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Hilfe fürs ImmunsystemBonner Uniklinik stellt Plasma zur Covid-19-Behandlung her

Lesezeit 3 Minuten

Einer der ersten Spender ist Jan K. Die Mitarbeiterin des Blutspendedienstes am Universitätsklinikum Bonn Heike Brüssler erklärt dem wieder genesenen Covid-19-Patienten den Ablauf der Plasmaspende.

  1. Wieder genesene Covid-19-Patienten mit leichtem Verlauf haben an der Uniklinik Bonn Plasma gespendet.
  2. Die Einrichtung hat die behördliche Erlaubnis, daraus ein spezielles Plasmaprodukt herzustellen, das schwer erkrankten Patienten helfen könnte.
  3. Bisher gibt es für Patienten mit schwerem Covid-19-Verlauf kein Medikament, nun keimt Hoffnung in Bonn.

Bonn – Einen wichtigen Schritt für eine neue Behandlungsmethode bei Covid-19-Patienten hat jetzt die Uni Bonn getan. „In drei verschiedenen Studien weltweit konnte der Verlauf von insgesamt 17 schwer erkrankten Menschen durch ein spezielles Plasmaprodukt wesentlich gebessert werden“, berichtet Professor Johannes Oldenburg, Direktor des Instituts für Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin. „Das lässt uns hoffen.“

Das Universitätsklinikum Bonn hatte gemeinsam mit einigen anderen Einrichtungen in Deutschland die behördliche Erlaubnis erhalten, das Plasma von COVID 19 geheilten Patienten herzustellen. Covid-19-Patienten, die einen milden Krankheitsverlauf hatten, wurde in den vergangenen Tagen in Bonn Blutplasma entnommen.

Oldenburg Uniklinik Bonn

Prof. Dr. med. Johannes Oldenburg, Direktor des Institutes für Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Bonn

„Es kann schon nächste Woche zum Einsatz kommen“, sagt Oldenburg. Er rechnet damit, dass in vier Wochen deutschlandweit genug Plasma in den Kliniken hergestellt und angewendet wurde, „um erste Erfahrungsberichte zu haben.“ In drei Monaten wisse man dann mehr.

So wird Plasma gespendet

Nach Hautdesinfektion wird wie beim Blutspenden eine Vene in der Ellenbeuge punktiert. Das Blut fließt über eine Pumpe in ein Gerät, das die Blutflüssigkeit von den Blutzellen trennt.

Wenn rund 200 Milliliter Blut gefiltert ist, werden die Blutzellen über die gleiche Kanüle zurückgegeben. Dies entspricht einem Zyklus. Entnahme und Rückgabe des Blutes erfolgen also über eine einzige Kanüle.

Entnommen werden bis zu 750 Milliliter Plasma in 6 bis 8 Zyklen. Die Spendedauer beträgt rund 45 Minuten. Damit das Blut im Entnahmesystem nicht gerinnt, muss ihm ein Zusatz beigemischt werden. (vr)

Professor Christian Putensen, Leiter der Operativen Intensivmedizin, ist ebenfalls an der Studie beteiligt. Er entscheidet zusammen mit seinem Team, welche Patienten kommende Woche das neue Plasma bekommen werden. „Zur Behandlung von Covid-19-Patienten mit schweren Verläufen gibt es bis jetzt keine zugelassenen Medikamente. Wir stehen bis jetzt quasi mit leeren Händen da“, so Putensen.

Wieder genesene Covid-19-Patienten hätten Antikörper gegen das neuartige Coronavirus entwickelt, die hochkonzentriert die Immunabwehr schwer erkrankter Patienten auf Covid-19-Erreger unterstützen können. Das Virus wird im Körper dann besser erkannt und bekämpft.

Weitere Spender gesucht

Aktuell stehen ausreichend genesene Covid-19-Patienten zur Verfügung. Da die Plasmagewinnung über mehrere Monate stattfinden wird, freut sich der Blutspendedienst auch in den kommenden Monaten über weitere Spendewillige.

Voraussetzung ist, dass der Spender seit vier Wochen keine Symptome der Covid-19-Erkrankung mehr hat und das Coronavirus in einem Nasen-Rachen-Abstrich nicht mehr nachweisbar ist.

Interessierte melden sich mit ihren Kontaktdaten für einen Rückruf beim Blutspendedienst bitte per E-Mail. (vr)

blutspende@ukbonn.de

Dieses Prinzip der passiven Immunisierung ist nicht neu, sondern wurde im Jahr 1890 als Heilverfahren gegen Diphtherie von Emil von Behring entwickelt und seitdem immer wieder eingesetzt, so auch beispielsweise bei der Spanischen Grippe und Ebola.

Nach einem Aufruf auch in dieser Zeitung hatten sich innerhalb kurzer Zeit über 350 inzwischen genesene Personen beim Blutspendedienst des Universitätsklinikums Bonn gemeldet, die bereit waren, mit ihrem Plasma schwer erkrankten Menschen zu helfen.

„Aktuell stehen dafür ausreichend genesene Covid-19-Patienten zur Verfügung. Die Plasmagewinnung wird zumindest so lange stattfinden, bis gleichwertige oder bessere Therapiealternativen zur Verfügung stehen und wir freuen uns daher auch in den kommenden Monaten über weitere Spendewillige“, sagt Oldenburg.

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Die Mediziner am Universitätsklinikum Bonn wollen mit dem Projekt dazu beitragen, bei schweren Verläufen einer Covid-19-Erkrankung eine signifikante Verbesserung zu erzielen. „Dabei scheint der zu erwartende Nutzen höher als die Risiken, denn die möglichen Nebenwirkungen sind überschaubar und für uns gut handhabbar“, sagt Putensen. Plasma sei ein sehr sicheres Blutprodukt für die Behandlung.