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Borkenkäfer auf VormarschGroße Schäden im Bad Honnefer Stadtwald – Brandlast-Problem

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Mit dem Harvester werden im Stadtwald von Bad Honnef großflächig Fichten gefällt, die vom Borkenkäfer befallen sind, wie Forstwirt Martin Siemes erläuterte. Unter anderem an den braunen Nadeln sind die geschädigten Bäume zu erkennen.

Bad Honnef – Bad Honnef. Die Deutschen Waldtage 2020, an denen sich die Stadt Bad Honnef kürzlich mit zwei Führungen durch den Stadtwald beteiligte, standen unter dem Motto „Gemeinsam! Für den Wald“. Forstwirt Martin Siemes erläuterte den jeweils 30 Teilnehmern der Waldbegehungen die Herausforderungen für den Erhalt, die Pflege und Bewirtschaftung des rund 1200 Hektar großen Stadtwaldes in Zeiten von Borkenkäfer, Dürre, Klimawandel sowie Wald- und Vegetationsbränden.

„Unser Stadtwald ist ein vitaler und spannender Lebensraum“, sagte Martin Siemes, „und mit einer modernen, nachhaltigen Waldwirtschaft tun wir alles dafür, dass dies jetzt und in Zukunft so bleibt.“ Zunichte machen könnte nun aber der Borkenkäfer diese Bemühungen, denn der breitet sich seit 2017 in immer größerer Anzahl aus. Nicht nur der milde Winter 2017 sorgte Anfang 2018 für eine rasante Ausbreitung des Schädlings, auch Sturmtief Friederike, das viele Fichten umgeworfen und beschädigt hatte, trug dazu bei.

„Für den Borkenkäfer waren die am Boden liegenden Bäume ein nahezu ideales Buffet“, sagte der Forstwirt, „und als dann auch noch ein Dürresommer folgte, wurde der Schutzmechanismus der Bäume, eindringende Käfer mit klebrigem Baumharz in Schach zu halten, mangels Wasser ausgehebelt.“

Schnellwachsenden Baum in Nachkriegsjahren gepflanzt

Da in den Nachkriegsjahren die Fichte als schnellwachsender, unkomplizierter und günstiger Baum flächendeckend gesetzt wurde, sind heute etwa 450 Hektar des Stadtwalds mit Fichten besetzt und davon ist wiederum ungefähr die Hälfte vom Borkenkäfer befallen oder bereits zerstört worden. Etwa 116 Hektar wurden bereits abgeräumt – also Tausende Bäume gefällt – und bei 72 Hektar „Frischbefall“ verzeichnet. Die entstandenen Freiflächen werden mit Neubepflanzungen für die Zukunft aufgestellt, das heißt, dass alle Zeichen auf Vielfalt stehen, um Monokulturen für die Zukunft zu vermeiden.

Diese Entwicklung wird auch von der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Bad Honnef, die sich an beiden Führungen beteiligte, unterstützt, denn totes Holz sorge mitunter für erhebliche Waldbrandrisiken. „Daher ist es umso wichtiger, Brandquellen wie offenes Feuer, Rauchen und auch Parken außerhalb der vorgesehenen Flächen unbedingt zu vermeiden“, gab die Feuerwehr mit auf den Weg.

Hans-Heribert Krahe informierte für die Feuerwehr über das Problem der Brandlast in den trockenen Wälder.

Um die weitere Ausbreitung der Borkenkäfer auszubremsen und die Brandlast im Wald zu senken, setzt die Stadt Bad Honnef verschiedene Techniken ein, befallene und abgestorbene Bäume zu entfernen. Neben der händischen Verarbeitung mit Kettensägen kommt hierzu ein Harvester, eine halbautomatische Ernte- und Zerlegemaschine zum Einsatz.

„Mit Kettensägen können wir etwa zwei bis drei Fichten pro Stunde verarbeiten“, erläuterte Forstwirt Martin Siemes, „und der Harvester schafft in der Zeit 20 bis 30 Bäume.“ Zur Schonung des Waldbodens wurde ein festes System von Rückegassen mit festgelegten Fahrspuren, die mit Ästen und Reisig bedeckt werden, geschaffen. Nach derzeitigem Stand sei der Harvester das beste Mittel der Wahl, um das Totholz schnell und sicher aus dem Wald zu schaffen und das Holz noch vermarkten zu können.

Mit dem Harvester werden im Stadtwald von Bad Honnef großflächig Fichten gefällt, die vom Borkenkäfer befallen sind, wie Forstwirt Martin Siemes erläuterte.

Im Anschluss an die Führung konnten die Teilnehmer unter Anleitung jeweils eine Stieleiche im Wald pflanzen und so die Wiederbelebung der Freiflächen aktiv unterstützen.