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Wütende RaserBlitzer in Rhein-Sieg werden mit Eiern beworfen und abgefackelt

Lesezeit 3 Minuten
An der Kreuzung am Stallberg Bundesstraße 56 steht ein abgebrannter Blitzer neben der Ampel, die grün zeigt. Autos fahren vorbei.

Abgebrannt: Das Radarmessgerät an der Bundesstraße 56 in Siegburg-Stallberg wurde komplett zerstört.

23 stationäre Tempomesser betreibt der Rhein-Sieg-Kreis. Und fast jeder wird – statistisch gesehen – pro Jahr einmal beschädigt oder gar zerstört.

Ist es der aufflammende Ärger von ertappten Autofahrern, der sich an den Blitzern entlädt, oder nur pure Zerstörungswut? 23 feste Tempomesser gibt es im Rhein-Sieg-Kreis – und in manchen Jahren wird fast jeder beschädigt oder ganz zerstört. Mit Eiern beworfen, mit Farbe beschmiert, aufgehebelt, umgeknickt oder abgefackelt.

Das kommt letztendlich den Steuerzahler teuer zu stehen, 20.000 Euro kostet ein Ersatz laut Kreispressestelle. Aktuell muss das Gerät in Siegburg-Stallberg an der Bundesstraße 56 neu installiert werden. Es war der letzte Schadensfall im vergangenen Jahr: Am 28. Dezember stand der Kasten in Flammen, aktuell verhüllt eine Plastikplane das verrußte, komplett zerstörte Radarmessgerät. Der Täter kann vielleicht ausfindig gemacht werden, wenn der Kameraspeicher im Innern noch intakt sein sollte.

Radarfalle in Much Heiligabend abrasiert

Nicht durch Vandalismus, sondern bei einem Unfall wurde wenige Tage zuvor eine Radarfalle zwischen Much-Oberwahn und -Wellerscheid abrasiert. Ein 35-Jähriger Autofahrer hatte, wie berichtet, an Heiligabend die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren; ob er zu schnell unterwegs war, ist nicht bekannt. Er erlitt schwere Verletzungen, der Blitzer war nicht mehr zu retten.

Zehn bis zwanzig Beschädigungen an den stationären Geschwindigkeitsmessern zählt der Kreis pro Jahr. Hotspots gebe es dabei nicht, so Kreis-Sprecherin Daniela Blumenthaler auf Anfrage. Wohl eher ist die Erreichbarkeit ein Ausschluss-Kriterium: Wer die Anlage an der Autobahn 59 bei Sankt Augustin-Menden beschädigen wollte, würde sich in Lebensgefahr begeben.

Im Siebengebirge wurden Stromversorgungskästen aufgebrochen

Die Zerstörer versuchten meist mit Farbe, gepinselt oder gesprayt, die unbeliebte Technik untauglich zu machen. Auch wurden die Messanlagen schon mit Eiern beworfen, teilte Blumenthaler mit. Dann müssten lediglich die Scheiben ausgetauscht und Kästen gesäubert werden. Kostenpunkt: fünf bis zehn Euro.

Einige Blitzer erhielten bereits Verstärkung: So wurden an den drei Anlagen im Siebengebirge zusätzliche metallene Sicherheitsbügel an den Kästen der Stromversorgung angebracht. Diese Versorgungskästen waren in der Vergangenheit immer wieder aufgebrochen worden.

Die Ausgaben können noch locker durch die Einnahmen gedeckt werden. Die 23 stationären Radarmessgeräte und die drei mobilen lassen die Kasse klingeln: 3,1 Millionen Euro hat der Rhein-Sieg-Kreis im Jahr 2021 eingenommen.

Die Summe dürfte in 2022 noch angewachsen sein, laut Kreissprecher Antonius Nolden hat zum einen die Zahl der festgestellten Verstöße in 2022 zugenommen; zum anderen wurden die Regelsätze für Verwarn- und Bußgelder durch die neue Bußgeldverordnung angehoben.

Am häufigsten blitzte es übrigens nicht an der viel befahrenen Bundesstraße 56, sondern in Königswinter: an der L331 am Petersberg.


Kreispolizei kündigt Kontrollen nicht mehr an

Verstöße gegen Tempolimits registriert auch die Polizei mit mobilen Messgeräten an Unfallschwerpunkten. Jahrelang kündigten die Ordnungshüter regelmäßig an, wo in der Region geblitzt wird. Seit einigen Monaten ist das allerdings nicht mehr der Fall. Seit August verzichte die Kreispolizeibehörde Rhein-Sieg auf diese Information. Nach einem Jahr soll ausgewertet werden, ob die Nicht-Veröffentlichung der Messstellen sich auswirkt, sagte Polizeisprecher Stefan Birk.

Dabei gehe es vor allem um die Zahl der Unfälle aufgrund überhöhter Geschwindigkeit. Bislang gebe es da keine auffälligen Abweichungen, wurden weder mehr noch weniger Unfälle an den neuralgischen Stellen gezählt. Rauschten denn mehr Fahrer in die Radarfalle? Klare Antwort: „Nein!“