Mordkommission ermitteltIn Königswinter Leiche in Auto gefunden – Tochter im Fokus
Königswinter/Bonn – Beamte der Bonner Polizei haben in einem Wagen, der eigentlich „nur“ wegen einer Unfallflucht sichergestellt worden war, die Leiche einer 48-jährigen Frau gefunden. Ermittlungen einer Mordkommission führten zur Verhaftung der Tochter (22) und deren erst 15 Jahre alten Freundin. Beiden werfen Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft Totschlag vor. Ein Haftrichter schickte die Frauen in Untersuchungshaft.
Die Mutter wurde demnach in der Nacht vom Ersten auf den Zweiten Weihnachtsfeiertag durch „Gewalthandlungen gegen die Atemwege“ getötet. Die Ermittler wissen noch nicht, ob das Opfer erwürgt oder erstickt wurde. An dem Versuch, die Leiche mit dem Auto zu beseitigen, war nach Mitteilung der Bonner Polizei auch ein Freund (16) der 15-Jährigen beteiligt. Allerdings kam der 16-Jährige nicht weit, das nicht zugelassene Auto blieb nach rund einem Kilometer aus zunächst ungeklärten Gründen liegen und halb auf der Straße stehen.
Zeugen melden Wagen bei Polizei
Am 28. Dezember gegen 8.30 Uhr meldeten Zeugen bei der Polizei den Wagen im Bereich Kochenbacher Straße/ Rostinger Straße, weil er ohne Kennzeichen und halb auf der Fahrbahn stand. Eine Funkstreifenwagenbesatzung nahm den verschlossenen Wagen in Augenschein und stellte an dem Fahrzeug frische Unfallspuren fest.Im Zuge der weiteren Ermittlungen fanden die Polizisten den eingetragenen Halter heraus – das war die später festgenommene 22-jährige Tochter – und suchten deren Anschrift nur unweit entfernt vom Standort des Wagens auf. Dort fanden sich laut Mitteilung an einer Hauswand zu den Unfallspuren am Auto passende Beschädigungen. Die Nutzerin des Wagens sei nicht angetroffen worden.
Die Polizisten stellten das beschädigte Fahrzeug zur Beweissicherung sicher, es wurde auf dem Gelände eines Abschleppunternehmens abgestellt. Wie ein Polizeisprecher auf Anfrage klarstellte, war das Fahrzeug abgeschlossen. Beim Blick ins Innere habe sich nichts Verdächtiges – beispielsweise Blutspuren – ergeben. Hinweise auf eine Straftat oder gar eine Leiche im Kofferraum gab es demnach nicht.
Das zuständige Verkehrskommissariat der Bonner Polizei übernahm daher zunächst die Ermittlungen wegen des Verdachts des unerlaubten Entfernens vom Unfallort. Am 5. Januar – also acht Tage später – ließen Polizisten das Auto auf dem Sicherstellungsgelände aufbrechen – und entdeckten die tote Frau.
Kriminalkommissariat übernimmt Ermittlungen
Damit übernahm das zuständige Kriminalkommissariat 11 die Ermittlungen, in enger Abstimmung mit Oberstaatsanwalt Robin Faßbender startete eine Mordkommission unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Sascha Reuter die Ermittlungen vor Ort.
Schnell geriet offenbar die 22-jährige Tochter der Verstorbenen, die mit ihr in einer gemeinsamen Wohnung in Königswinter lebte, in den Focus der Ermittlungen. Auch Freunde der Tochter seien intensiv vernommen worden. In den späten Abendstunden des 5. Januar habe die Tochter in ihrer Vernehmung schließlich einen Streit mit ihrer Mutter in der Nacht vom 25. auf den 26. Dezember eingeräumt. In dessen Verlauf sei es „zu Gewalthandlungen gegen die Atemwege ihrer Mutter gemeinsam mit einer 15-jährigen Freundin gekommen, in deren Folge ihre Mutter verstarb“, heißt es in der Mitteilung der Polizei. Durch die anderen Vernehmungen habe sich der Tatverdacht gegen die 15-Jährige erhärtet. Auch die Jugendliche legte nach Angaben des Polizeisprechers ein Geständnis ab.
Nach dem derzeitigen Sachstand schalteten die beiden Beschuldigten nach der Tat den 16-jährigen Freund der jungen Frau ein, der sich an dem Versuch beteiligt haben soll, die Leiche mit dem Pkw an einen anderen Ort zu bringen.
An der Tat selbst war er den Ermittlern zufolge nicht beteiligt und blieb auf freiem Fuß. Ob und was er sich eventuell – neben des Fahrens ohne Führerschein mit einem nicht angemeldeten Wagen – strafrechtlich zuschulden kommen ließ, müssten die weiteren Ermittlungen zeigen. (csc)