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40 Co-AutorenWolfgang Eilmes stellt sein zweites Bilderbuch Ruppichteroth vor

Lesezeit 3 Minuten

Die vermutlich älteste erhaltene Postkarte von Ruppichteroth (1898) zeigt die Burgstraße mit dem damaligen Gasthof W. Willach und dem gegenüberliegenden Park. Diese Straße wurde als Flaniermeile genutzt.

Ruppichteroth – „Einfach, mäßig und nüchtern“, so lebte man Ende des 19. Jahrhunderts in Ruppichteroth. Die Nüchternheit freilich hielt sich in Grenzen, denn „geistigen Getränken und insbesondere dem verheerenden Branntweine spricht leider mancher zu viel und zu oft zu“. Zum Auftakt seines neuen Bilderbuchs Ruppichteroth, Band 2, lockt Wolfgang Eilmes sein Publikum ins Jahr 1895.

Der Aufsatz von Johann Peter Reidt ist eine von zahlreichen „Ruppichterother Geschichten“, die den Band auflockern. Darin erfährt man auch, wie bis in die 1950er Jahre der Lohn bei Huwil ausgezahlt wurde – der Buchhalter hatte eine Pistole in der Geldtasche – und warum der Wirt Albert Zimmermann „Blöckchen“ genannt wurde: von der familiären Eigenart, die Rechnung auf ein Blöckchen zu notieren.

Der pensionierte Lehrer Wolfgang Eilmes legt nun das zweite „Bilderbuch Ruppichteroth“ vor.

Zimmermanns Sohn Helmut glaubte als 15-Jähriger in der Nachkriegszeit allen Ernstes, „Schwarzhändler sei ein Beruf wie Bäcker, Metzger“. Denn „egal, ob legal oder illegal“ – man musste „zurechtkommen“. Diesen zweiten Band reichern solche kurzweiligen Erinnerungen, Anekdoten, aber auch Porträts an: letztere etwa über den singenden Bäckermeister Willi Manz oder über den Chemiker Johannes Zilles, der angeblich Versuche mit Hühnerfutter anstellte: Das sollte so beschaffen sein, „dass die Hühner ihre Eier in den Landesfarben legten“.

Erneut hat Wolfgang Eilmes seine große Fotosammlung gesichtet und diesmal rund 40 Co-Autoren – doppelt so viele wie beim ersten Band – für die Mitarbeit gewonnen. In historischen und aktuellen Fotografien ist Ruppichteroth „früher und heute“ gegenübergestellt.

Ruppichteroth als „Luftkurort“

Die Entwicklung des Gewerbes etwa wird in zahlreichen Abbildungen von Läden und Gasthäusern dokumentiert. Nur noch neun Kneipen sind es aktuell, 26 waren es im Jahr 1950. Damals „wurde geraucht, bis die Augen tränten“.

Im Winter, wenn es auf dem Acker nichts zu tun gab, verbrachten manche den ganzen Tag in der Kneipe. Im Sommer frequentierten die Rheinländer Ruppichteroth als „Luftkurort“. Die vermutlich älteste erhaltene Postkarte von 1898 zeigt die heutige Burgstraße als Flaniermeile. Bis zum Bau der Brölstraße im Jahr 1862, so schreibt Eilmes, war Ruppichteroth von den benachbarten Städten isoliert. Viele Bewohner hätten deshalb den Ort nie verlassen; und so konnte sich auch der Dialekt festigen. Eine Tabelle listet die wichtigsten Wörter in Ruppichterother Platt auf. Kappeskopp, Kwallmänner und Klatschkäss nahmen allerdings auch die Kölner in den Mund. Einen besonderen Akzent legt Eilmes auf die jüdische Geschichte und nutzt dabei vor allem die Forschungen von Karl Schröder.

Eine neue Quelle sind Film und Buch „We were so beloved“ von Manfred Kirchheimer, die den Synagogenbrand am 9. November 1938 aus jüdischer Sicht schildern. Walter Hess, der mit Mutter und Geschwistern vor die brennende Synagoge gezerrt wurde, sah damals „viele Leute in der Menge, die aus dem Dorf waren“. Diesen Zeitzeugen hat der „Bilderbuch“-Autor jüngst in New York besucht. Für Ruppichteroth treibt Eilmes die Aktion Stolpersteine voran, die bereits zehn Stifter zählt.

Wolfgang Eilmes: Bilderbuch Ruppichteroth, Band 2. 285 Seiten, 400 Abbildungen. 28 Euro.