Rhein-Sieg-Kreis – Wer im siebten Himmel schweben will am vermeintlich schönsten Tag im Leben, der kann in Hangelar in die Luft gehen. Als einzige Stadt in Deutschland bietet Sankt Augustin die Hochzeit im Helikopter an.

Heiraten im Helikopter

Wobei eine schwindelfreie Standesbeamtin den hoheitlichen Akt vollzieht, während eine mit ihr per Funk verbundene Kollegin am Boden die Eheschließung protokolliert. Es muss halt auch auf Wolke sieben alles seine Ordnung haben. Auf der Hitliste der beliebtesten Heiratsorte im Kreis steht der Hubschrauber ziemlich weit oben.

Wenn nur die Zusatzkosten nicht wären, die mit 600 Euro wohl viele Jungverliebte abschrecken dürften.

Vier Paare sagten in diesem Jahr „Ja“ in der Luft, 15 nutzten das märchenhafte Ambiente von Schloss Birlinghoven, 89 wählten die malerische Niederpleiser Mühle am rauschenden Pleisbach. Nur 42 tauschten ohne Extra-Gebühr die Ringe im Standesamt – Tendenz weiter sinkend, so Stadtsprecherin Eva Stocksiefen.

Sankt Augustin profitiert vom Trauungstourismus: Rund 30 Prozent aller Paare kommen aus anderen Kommunen, um sich hier das Ja-Wort zu geben.

Fit-Hotel in Much

Der Trend, die Eheschließung zum Event zu machen, ist auch anderswo spürbar. Verwaltungen sprechen auf der Suche nach besonderen Orten abseits der Beamtenstuben auch Gastronomen an, wie unlängst im Fit-Hotel in Much.

Bei einer Tagung genossen die Gemeindemitarbeiter den Ausblick aus dem neuen Wintergarten in die Landschaft und sprachen direkt bei Timo Haller vor.

Der Geschäftsführer des Integrationsbetriebs, der zur Hälfte Mitarbeiter mit Behinderungen beschäftigt, fand die Idee prima: Nach dem 20-minütigen Verwaltungsakt richtet er gern die Feier aus. Die darf, anders als die Eheschließung, auch im Grünen stattfinden.

Ja-Wort in der Klosterkirche

Nach dem Sektempfang nahtlos weiter feiern, das geht auch im Lohmar, wo sich ein Drittel der Paare fürs Naafs-Häuschen entscheidet.

Und in Hennef sogar in einer Klosterkirche, die allerdings entwidmet ist: Im alten Gotteshaus der Redemptoristen gaben sich voriges Jahr 43 Paare – von insgesamt 235 in Hennef – das Ja-Wort.

Hochzeit auf Burg Wissem

Romantische Gemüter wählen oft die Burg Wissem in Troisdorf, Tendenz seit dem Start 2012 stark steigend.

Von den etwa 450 Trauungen in der größten Stadt des Kreises werden in diesem Jahr voraussichtlich 300 im Trauzimmer unterm Torbogen mit Blick auf den schönen Hof stattfinden.

Hochzeit unter Wasser

Historisches Ambiente zieht auch in der Kreisstadt Siegburg Paare von außerhalb an, 80 von 240 im Jahr 2015: Fachwerk bietet das Haus Tannenbaum, mehr als 500 Jahre altes Gemäuer der Weinkeller im Stadtmuseum.

Sportliche Verlobte können auch untertauchen und als Verheiratete wieder auf: Für die Zeremonie im Tauchturm am Oktopusbad absolvierte Standesbeamtin Christiane Schmitz eigens den Tauchschein, und auch die Brautpaare müssen die Prüfung nachweisen, so Schmitz: „Das wäre sonst lebensmüde statt lebenslänglich.“ (mit ca, dk, gw, kh, sp)

Überblick über die Kosten

Wer die Eheschließung zum Event machen möchte, muss tiefer in die Tasche greifen als für die Zeremonie im Rathaus. An der Spitze liegt die deutschlandweit einmalige Heli-Trauung mit rund 600 Euro. Dafür gibt es aber nach dem Ringetausch einen Rundflug.

In Siegburg kostet die Eventtrauung 200 Euro, private Gastgeber erheben zusätzlich Raummiete, oft ist ein Sektempfang inklusive.

In aller Stille heiraten, das müssen im Wortsinn die Paare im Siegburger Tauchturm, wo ein Nicken das Ja-Wort und ein Plastik-Hai den Trauzeugen ersetzt. Die standesamtlichen Gebühren verschlagen echten Tauchfans aber nicht den Atem: Sie liegen bei 450 bis 500 Euro. Das letzte getraute Brautpaar (Juli 2016) hat sich übrigens beim Flossentraining kennengelernt.

Große Unterschiede gibt es zum Beispiel zwischen Troisdorf, Lohmar und Sankt Augustin: Während man in der Burg Wissem schon mit 50 Euro dabei ist, kostet das Naafshäuschen 295 Euro, Schloss Birlinghoven 150 und die Niederpleiser Mühle 105. Nur der Samstagszuschlag ist überall gleich: Die Gebühr für eine Eheschließung außerhalb der Dienstzeiten liegt bei 66 Euro. (coh)