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RußrindenkrankheitHunderte Ahornbäume in Bonn müssen gefällt werden

Lesezeit 3 Minuten

Baumexperte Detlev Schröter zeigt am rechtsrheinischen Rheinufer unweit der Südbrücke einen kranken Bergahorn.

Bonn – Erst der Borkenkäfer an Fichten, jetzt die Rußrindenkrankheit am Bergahorn: Die extreme Hitze und Trockenheit des Sommers 2018 fordern ihren Tribut in der Natur. Und da kommen auch die Städte nicht ungeschoren davon. Auf den Klimawandel jedenfalls führt die Stadt Bonn den Ausbruch der Rußrindenkrankheit an Bergahornen zurück. Davon gibt es zwischen 7000 und 8000 im Stadtgebiet (siehe auch Kasten).

Schon gefällt und entsorgt: Ein Forstunternehmen holzte im Auftrag der Stadt eine Fläche an der B 56 nahe der Beueler Gesamtschule ab.

Etwa 400 bis 500 Bäume sind nach Angaben von Dieter Fuchs, Leiter des Amtes für Stadtgrün, von der Krankheit befallen, deren Verlauf immer tödlich für den Baum ende und auch für den Menschen gesundheitsgefährdend werden könne. Allein in dieser Woche ließ die Stadt deshalb 150 Bergahorne auf einer Fläche an der Bundesstraße 56 in der Nähe der Gesamtschule Beuel fällen.

Hohe Verwechslungsgefahr mit anderen Pilzen

„Es sind in der Regel flächige Bestände auf mageren Flächen betroffen und keine Einzelbäume in den Straßen“, erklärt Fuchs. Den Erreger der Rußrindenkrankheit stellt die Stadt seit etwa vier Wochen bei Baumkontrollen an Bergahornen fest – Tendenz steigend.

Zahlen und Fakten

Der Pilz, der zum Baumsterben führt, stammt laut dem städtischen Baumexperten Detlev Schröter aus Nordamerika und ist seit dem frühen 19. Jahrhundert bekannt. In England sei er 1940 aufgetaucht, in Deutschland 2005. Im Rheinland sei bislang nur die heimische Baumart Bergahorn betroffen.

Acht bis zehn Prozent der 34 000 Bonner Bäume aus Flächenbeständen seien Bergahorne, hinzu kämen circa 4500 als Straßenbäume. 2017, so die Stadt, tauchte in Bonn die Rußrindenkrankheit an exakt einem Bergahorn auf, 2018 an dreien, nun sind Hunderte krank. Sie befänden sich auf fünf Flächen in der Bonner und vor allem Beueler Rheinaue, in Vilich-Müldorf und im Wasserland. Eine neue Meldung hat Schröter aus Tannenbusch bekommen, aber noch nicht geprüft. (kri)

Zu Beginn, erläutert der städtische Baumexperte Detlev Schröter, bekomme der Baum einen für den Laien nicht erkennbaren Schatten auf der Rinde, eine leichte Graufärbung. Wenn sich dann schwarze Teerflecken bildeten, sei die Verwechslungsgefahr mit anderen Pilzerkrankungen oder Insektenstichen groß – weshalb das Amt für Stadtgrün selbst den Pflanzenschutzdienst des Landes Nordrhein-Westfalen zu Rate zog, um jeden Zweifel an der Rußrindenkrankheit auszuschließen.

Krankheit kann auch für Menschen gesundheitsgefährdend sein

In Phase drei der Krankheit bilden sich laut Schröter Blasen auf der Rinde, sie platzen auf und geben schwarze Sporen frei – schier unglaubliche 100 bis 170 Millionen pro Quadratzentimeter. Danach werde der Stamm schwarz wie Ruß, und schließlich drohten Teile der Krone zu brechen. Von der Infektion des Baumes bis zu seinem Tod vergingen drei Monate bis ein Jahr. Da diese Pilzerkrankung unheilbar ist, fällt die Stadt alle erkrankten Bäume – aber auch nur diese. „Wir fällen nicht prophylaktisch Tausende von Bergahornen“, so Fuchs. Privatleute, die einen Bergahorn im Garten haben und diese Krankheit vermuten, sollten die Landwirtschaftskammer um Hilfe bitten, rät der Amtsleiter.

Die Pilzsporen, warnt Dr. Günther Jansen, Leiter der Abteilung Infektionsschutz und Umwelthygiene im Gesundheitsamt, hätten ein „hohes allergenes Potenzial“. Sie würden übers Einatmen aufgenommen und könnten zu einer Entzündung der Lungenbläschen führen. Die Folgen könnten Reizhusten, Atemnot, Schüttelfrost und Fieber sein; allerdings klängen die Symptome nach acht Tagen bis zwei Wochen ohne Therapie wieder ab. Jansen relativiert aber: „Wer durch einen Park geht, ist nicht gefährdet, es sei denn, er klettert einen befallenen Baum hoch.“

Besonders gefährdet seien vor allem Baumpfleger oder Forstarbeiter, die die Bäume fällen. Daher sollen möglichst Maschinen und entsprechende Schutzausrüstung zum Einsatz kommen, und das infizierte Holz soll nicht gehäckselt werden. Ein Befall mit diesen Sporen ist laut Jansen bei diesen Menschen als Berufskrankheit anerkannt.