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Corona-KriseMitarbeiter von Bonner Reisebüros demonstrieren auf Markt

Lesezeit 2 Minuten

Die Reisebranche sieht sich auch in Bonn vor Probleme gestellt: Auf dem Markt demonstrierten Mitarbeiter.

Bonn – Alle Krisen, sagt Meike Mouchtouris, haben die Reisebüros irgendwie überstanden, vom 11. September über die Air-Berlin-Pleite bis zur Thomas-Cook-Insolvenz im vergangenen Jahr. „Wir dachten, schlimmer als bei Thomas Cook kann es nicht kommen“, so die Reiseverkehrskauffrau. Und dann kam das Virus. „Corona setzt uns vor eine Krise, die noch nie dagewesen ist.“ Und es zwinge die Branche erstmals dazu, auf die Straße zu gehen.

Am Mittwoch wurde deutschlandweit demonstriert, auch vor dem Alten Rathaus in Bonn. Dort wiesen Mitarbeiter von Reisebüros um die Mittagszeit mit gebührendem Abstand auf ihre spezielle Situation hin.

Gutscheine und Kredite bringen wenig

Für Reisebüros, konnte man auf einem Plakat lesen, sei es fünf vor zwölf. Denn während andere Unternehmen mit Wiederaufnahme ihrer Arbeit wieder Geld einnehmen, sei das in diesem Bereich nicht so. „Wir erhalten unsere Provisionen, von denen wir ausschließlich leben, erst nach Reiseantritt“, erklärte Ute Schneider vom Central Reisebüro. Aus diesem Grund würden auch Gutscheine nicht viel bringen, Kredite ebenso wenig. Derzeit würden aber nicht nur keine Reisen angetreten, sondern auch Reisen storniert und bereits gezahlte Provisionen zurückgezahlt. Rücklagen seien durch die Thomas-Cook-Pleite geschrumpft. „Ich habe seit März überhaupt kein Einkommen.“ Reisen für 2021 buche sie nicht– wer wisse schon, ob es das Büro dann noch gibt. Und Umbuchungen nehme sie nicht vor, da ungewiss sei, wie die Reisesituation im Herbst aussieht. „Selbst wenn wir wieder reisen dürfen, lässt uns ja nicht jedes Land rein.“ In Spanien zum Beispiel, warf Edith Wimmers vom Reisebüro MehrWelt ein, gebe es ja immer noch die Ausgangssperre.

Erreichbar auch in der Krise

Aber als Ansprechpartner für ihre Kunden seien die Reisebüros trotzdem erreichbar. Derzeit werde ohne Gehalt gearbeitet, betonte Nils Rautenberg vom Reisebüro an der Oper. Die Soforthilfe über 15 000 Euro habe das Unternehmen beantragt, sagte seine Mitarbeiterin Angelika Götte, aber das reiche hinten und vorne nicht.

Deshalb forderten die Demonstranten weitere nicht zurückzahlbare Soforthilfen für die Reisebüros, die sich bislang vernachlässigt fühlen und damit rechnen, dass sie in diesem Jahr nicht viel verdienen werden. Und man möchte eine Perspektive. „Es gibt eine Unsicherheit, weil man keinen Leitfaden hat, wann es wieder losgeht“, so Götte. Und wann man welche Länder wieder anfliegen kann.