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WindkraftMeckenheim, Rheinbach, Bornheim und Wachtberg wollen Windräder

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Die Stadt Bornheim sucht nach einem neuen Standort für eine Windkraft-Konzentrationszone.

Rhein-Sieg-Kreis – Bis 2030 soll der Strom aus erneuerbaren Energien verdoppelt werden – so hat es die Bundesregierung als Marschroute vorgegeben. Das heißt, 2030 sollen 80 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energien stammen, um im Jahr 2045 Treibhausgasneutralität zu erreichen.

Dabei spielt die Windkraft eine wichtige Rolle, das neue „Wind-an-Land-Gesetz“ soll den Ausbau der Windenergie in Deutschland deutlich schneller voranbringen. Auch im linksrheinischen Kreisgebiet sind Windräder Thema – allerdings sind die Verfahren äußerst langwierig. Wie sieht es in den einzelnen Kommunen aus? Wir fragten nach.

In Meckenheim und Rheinbach ging es hin und her

„Stoppt den Wahnsinn – keine Monster-WKA in der Swistaue“ und „Schützt Tiere und Menschen“ forderten Demonstranten 2015 vor dem Ratssaal in Meckenheim, als es im Fachausschuss um den gemeinsamen Windpark von Meckenheim und der Stadt Rheinbach ging. Die Nachbarstädte haben eine gemeinsame Windkraft-Konzentrationszone ausgewiesen, auf der Fläche sind Areale für insgesamt 5 Windkraftanlagen vorgesehen.

150 Meter hohe Windräder sollten für die Windkraft-Konzentrationszone „Auf dem Höchst“ geplant werden. Seither wurden Anträge gestellt, zurückgezogen und wieder neu gestellt, Windräder drehen sich hier noch nicht.

Die Firma Wind Works Development GmbH aus Mühlheim an der Ruhr hatte 2019 beim Kreis beantragt, drei Windenergieanlagen mit einer Rotorhöhe von 149,5 Metern errichten und betreiben zu dürfen – zwei auf Meckenheimer Gebiet, eine in Rheinbach. Im September 2021 ersetzte die Firma den Antrag und bat um Neugenehmigung, zog den Antrag aber im Januar 2022 wieder zurück. Aktuell gilt wieder der Antrag auf Neugenehmigung vom Dezember 2021; aktuelle Höhe der drei Windräder: 130 Meter. Sachstand: Das Verfahren läuft.

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Damit man sich besser vorstellen kann, wie die Anlagen in der Natur aussehen würden, hat die Stadt Bornheim die guten bis sehr guten Flächen visualisiert. Hier der Standort Hemmerich.

Swisttal hat vier Windräder

„Die Gemeinde Swisttal hat, nach vorangegangenen und von Fachbüros vorgenommenen Messungen zur Windhöffigkeit, das heißt zum durchschnittlichen Windaufkommen an einem bestimmten Standort, Konzentrationszonen für die Errichtung von Windkraftanlagen ausgewiesen“, teilt Pressesprecher Bernd Kreuer mit. So werden auf einer Fläche zwischen Essig und Odendorf an der B 56 seit einigen Jahren vier Windkraftanlagen betrieben.

Weitere Konzentrationszonen befinden sind im Bereich zwischen den Ortschaften Heimerzheim, Dünstekoven und Ollheim. Auf diesem Gelände wurden die vorhabenbezogenen Bauleitpläne Heimerzheim „Im Kessel“, Heimerzheim „An der Fuchkaus“, Ollheim „Am Vershovener Weg“ initiiert.

Bedenken hatten die Bundespolizei und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben geäußert: Im Beteiligungsverfahren machten sie geltend, dass mit dem Bau von Windkraftanlagen im Bereich „Im Kessel“, „An der Fuchskaul“ und „Am Vershovener Weg“ „kein störungsfreier Empfang der empfindlichen Antennenanlagen mehr gewährleistet werden kann“. Ein Gutachter soll jetzt die Funkverträglichkeit zwischen geplanten Windenergieanlagen und den vorhandenen Antennenstandorten der Bundespolizei prüfen.

Mit Hilfe der Messergebnisse sollen Grenzwerte für die geplanten Windenergieanlagen in verschiedenen Szenarien ermittelt und bewertet werden. Sachstand: Ergebnisse liegen laut Kreuer nicht nicht vor.

In Bornheim fehlt das Artenschutzgutachten

Auch die Energiestadt Bornheim will bis 2045 klimaneutral werden. Das hat der Stadtrat so unterstrichen. Die Windkraft spielt in diesem Szenario also eine entscheidende Rolle. Die ausgewiesenen beiden Konzentrationszonen für Windräder südöstlich von Sechtem sind möglicherweise nicht mehr rechtssicher – diese Erkenntnis hatte die Politik im Juni 2019 aufgeschreckt.

So lässt sich eine „Verspargelung“ der Stadt mit Windrädern nicht verhindern. Mehrere Firmen hatten auch schon Interesse an Gelände auf der Ville bekundet und sich bei den Eigentümern um Vorkaufsrechte bemüht, um dort gegebenenfalls Windräder zu bauen. Die Stadt reagierte und beschloss flugs das Verfahrens zur Aufstellung eines Teilflächennutzungsplans „Windenergie“.

Bitburger Planer haben die Stadt untersucht, die Potenzialflächenanalyse vorgelegt und insgesamt 21 mögliche Standorte für Windkraft gefunden – gute bis sehr gute. Zwölf dieser Flächen befinden sich in der Rheinebene zwischen Sechtem und Bornheim-Ort und neun auf dem Ville-Rücken. Wie hoch die Windräder sein dürfen, wurde auch geprüft: auf dem Villerücken wegen der Flugsicherheit maximal 150 Meter, in der Tallage müsse damit gerechnet werden, dass die Anlagen voraussichtlich mit einer Gesamthöhe von zirka 250 Meter geplant werden.

Um sich die Anlagen in der realen Umgebung vorstellen zu können, ist die Stadt Bornheim gemeinsam mit der Fachagentur für Windenergie an Land einen ungewöhnlichen Weg gegangen: Gremienvertreter, Befürworter und Gegner von Windenergieanlagen wurden zu einer Tour eingeladen, während der die Anlagen an möglichen Standorten mittels einer App visualisiert wurden.

In Telefoninterviews wurde dann das Meinungsbild abgefragt, „die Ergebnisse der Interviews hierzu liegen uns bisher nicht vor“, erklärt Wolfgang Paulus, Leiter des Umwelt- und Grünflächenamtes. Abgearbeitet sind dem gegenüber die mehr als 200 Eingaben zur Offenlage. Wie die Stadt mitteilt, „zeichnet sich mehr Kritik am Standort Ville ab“ als am Rheintal.

Was noch aussteht, ist ein Artenschutzgutachten. „Wir sind inzwischen aber ein ganzes Stück weiter als zur frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung“, betont Paulus. Sachstand: Verfahren läuft.Sehr ausführliche Informationen hat die Stadt auf ihrer Homepage zusammengefasst.

Alfter hat keine Windkraftpläne

„Derzeit hat die Gemeinde Alfter dazu keine aktivierte Bauleitplanung. Es liegen bisher auch keine unternehmerischen Interessenbekundungen oder Potenzialanalysen vor, da die dichte Siedlungsstruktur notwendige Abstände zur Wohnbebauung sehr schwierig macht“, erklärt Maryla Günther, Leiterin des Bürgermeisterbüros.

Wachtberg will Windenergie-Anlage ermöglichen

Beigeordneter Swen Christian sagt auf Anfrage: „Der Rat der Gemeinde Wachtberg hat zur Schaffung von Planungs- und Rechtssicherheit im vergangenen Jahr beschlossen, einen Teilflächennutzungsplan ,Windenergie in Wachtberg’ aufzustellen. Dazu finden aktuell vorbereitende, gutachterliche Maßnahmen statt, die voraussichtlich dieses Jahr abgeschlossen werden.“

Im Zuge des weiteren Planaufstellungsverfahrens würden alle Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Wachtberg einbezogen, so Christian. Federführend ist der Planungsausschuss des Rates.