten Steinbrücke über den plätschernden Bach dagegen lohnt. Hinter einem kleinen Rinnsal verlassen wir den A 5 und halten uns fortan an den A 1.

Es reihen sich malerische Uferwiesen aneinander, die Grube Wolter-Plettenberg ist nurmehr rudimentär zu erkennen, an Schlackenresten und taubem Gestein, also ohne Eisen- oder Kupfererz und Bleiglanz, was hier im 17. Jahrhundert abgebaut wurde. Der nahe Gronenthaler Hof, von dem nichts mehr zu sehen ist, war wohl die Schnapskneipe für die Bergleute.

Die von 1853 bis 1855 erbaute, evangelische Kirche in Seelscheid liegt am Weg und lohnt allemal einen Besuch.

Die von 1853 bis 1855 erbaute, evangelische Kirche in Seelscheid liegt am Weg und lohnt einen Besuch.

Alsbald fließt der Wenigerbach in den größeren Naafbach, das Tal weitet sich auf, der Pfad wird immer schmaler und verwunschener, wahrhaft wildromantisch. Es geht hinauf in den halben Hang, über Stock und Stein, Wurzel und Fels. Ginge es nur bergan, könnte es glatt eine Bergwanderung werden, so bleibt es bei 140 Höhenmetern aufwärts im Ganzen. Der Naafbach ist ständige Begleiter, mal mehr, mal weniger weit weg.

Nicht weit hinter der Naafer Mühle auf dem anderen Ufer gilt es, die Breite Straße zu überqueren. Erneut ist es ein schmaler Pfad, der sich durch den Wald und im weiten Bogen an einer großen Wiese entlang zieht. Nun geht es bergan, an einer Kreuzung schwenken wir nach links, wenig später treffen wir wieder auf den Kräuterweg, dem wir nun nach Seelscheid folgen. Wer mag, sollte sich den Abstecher zur evangelischen Kirche, erbaut von 1853 bis 1855, gönnen.

In ihrem Schatten liegt der Gasthof „Zur gemütlichen Ecke“ mit einer einladenden Sommerterrasse. Nur ein paar Meter weiter findet sich eine der wohl bekanntesten Gaststätten der Region, der Gasthof Röttgen. Aus der Serie „Mord mit Aussicht“ ist er als gute Stube von Hengasch nicht wegzudenken. Auch hier lohnt ein Besuch, es gilt die Qual der Wahl.

Durch den Talgrund ist es nicht mehr weit zum Ausgangspunkt. Ein kurzer Spaziergang durch den Bicester-Park zum Abschluss und vielleicht noch einen Blick auf das Ehrenmal mag helfen, nach dem Eintauchen in die wildromantische Natur wieder zurück in die Zivilisation zu finden.

Die Wanderung ist bei Komoot zu finden.