Maximilian Graf von Nesselrode will seinen Kindern eines Tages einen aufgeräumten Hof übergeben.
TrödelmarktBurgherr aus Ruppichteroth trennt sich von Familienerbstücken
Es ist eine kleine Reise durch die Zeit, die man auf dem Flohmarkt der Burg Herrnstein unternehmen konnte. Vor allem alte Möbelstücke der Familie möchte Maximilian Graf von Nesselrode an diesem Samstag verkaufen. „Ich habe festgestellt: Man bekommt von den Vorfahren viel hinterlassen“, so der Graf. Und da er seinen Kindern irgendwann einen aufgeräumten Hof übergeben wolle, habe er sich entschieden, den Flohmarkt zu veranstalten.
Nicht alle Objekte stammen von der Burg im Bröltal
Teilweise reicht der Ursprung der Verkaufsstücke bis ins Barock zurück. Schränke, Tische, Kommoden, Stühle, Sessel, aber auch Geschirr, Koffer, Geweihe und geschnitzte Holzskulpturen konnten Interessierte am Wochenende ergattern. Alles Besitztümer des Adelsgeschlechts von Nesselrode. Im Vorfeld herauszufinden, worauf die Familie keinen Wert mehr legt, sei gar nicht so leicht gewesen, wie von Nesselrode erzählt.
Schwierig war vielfach zu klären, ob die Stücke tatsächlich aus der Burg im Bröltal stammten oder von anderen Besitzungen des Adelsgeschlechts. Preisschilder sind an den Artikeln übrigens nicht zu finden. „Ich verhandle die Stücke mit jedem Kunden einzeln durch“, erklärt der Graf, der die meisten Besucher persönlich kennt. Immerhin sei er mit der Region sehr stark verwurzelt.
„Wir wissen, dass wir ein gewisses Vertrauen genießen“, meint er. Den schnellen Euro sehe er deshalb nicht. Er wolle seine Besitztümer lediglich an Leute weitertragen, die damit wesentlich mehr anfangen können. Ein gutes Beispiel dafür ist ein alter Jagdwagen aus dem 19. Jahrhundert mit Holzreifen.
Das vom Holzwurm gezeichnete Gefährt steht zur Versteigerung, Graf von Nesselrode hofft, einen neuen Besitzer zu finden: „Wenn der noch lange rumsteht, dann ist der bald hin. Jemand anderes findet da bestimmt Spaß dran und hält das Ding gut in Schuss.“ Der Holzwurm hat für manche Antiksammler mit Sicherheit auch einen gewissen Charme.
Ein anderes Versteigerungsobjekt ist die Sitzgruppe von Gräfin Elisabeth. Die Ur-Ur-Großmutter des Grafen hat die roten Hocker und die Liege einst aus Anlass ihrer Hochzeit anfertigen lassen, nun soll das Set also seinen Besitzer wechseln.
Die Altersspanne der zum Verkauf stehenden Objekte ist im Übrigen recht groß. Zwei Sessel in Beige seien erst 30 Jahre alt, sehr bequem sahen diese aus. Ein paar Meter weiter steht dann aber wieder ein verschnörkelter Schrank in dunklem Massivholz, 16. oder 17. Jahrhundert, schätzt von Nesselrode. Besonders charakteristisch waren dort die Köpfe als Türknauf der Schranktüren. Der Graf spricht von B- und C-Ware, vor allem die Bezüge vieler Sitzmöglichkeiten sind stark verschlissen.
Brennholz und Wurst stammen aus Ruppichterother Wäldern
Für einen Hocker mit zerrissenem Bezug würde er noch fünf Euro nehmen. Und ein Belastungstest zeigt: Die Sprungfedern der Jahrhunderte alten Möbel sind noch voll in Takt, kein bisschen durchgesessen. Mit ein bisschen eigener Arbeit könne man also noch viel daraus machen.
Auf den Dachböden und Abstellkammern der Burg fanden sich auch etliche Hirschgeweihe. „Da kann man sich sicher sein, dass die alle von meiner Familie geschossen wurden“, meint Graf von Nesselrode. In so manchem Geweih steckte allerdings auch noch ein Stück Stacheldraht. Ein Zeichen dafür, dass der Hirsch nicht erlegt wurde, sondern sich während einem Kampf im Draht verfangen hat und verendete. Auch beim Verkauf von Brennholz und Wild-Würstchen bleibt der Graf konsequent. Alles sei garantiert aus seinem eigenen Wald.