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Selbstbewusst und gefräßigEingewanderte Tiere bedrohen Natur im Rhein-Sieg-Kreis

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Nutrias sind inzwischen an vielen heimischen Gewässern aufgetaucht,

Rhein-Sieg-Kreis – Eine stille Invasion von Tieren und Pflanzen findet auch im Land an Rhein und Sieg statt. Viele von ihnen sind eine Gefahr für die heimische Artenvielfalt und können zudem Schäden für Land- und Forstwirtschaft verursachen. In dieser Ausgabe geht es um eingewanderte Tierarten, in der kommenden Woche um die Pflanzen.

Der Waschbär, ein possierlicher Nesträuber

Zunächst einmal sind Waschbären, auch wegen ihrer schwarzen Gesichtsmasken und ihrer Angewohnheit, Waschbewegungen im Wasser zu machen, durchaus possierliche Tiere. Die aus Nordamerika stammenden nachtaktiven Raubtiere, die bis zu neun Kilogramm schwer werden können, haben sich aber auch an Rhein und Sieg inzwischen so stark ausgebreitet, dass sie Probleme verursachen. Sie plündern Vogelhäuschen, treten als Nesträuber auf und machen sich bei der Suche nach Fressbarem sogar an Mülltonnen zu schaffen.

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Ganz schön dreist: Ein Waschbär macht sich auf den Weg zum Vogelhäuschen einer Familie in Windeck-Schladern. Foto: Döring

Vor allem sind sie aber eine Gefahr für Amphibien und Ökosysteme. Im Hoverbachtal, berichtet der Umweltschutzbeauftragte der Gemeinde Ruppichteroth, Heinz Schumacher, hätten Waschbären komplette Amphibienpopulationen weggefressen. Am Feldörtchensbach im Bröltal machten sie sich vor allem über Grasfrösche her, wie Christoph Rüter von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises schildert. An stark befahrenen Straßen, an denen es Querungshilfe für die Amphibien gibt, setzen sich die Räuber geschickt an die Endpunkte, wo ihnen die Tiere bequem ins Maul laufen.

Im Ahrtal, das hat Rüters Kollege Matthias Obermann erfahren, haben Waschbären sogar ein Uhu-Nest geplündert und die drei Jungvögel darin erbeutet. Weil die großen, unter Schutz stehenden Greifvögel auch im Kreisgebiet wieder häufiger nisten, befürchtet Obermann, dass hier Ähnliches passiert.

Nutrias und Bisamratten verstärken die Flutgefahr

Nicht so scheu wie die Waschbären sind die Nutrias, deren Heimat Südamerika ist. Erst kürzlich wurde eine Nutria am Mühlengraben mitten in Siegburg gesichtet. Bis Mitte der 80er Jahre entwichen viele Tiere aus Zuchtanlagen, einige wurden freigelassen. Jetzt kommen sie fast überall an größeren Gewässern vor.

Tiere dürfen bejagt werden

Die Populationen der Waschbären dürften in den nächsten Jahren weiter anwachsen. Sie unterliegen dem Jagdrecht. Die Jagdstrecke bei den kleinen Raubtieren lag laut Naturschutzamt im Jagdjahr 2019/20 bei 49 Tieren, 20/21 schon bei 94 Exemplaren. Dezimiert werden soll auch der Bestand der Nutrias. Weil sie schnell mit den geschützten Bibern verwechselt werden könnten, die sich wieder an der Sieg ansiedeln, dürfen sie aber nicht mehr geschossen, sondern nur noch mit Fallen gefangen werden. (rö)

Aus ökologischer Sicht haben die hasengroßen Tiere mitunter auch positiven Einfluss, weil sie Ufer und Dämme der Gewässer durchlöchern, die dann manchmal zusammenbrechen und eine natürliche Entwicklung der Gewässer ermöglichen. Sie werden aber als Schadtiere eingestuft, weil sie nicht nur Schilf und Wasserpflanzen abweiden, sondern aus Sicht der Wasserwirtschaftler die Überflutungsgefahr erhöhen, in dem sie bei ihrer Wühlarbeit auch vor Deichen nicht halt machen. An der Siegmündung findet sich ein besonders großes Vorkommen der Nager.

Bisam überträgt den Fuchsbandwurm

Omnipräsent ist im Kreis ein weiteres Wasser-Nagetier aus Nordamerika, die Bisamratte. Sie schädigt Ökosysteme, frisst Wasserpflanzen und Röhricht, kann aber auch die für Menschen gefährlichen Fuchsbandwürmer übertragen. Auch Bisame sorgen für Uferabbrüche und schaden dem Hochwasserschutz.

Mehr als die aus Nordamerika eingewanderten Kanadagänse sind die Nilgänse aus Afrika ein Problem. Die großen Wasservögel sind besonders aggressiv und verdrängen zum Beispiel rabiat die Stockenten, das hat Umweltexperte Schumacher beobachtet. Auch beim Naturschutzamt weiß man um die Dominanz dieser Gänse, die auf Bäumen und in deren Höhlen nisten.

Nicht gern gesehen wird auch der Heilige Ibis, der vereinzelt schon an der Sieg vorkommt. Die Großvögel aus Afrika sind für ihren gewaltigen Appetit bekannt und gefährden einheimische Tierarten, weil sie alles auffressen, was ihnen vor den Schnabel kommt: Amphibien, genauso Vogeleier oder Libellen.

Sittiche besetzen Höhlen im Baum

Große Populationen von Halsbandsittichen, die aus Afrika oder Asien kommen, leben im Sieg- und Rheintal. Sie nisten in den von vielen begehrten Baumhöhlen und verdrängen dadurch andere Vögel und Fledermäuse.

Gewässer und ihre Lebensgemeinschaften im Kreisgebiet leiden unter fremden Eindringlingen. Amerikanische Krebsarten wie Kamber-, Signal- oder Kalikokrebse, die bereits bei Hennef-Allner entdeckt wurden, übertragen die Krebspest, an der heimische Krebsarten und Edelkrebse zugrunde gehen. Außerdem fressen sie die Gewässer leer und verstärken die Ufererosion. Die sich stark vermehrenden Fremdlinge wurden wie im Wahnbach schon in großer Zahl in Reusen gefangen und an die Gastronomie verkauft.