Wie man mit Lockrufen Wildtiere vor die Jagdwaffe lockt, erklärte Deutschlands bester Hirschrufer den Zuhörern vom Hegering 03.
Vortrag beim HegeringDeutschlands bester Hirschrufer in Much
Eine ebenso schlichte wie wichtige Wahrheit gab Berufsjäger Immo Ortlepp seinen etwa 30 Zuhörern gleich zu Beginn seines Vortrags mit auf dem Weg: „Tiere sind nicht dumm.“ Wer also in seinem Revier erfolgreich jagen will, braucht Erfahrung und Geduld.
Hegering für Lohmar und Neunkirchen-Seelscheid will neue Akzente setzen
Der neue Vorstand der für Wahlscheid, Lohmar und Neunkirchen-Seelscheid zuständigen Jägervereinigung Hegering 03 hatte in eine Eventhalle im Gewerbegebiet Bitzen eingeladen: „Damit wollen wir das Bewährte bewahren, aber auch neue Akzente setzen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende Frederic Mack zur Begrüßung, die stilecht von einem Jagdhorn-Ensemble umrahmt wurde.
Dazu soll auch jährlich eine Fachveranstaltung gehören, die sich an alle Jagdinteressierte richtet. Mit dem aus dem Fernsehen bekannten Immo Ortlepp hatte man zum Auftakt gleich einen hochkarätigen Referenten eingeladen. Der Niedersachse widmete sich der Lockjagd, also der Jagd, bei der Tiere mittels akustischer Reize vor das Zielfernrohr gelotst werden.
Mit gleich drei Koffern Hilfsmitteln war Ortlepp angereist, allesamt angelegt, Tiere von der Maus bis zum Damhirsch nachzumachen. Rein optisch wirkte das meist röhrenartige Sortiment wie eine Mischung aus Erotik-Spielzeug und Restposten aus dem Heimwerkerhandel. Zunächst wurde das Angebot auf Qualität und Sinnhaftigkeit geprüft.
So offenbarte der Experte, dass akustische Signale bei Wildschweinen praktisch keine Wirkung haben. Hingegen kann das leise Geräusch einer Mauspfeife einen hungrigen Fuchs schon mal unvorsichtig machen. Der erfahrene Jagdausbilder vertrat drei Hauptregeln: „Mit dem Reizen soll man geizen; wird viel gelockt, ist’s Wild geschockt und vor allem nie zu laut locken!“
Er erinnerte daran, dass Tiere ein viel besseres Gehör als Menschen haben und genau merken, wenn sich ein vermeintlicher Artgenosse untypisch verhält: „So haben Enten eine bestimmte Art, mitzuteilen, wenn sie einen sicheren und lukrativen Futterplatz entdeckt haben.“ Wer dieses Geschnatter mit einem akustischen Entenlocker nachmachen will, sollte dafür lange im eigenen Keller üben – und keine Angst vor der Blamage gegenüber seinen Jagdfreunden haben.
Ein wichtiger Verbündeter der Jäger sind die Hormone ihrer potenziellen Beute. So kann ein Rehbock das vermeintliche Fiepen eine Ricke als Einladung verstehen, wie Ortlepp von einem Jagdfreund berichtete: Dessen Autortüre quietschte genauso wie ein weibliches Reh. Prompt schaute spontan ein Rehbock vorbei, für den die Aussicht auf ein amouröses Abenteuer tödlich endete.
Die Königsdisziplin Hirschrufen hatte sich Ortlepp zum Finale aufgehoben, eine Kunst, in der er mehrfach Deutscher Meister war. Tatsächlich handelt es sich um einen akustischen Dialog mit den Hirschböcken, die ab Mitte September während der Brunft im Ausnahmezustand sind. Vier Wochen lang widmen sie sich intensiv den weiblichen Mitgliedern ihrer Herde und halten vermeintliche Konkurrenten auf Distanz. In dieser Zeit verlieren sie bis zu 45 Kilogramm ihres Gewichts.
Jäger hängen ihren Hut ans Hirschgeweih
„Ziel des Hirschrufens ist, dem Bock so nahe wie möglich zu kommen, indem man einen anderen Hirsch vortäuscht“, erläuterte Ortlepp. Das durchaus nuancierte Hirschröhren, meist ein langgezogenes „Boouuahrrrr“, mag Menschen irritieren, verfehlt unter Artgenossen seine Wirkung aber nicht, zumal wenn es von einem Profi wie Ortlepp kommt.
Übrigens ist es verpönt, die sexuell aufgeladenen Platzhirsche zu schießen. Stattdessen sehen viele Jäger die Herausforderung darin, so nahe an den Bullen zu kommen, dass sie ihren Hut in sein Geweih hängen können.