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Teil des Klimaplans 2035Stadt Bonn forstet größtes Gebiet seit Jahrzehnten auf

Lesezeit 3 Minuten
Am Schleifenfelsweg in Bonn-Oberkassel entsteht ein Waldstück aus Traubeneichen, Hainbuchen, Winterlinden sowie Vogelkirschen und Speierlingen.

Am Schleifenfelsweg in Bonn-Oberkassel entsteht ein Waldstück aus Traubeneichen, Hainbuchen, Winterlinden sowie Vogelkirschen und Speierlingen.

Eine ehemalige Ackerfläche im FFH- und Naturschutzgebiet Siebengebirge wird aufgeforstet. Die Stadt Bonn erwirbt Ökopunkte. 

Im Flora-Fauna-Habitat (FFH)- und Naturschutzgebiet Siebengebirge wird eine 6,4 Hektar große Fläche aufgeforstet. Die ehemalige Ackerfläche, die einer Fläche von gut neun Fußballfeldern entspricht, soll so ökologisch aufgewertet werden.

„Es handelt sich um die größte Aufforstung auf Bonner Stadtgebiet seit Jahrzehnten! Im urbanen Umfeld finden sich nur selten Flächen für eine ökologische Aufwertung in diesem Umfang“, sagt David Baier, Leiter des Amtes für Umwelt und Stadtgrün der Stadt Bonn.

Das Gebiet am Schleifenfelsweg in Oberkassel ist von drei Seiten von Wald umgeben. Die Aufforstung wird eine Lücke im Wald schließen. Dadurch sollen Wald-Lebensräume vernetzt und die Artenvielfalt gestärkt werden. Die Maßnahme trägt zum europäischen und regionalen Natur- und Artenschutz bei, sowie zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung durch natürliche CO2-Bindung, heißt es in einer Mitteilung der Stadt Bonn. Deswegen sei das Projekt auch Teil des Bonner Klimaplans 2035.

Pflanzarbeiten starteten bereits im Frühling 2023

Das Team um Bernd Sommerhäuser vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft hatte bereits 2023 mit den Pflanzarbeiten begonnen. Es soll ein Eichen-Mischwald aus Traubeneichen, Hainbuchen, Winterlinden sowie Vogelkirschen und Speierlingen entstehen. Auf einer Teilfläche wird ein Birken-Niederwald angelegt, der lichtbedürftige Arten fördert. 

Die noch kleinen Bäumchen sind vor Verbiss durch Wild geschützt.

Die noch kleinen Bäumchen sind vor Verbiss durch Wild geschützt.

Während der Großteil der Fläche dem Land gehört, befanden sich zu Beginn der Planung noch einige Flächen in Privatbesitz. Die Stadt Bonn hat diese angekauft beziehungsweise eingetauscht, damit die Lücke im Wald vollständig geschlossen werden kann. 

Die Stadt unterstützt Aufforstung und ihr Ökokonto

Über einen Zeitraum von fünf Jahren investiert die Stadt dafür insgesamt 1,1 Millionen Euro. Die Kosten beinhalten die Herstellung, die Entwicklungspflege sowie die dauerhafte Unterhaltung der Waldfläche durch den Landesbetrieb Wald und Holz.

Die Aufforstung werde von der Unteren Naturschutzbehörde als sogenannte Ökokonto-Maßnahme anerkannt, sodass die Stadt Bonn durch den Erwerb von Ökopunkten auf ihr Ökokonto einzahlt. Das ist ein freiwilliges „Sparbuch“ für Naturschutzmaßnahmen, die bewertet und in die „Werteinheit“ Ökopunkt umgerechnet werden. Eine Ökokonto-Maßnahme kompensiert künftige Eingriffe in Natur und Landschaft, wie beispielsweise Bauvorhaben.

Bernd Sommerhäuser vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft (v.r.) zeigt David Baier, Leiter des Amtes für Umwelt und Stadtgrün der Stadt Bonn, sowie Julia Franzen, Bettina Molly und Dominik Block von der Unteren Naturschutzbehörde die Pflanzungen am Schleifenfelsweg.

Bernd Sommerhäuser vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft (v.r.) zeigt David Baier, Leiter des Amtes für Umwelt und Stadtgrün der Stadt Bonn, sowie Julia Franzen, Bettina Molly und Dominik Block von der Unteren Naturschutzbehörde die Pflanzungen am Schleifenfelsweg.

290.000 Ökopunkte werden durch die Aufforstung am Schleifenfelswerg generiert. Das hat die Bewertung des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) ergeben. Diese Ökopunkte kann die Stadt Bonn künftig bei eigenen Planungen oder Bauvorhaben, bei notwendigen Infrastrukturmaßnahmen oder Maßnahmen zur Energie- und Mobilitätswende zur Kompensation einsetzen.

„Das Ökokonto hat den Vorteil, dass wirksame Naturschutzmaßnahmen gebündelt auf bestimmten Flächen vorgenommen werden“, erklärt Bettina Molly, Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde. Ökokonten beschleunigten die Planung, weil nicht erst Kompensationsflächen gesucht sowie Maßnahmen umgesetzt werden müssten. Und weiter: „Sie ermöglichen eine langfristige Entwicklung der Natur, die nicht erst mit dem Zeitpunkt der Eingriffs- und Ersatzmaßnahme beginnen kann.“

Aufforstung ist Teil des Bonner Klimaplans

Die Aufforstung am Schleifenfelsweg ist im Handlungsfeld Kompensation Teil des Bonner Klimaplans. Die Stadt Bonn strebt an, bis 2035 klimaneutral zu sein, dennoch werde im Stadtgebiet ein Rest an nicht vermeidbaren Treibhausgasen entstehen, zum Beispiel durch Verkehr oder Industrie. 

Durch natürliche CO2-Senker wie Wälder oder Böden wird klimaschädliches CO2 aus der Atmosphäre gebunden und gespeichert. Weitere Informationen zum Klimaplan 2035 hält die Stadt Bonn auf ihrer Website bereit.