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So bewerten Betriebe die KonjunkturKaterstimmung im Gastgewerbe in Bonn

Lesezeit 4 Minuten

Hotelneubauten wie das Marriott am WCCB haben den Konkurrenzkampf vor allem an den Wochenenden verschärft.

  1. Viele Betriebe sind pessimistisch, im Großen und Ganzen zeigt sich die Konjunktur in der Region aber stabil.
  2. So bewerten die Betriebe der verschiedenen Branchen die aktuelle Lage in Bonn.

Bonn – Trotz aller weltwirtschaftlichen Unsicherheiten wie Brexit oder Handelsstreit zwischen den USA und China und nationalen Problemen wie dem Fachkräftemangel zeigt sich die Konjunktur in der Region stabil. Zu diesem Ergebnis kommt die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/ Rhein-Sieg in ihrem aktuellen Wirtschaftslagebericht.

Der Konjunkturklimaindikator liegt mit 121 Punkten ungefähr auf dem Niveau, auf dem er auch zu Jahresbeginn lag (122). Während die aktuelle Geschäftslage etwas schlechter als in der Vorumfrage eingeschätzt wird, haben sich die Erwartungen etwas verbessert. „Allen Schwierigkeiten zum Trotz wird die Beschäftigung weiter ausgebaut“, betonte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Hubertus Hille. Fast ein Viertel der Betriebe wollten zusätzliches personal einstellen. Der Anstieg werde aber durch die internationalen Konflikte und dem Fachkräftemangel gebremst.

Dienstleistungen: Die Branche ist noch optimistischer als zu Jahresbeginn. Deshalb ist der Geschäftsklimaindex entgegen dem allgemeinen Trend um gut vier Punkte auf 138,8 gestiegen. Sowohl die aktuelle Lage (53,6 Prozent) als auch die Erwartungen (40,4) werden als gut bewertet. „Deshalb sind auch Investitionen und die Einstellung zusätzlicher Mitarbeiter geplant“, erklärte Hille.

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Industrie: Nachdem der Index seit einem Jahr von 139,3 auf schließlich 103,7 Punkte zu Jahresbeginn gesunken war, hat sich die Stimmung in der Industrie wieder etwas aufgehellt (108,4). Das betrifft allerdings mehr die aktuelle Lage als den Ausblick, der eher düster ist. Fast 29 Prozent gehen von sinkenden Exporten aus, nur 13,3 Prozent von steigenden. Investitionen und Personal sollen zurückgefahren werden. „Zahlreiche Betriebe blicken mit gemischten Gefühlen in die Zukunft“, so der Hauptgeschäftsführer. Klagen gebe es beispielsweise von Automobilzulieferern, die nicht nur von der Debatte über US-Zölle auf deutsche Autos betroffen seine, sondern auch von der Dieseldiskussion und dem Umstieg auf die Elektromobilität.

Einzelhandel: Die Stimmung in der Branche ist besonders schlecht, der Index von knapp 114 auf 105 gesunken. Das ist der niedrigste Wert seit Herbst 2016. Die aktuelle Geschäftslage und die Erwartungen werden schlechter beurteilt als noch zu Jahresbeginn. Deshalb sinkt auch die Bereitschaft für Investitionen und die Einstellung neuer Mitarbeiter. „Der Einzelhandel befürchtet eine Konsumdelle und eine zurückgehende Inlandsnachfrage“, sagte Hille. Weitere Risiken seien der Fachkräftemangel, steigende Arbeitskosten und die Energie- und Rohstoffkosten. „In der Branche wird auch darüber diskutiert, ob die neu entstehenden Geschäfte am Hauptbahnhof für mehr Kunden und Umsätze sorgen“, erklärte Hille.

Information/Kommunikation: „In der Branche brummt es“, freute sich der Hauptgeschäftsführer. Bonn entwickele sich immer mehr in dem Bereich. Der Geschäftsklimaindex übertrifft mit 143 Punkten sogar das Topniveau des Jahres 2017. Deshalb sucht die Branche nach qualifizierten Fachkräften. 45 Prozent der Unternehmen wollen Beschäftigte einstellen, weitere 48 Prozent wollen ihr Personal halten. Daher bleibe der Fachkräftemangel neben einem Rückgang der Inlandsnachfrage das größte Risiko für die Branche.

Gastgewerbe: Das Sorgenkind der hiesigen Wirtschaft ist mit 95 Punkten unter die strategisch wichtige 100er-Marke gerutscht. „Das heißt es gibt mehr Pessimisten als Optimisten“, erläuterte Hille. Auch in der Branche werde das Konsumklima mit Sorge betrachtet. Der Anteil der Hoteliers und Gastronomen mit einer guten Lage hat sich fast halbiert und liegt jetzt bei 30 Prozent. „Die Konkurrenzsituation hat und wird sich durch Neubauprojekte gerade am Wochenende weiter verschärfen. Das sorgt auf einem umkämpften Markt bei vielen inhabergeführten Betrieben für Sorgenfalten.“ Filialbetriebe hätten es zurzeit leichter, ihre Konzepte am Markt zu platzieren.

Verkehr: In dem Gewerbe wird mit 113 Punkten in etwa der vom Jahresbeginn erreicht (112). „Kein Wunder, denn die Rahmenbedingungen haben sich wenig geändert“, sagte Hille. „Der Brexit ist noch immer nicht geklärt, Zoll- und Handelskonflikte dauern an, das abgeschwächte Wirtschaftswachstum und die Diskussionen um Dieselfahrverbote und CO2 -Steuern setzen sich fort und sorgen weiter für Unsicherheiten in der Branche.“ Dabei sind die Erwartungen etwas besser als die Einschätzung der aktuellen Lage. Erfreulich ist, dass fast 37 Prozent der Betriebe investieren wollen. Dabei spielt laut IHK auch der Umweltschutz eine große Rolle. Die Zahl der Beschäftigten wird in etwa konstant bleiben.