Tierschützer bemängeln die Veranstaltung aufgrund des Feuerwerks schon seit langem. Jetzt könnte es Konsequenzen geben.
„Absurd und lebensverachtend“Massiver Protest gegen „Rhein in Flammen“ – Stadt Bonn reagiert
![Ein Vogel fliegt aufgeschreckt vom Feuerwerk von Rhein in Flammen über Bäume in der Bonner Rheinaue.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/11/74597045-25ab-4c06-bc6a-895e79b0d541.jpeg?q=75&q=70&rect=0,8,442,249&w=2000&h=1200&fm=jpeg&s=6fb3fea229e5fd320928b64300a24c58)
Ein Vogel fliegt aufgeschreckt vom Feuerwerk von Rhein in Flammen über Bäume in der Bonner Rheinaue.
Copyright: Tiernotruf e.V.
Das Feuerwerk ist jedes Jahr der spektakuläre Höhepunkt von „Rhein in Flammen“. Musik auf drei Bühnen, Schiffe auf dem Rhein und jede Menge Veranstaltungen für Tausende von Menschen in Bonn. Auf ihrer Website preisen die Veranstalter „das Donnergrollen der Prachtfeuerwerke, deren Echo sich in den Berghängen bricht und die das ganze Tal erzittern lassen“.
Tierschützer bemängeln eben dieses Highlight jedoch seit Jahren. Vor allem das Feuerwerk in Bonn ist den Experten ein Dorn im Auge. „Selbst Tage danach werden noch verwaiste Wasservogelküken gefunden“, berichtet Elke Blaeser von der Wildvogelhilfe Rheinland. Immer wieder berichteten Anrufer von toten Reihern und anderen Vögeln im Park nach der Veranstaltung in der Bonner Rheinaue.
„Rhein in Flammen“: Tiernotruf spricht von „Höllenfeuerwerk“ in der Brutzeit
Auch Stefan Bröckling vom Tiernotruf e. V. geht mit der Stadt Bonn scharf ins Gericht. Für ihn ist es völlig unverständlich, wie eine solche Veranstaltung jedes Jahr ausgerechnet in der Brutzeit in einem Schutzgebiet stattfinden kann.
„Ein Feuerwerk in der Brutzeit mitten im Lebensraum von hunderten Wasservögeln zünden, das macht doch keiner, oder?“, fragt Bröckling, um gleich darauf die wütende Antwort zu geben. „Doch, die Stadt Bonn! Jedes Jahr. Und ich meine nicht irgendwo in der Nähe, sondern mittendrin, über dem Rheinauensee und über der großen Vogelinsel des Rheinauensees, wo etliche Vögel brüten. Hier wird wirklich jedes Jahr ein Höllenfeuerwerk gezündet!“
![Das Feuerwerk bei „Rhein in Flammen“ über dem Rheinauensee und der Vogelinsel in der Bonner Rheinaue.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/11/fa8c8f19-302f-48a2-ae88-e70c5b02bcf8.jpeg?q=75&q=70&rect=0,135,2600,1462&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=a9a0d2f7852b6e9217f6b4235b183acb)
Das Feuerwerk bei „Rhein in Flammen“ über dem Rheinauensee und der Vogelinsel in der Bonner Rheinaue. (Archivfoto)
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Dabei sind die Bonner Rheinauen ein Brutgebiet und Lebensraum für etliche Tierarten. Laut Stefan Bröckling sind hier Schwäne, Enten, verschiedene Gänsearten, aber auch Singvögel und Greifvögel wie Sperber und Habichte Zuhause. Hoch oben in den Bäumen auf der Vogelinsel sitzen Graureiher in ihren Nestern.
Tierschützer befürchten Langzeitfolgen für Tiere durch „Rhein in Flammen“
In einem Kurzvideo auf YouTube schildert der Tierschützer ein schockierendes Szenario. Die Aufnahmen stammen den Angaben zufolge vom Abend des 5. Mai 2024. Die Wasservögel haben sich gerade zum Schlafen ans Wasser oder auf die Vogelinsel zurückgezogen. „Und dann bricht die Hölle herein“, so Stefan Bröckling.
Durch das Feuerwerk von „Rhein in Flammen“ werden etliche Tiere aufgeschreckt und fliegen gestresst umher. Ob Vögel in dieser völlig verstörenden Situation vor das nächste Gebäude fliegen und sterben, ob Elterntiere flüchten und nicht zurückkehren, ob sich das Feuerwerk auf das Brutverhalten der vielen kleinen Singvögel, auf Greifvögel oder auf die Jungtieraufzucht von Eichhörnchen und anderen Säugetierarten auswirkt, das wisse niemand, so der Tierschützer vom Tiernotruf weiter.
Mit Abstand das Absurdeste und Lebensverachtendste, was Bonn sich bisher ausgedacht hat.
Stefan Bröckling findet unterdessen deutliche Worte, wie er zu der Veranstaltung steht: „Hier mitten in den Rheinauen und im Luftraum darüber, direkt über dem See, über der Vogelinsel, mitten in der Brutzeit ein Höllenfeuerwerk zu zünden, ist mit Abstand das Absurdeste und Lebensverachtendste, was Bonn sich bisher ausgedacht hat, um den Tieren in der Rheinaue das Leben schwer zu machen.“
Tierschützer wollen „Rhein in Flammen“ nicht verhindern
Die Stadt Bonn habe man angeschrieben und auf die massive Problematik des Feuerwerks und des Feuerwerkabschussplatzes aufgezeigt, erklärt Elke Blaeser von der Wildvogelhilfe Rheinland. Ein Entgegenkommen habe die Stadt bislang nicht gezeigt.
„Wir wollen die Veranstaltung nicht verhindern, aber – wenn es denn unbedingt ein Feuerwerk sein muss – die Abschussstelle des Feuerwerks an eine andere, tierfreundlichere Stelle verlegen“, so Blaeser weiter.
„Rhein in Flammen“ – Stadt Bonn reagiert überraschend offen
Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ reagierte die Stadt Bonn auf die Kritik der Tierschützer und zeigte sich überraschend offen für Veränderungen für „Rhein in Flammen“.
Die jährliche Veranstaltung stehe zwar im Einklang mit den gesetzlichen Bestimmungen des Landschaftsschutz-Verordnung (LSBO) Rheinufer der Bezirksregierung Köln, das Feuerwerk werde jedoch auch von der Stadtverwaltung Bonn kritisch gesehen.
Der Zeitraum von „Rhein in Flammen“, traditionell am ersten Maiwochenende, liege unbestritten im Brutzeitraum verschiedener Vögel, so eine Pressesprecherin der Stadt Bonn. Unstrittig sei zudem, dass Vögel und andere Wildtiere durch das Feuerwerk aus ihrem Umfeld aufgeschreckt werden.
Stadt Bonn verweist auf zahlreiche Maßnahmen bei „Rhein in Flammen“
Die Stadt Bonn verwies darauf, bereits bei der Planung des Feuerwerkes zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung des Natur- und Artenschutzes ergriffen zu haben. „So wurde zunächst das Feuerwerk auf etwa fünfzig Prozent der früheren Länge gekürzt. Bereits dies senkt die Belastung in der Umgebung erheblich. Zudem wurde eine Feuerwerks-Firma beauftragt, die sich dem Thema Nachhaltigkeit bei Feuerwerken besonders verschrieben hat“, so die Pressesprecherin weiter.
Die Firma arbeite mit nachhaltigen Materialien, etwa Altpapier, und achte schon beim Produktionsprozess auf Nachhaltigkeit.
„Rhein in Flammen“ könnte an Brutzeiten angepasst werden
Doch die Stadt ging noch einen Schritt weiter und zeigte sich „grundsätzlich offen“, die Veranstaltung perspektivisch auf einen neuen Zeitraum zu verschieben.
Eine Verlegung müsse jedoch mit vielen Beteiligten abgestimmt werden, gab die Pressesprecherin zu bedenken. Der Termin 2025 sei mit dem Veranstalter und zahlreichen Akteuren bereits fest vereinbart. Gegebenenfalls könne der Termin in einer neuen Ausschreibung jedoch geändert und an Zeiten außerhalb der Brutzeit angepasst werden, stellte die Stadt Bonn in Aussicht.