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Landgericht BonnSankt Augustiner wegen Marihuana-Plantage im Keller angeklagt

Lesezeit 2 Minuten

Hanfpflanze (Symbolbild)

Bonn/Sankt Augustin – Als die Drogenfahnder im Januar 2020 den anonymen Tipp bekamen, führte sie ihr Weg in ein Wohnviertel von Sankt Augustin. Im Keller eines kleinen Reihenhauses sollte sich eine Cannabisplantage befinden. Die Ermittler schickten zunächst einen Polizei-Hubschrauber über das dicht besiedelte Gebiet und machten sich ein Bild.

Drei Tage später rückte eine Hundertschaft an, öffnete mit Gewalt die Haustür und entdeckte im Keller, hinter einer selbstgebastelten Pressspantür, die Plantage und in flagranti sieben Erntehelfer in weißen Schutzanzügen, die just dabei waren, Marihuana zu pflücken. Die Gruppe wurde festgenommen, aber auch der Mieter des Reihenhauses, der mit seiner Lebensgefährtin und gemeinsamen Kindern dort wohnte. Der Mann hatte sich in einem Lagerraum im Souterrain versteckt.

Vor dem Bonner Landgericht muss sich der 44-jährige Familienvater seit Mittwoch wegen Drogenhandels verantworten. Bei der Razzia waren insgesamt 60 Kilogramm Marihuana beschlagnahmt worden: Außer 32 Kilo geerntetem Marihuana wurden auch 615 erntereife Pflanzen gesichert. In der Garderobe des Hauses fanden die Ermittler zudem eine Tasche mit Teleskopschlagstock und Pfefferspray.

Angeklagter verbrachte 20 Tage in Haft

Der Angeklagte hatte bereits in der Haftprüfung eingeräumt, von der Plantage gewusst zu haben, und war 20 Tage nach der Festnahme von der Haft verschont worden. Zum Prozessauftakt erklärte der Verteidiger, sein Mandant sei im Oktober 2019 in massiver Geldnot gewesen. Deshalb habe er sich breitschlagen lassen, den Keller für 4000 Euro zu vermieten.

Fünf Wochen lang wurde die professionelle Plantage daraufhin mit 64 Hochleistungsleuchten, 46 Transformatoren und zehn Ventilatoren eingerichtet; die Marihuana-Setzlinge wurden in Reih’ und Glied in Kübel gesetzt, und die Abluft wurde durch den Schornstein abgeleitet. Aber weder an der Einrichtung noch an der Versorgung der Pflanzen sei er beteiligt gewesen, so der Angeklagte.

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Auch für die Tasche mit Waffen hatte der gelernte Maurer eine Erklärung: Schlagstock und Pfefferspray gehörten seiner Lebensgefährtin, sie sei Busfahrerin und führe die Waffen mit, wenn sie nachts im Einsatz sei. Die Razzia habe seinen Mandaten „regelrecht geschockt“, sagte sein Verteidiger. Auch die 20 Tage hinter Gitter verfolgten ihn: Seitdem sei der Angeklagte in Therapie und komme ohne Schlafmittel nicht mehr zur Ruhe.

Zu den Hintermännern wollte sich der 44-Jährige nicht äußern: Die Bosse der Drogengang sollen aus Köln stammen. Gegen die Erntehelfer, darunter Jugendliche, wird gesondert ermittelt.