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Serie Unser WasserRettungsringe auf Bornheimer Apfelplantage

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt eine Apfelplantage, die gerade bewässert wird

Bei Nachtfrösten kommt das Wasser von oben - und gefriert auf der Blüte zu Eis. Das verhindert ein Erfrieren der Blüte.

Obstbauer Roland Schmitz-Hübsch bewässert seine Apfel- und Birnenbäume mit einem ausgeklügelten System

Rettungsringe in einer Apfelplantage? Kein Witz! Für das Regenauffangbecken von Roland Schmitz-Hübsch gelten klare Bestimmungen. Das Becken ist zirka 80 Meter lang, etwa 30 Meter breit und rund sieben Meter tief – mit einem Fassungsvermögen von rund 10 000 Kubikmeter Wasser. „Hier sammeln wir das komplette Niederschlagswasser unserer Hofanlage“, erklärt der Obstbauer.

Zusätzlich läuft über extra dafür gelegte Rohrsysteme auch das Dachflächenwasser des nahen Gewerbegebiets „Am roten Boskop“ ins Becken. Das Auffangbecken ist eingezäunt. Mehrere Nottreppen führen aus dem Wasser. Und am Zaun hängen von allen Seiten sichtbar für den Notfall die Rettungsringe. „Zurzeit ist das Becken etwa zu einem Drittel gefüllt“, berichtet Roland Schmitz-Hübsch. Er ist Inhaber der Apfel- und Birnenplantage in Bornheim-Merten. Der Obstbauer setzt auf Nachhaltigkeit.

Das Bild zeigt den Oberbauer Roland Schmitz-Hübsch an der Bewässerungsanlage auf der Apfelplantage.

Bei aufkommendem Nachfrost stellt Obstbauer Roland Schmitz-Hübsch den Schalter manuell um - von der Tröpfchenbewässerung auf Beregnung.

So sei auch die Idee des Regenauffangbeckens entstanden. Ganz nach Vorschrift führt dabei auch Schmitz-Hübsch sein Niederschlagswasser zurück in den eigenen Boden. „Ich mache das nur langsamer und kontrolliert – tröpfchenweise“, sagt er. „Mit dem aufgefangenen Regenwasser bewässern wir hier im Nahbereich der Hofanlage rund 35 000 Apfel- und Birnenbäume“, erklärt er. Dafür habe er neben dem Regenauffangbecken in etwa sieben Metern Tiefe eine Pumpstation errichtet. Die Pumpen „saugen“ das Regenwasser aus dem Becken, zunächst durch eine Filteranlage in das Bewässerungssystem. Von dort gelangt das Wasser zur Verladestation, wo es gleichmäßig auf fünf verschiedene Parzellen aufgeteilt wird.

Das Bild zeigt einen Rettungsring an einem Wasserauffangbecken.

Rettungsringe hängen an allen vier Seiten des Regenauffangbeckens - nur für den Notfall, um schnell helfen zu können.

Lange kleine Schläuche, die auf Höhe der Obstbäume kleine Öffnungen haben, sind entlang der Baumreihen verlegt. Gleichmäßig tropft dort nun mehrmals die Woche für ein paar Stunden das Regenwasser heraus. Die Öffnungen sind druckkompensiert – soll heißen, dass aus allen 400 Öffnungen im Schlauch gleichmäßig viel Wasser tropft. Das gewährleistet eine optimale Verteilung“, sagt Schmitz-Hübsch. Und: „Das Wasser verteilt sich dabei ideal im Lössboden um die Tropfstelle herum und durch seine kapillare Kraft in der kompletten Wurzelzone des Baumes.“

20 Liter Wasser pro Baum und Woche

Im Durchschnitt bekomme jeder Baum etwa 20 Liter Wasser in der Woche. „Wir bewässern unsere Obstbäume hier im Nahbereich der Hofanlage auch bewusst nur tagsüber“, betont er. Das ermögliche ihm nämlich, den eigenen Strom für die Pumpen zu nutzen, den er über die auf den Dächern seiner Hofanlage montierten Photovoltaik-Anlage selber produziert. Mehrere Sensoren sitzen zudem unter den Obstbäumen, etwa 20 und 40 Zentimeter tief im Boden. „Die funken mir die Daten zur Bodenfeuchtigkeit direkt auf den Computer“, erklärt er.

Das Bild zeigt ein Wasserauffangbecken.

Das Regenauffangbecken auf dem Hofgelände von Roland Schmitz-Hübsch hat ein Fassungsvermögen von etwa 10.000 Kubikmeter Wasser.

Vom Schreibtisch aus könne er dann entscheiden, ob und wann die Bewässerung eingeschaltet werden muss. Die Erde sollte weder zu nass noch zu trocken sein. „Beides bedeutet Stress für die Obstbäume“, erklärt er. Und Stress wolle er seinen Obstbäumen nicht zumuten – auch nicht, wenn es im Frühjahr, mitten in der Apfel- oder Birnenblüte, plötzlich zu Nachtfrösten kommt. Früher wurden in den Frostnächten in der Anlage Feuerstellen in Tonnen und in regelmäßigen Abständen zwischen den Obstbäumen angezündet, die die ganze Nacht bis zum Morgen angefeuert werden mussten, um so die Luft um die Bäume herum warmzuhalten. Eispanzer umhüllt den Baum „Heute stelle ich bei Nachtfrost lediglich noch manuell den Schalter um“, erklärt Schmitz-Hübsch.

Das aufgefangene Regenwasser strömt dann durch die Beregnungsanlage, die über den Baumkronen angeordnet ist. Je nach Kälte entsteht dann sehr schnell ein richtiger Eispanzer, der den ganzen Baum umhüllt – auch die Blüten. „Und im Prozess des Gefrierens des Wassers entsteht Wärme, die an die Blüte abgegeben wird“, erklärt Schmitz-Hübsch. Der Prozess muss jedoch so lange wiederholt werden, bis das Eis am Morgen von selber taut. Die Wassermenge darf in dieser Zeit auch nicht reduziert werden.

„Da sind in einer Nacht für die gesamte Plantage schnell auch mal 6000 Kubikmeter Wasser weg“, sagt er. Für den Fall, dass mehrere Frostnächte aufeinanderfolgen, kann er sein Auffangbecken auch mit Brunnenwasser auffüllen. Brunnenwasser lagert er auch in einem zweiten Becken zwischen, die weiter abseits des Hofgeländes im Vorgebirge stehen. Insgesamt hat Schmitz-Hübsch etwa 100 000 Apfel- und Birnenbäume im Anbau.