EitorfSo arbeitet die erste Betriebsfeuerwehr im Rhein-Sieg-Kreis
Eitorf – Die Alarmierung auf dem Funkmeldeempfänger ertönt, und in Minutenschnelle wechselt Sabrina Balensiefen, in der Kundenlogistik bei ZF Friedrichshafen beschäftigt, den Arbeitsplatz. Uniform, Helm, und ab zum Einsatzfahrzeug. Balensiefen ist Feuerwehrfrau bei der Betriebsfeuerwehr von ZF, der ersten anerkannten im ganzen Rhein-Sieg-Kreis. 30 Kollegen hat sie, mit denen sie im vergangenen Herbst die Truppenausbildung und den Funkerlehrgang absolvierte.
An der Magnettafel neben dem Eingang ist vermerkt, welcher von den Freiwilligen im Dienst und damit für Aufgaben der Feuerwehr einsatzbereit ist. Bei einer Alarmierung sollten vier Atemschutzgeräteträger, ein Maschinist am Steuer und ein Staffelführer im Einsatzfahrzeug sitzen.
Diesen Monat hat Balsensiefen, Mutter eines fünf Jahre alten Sohnes, mit fünf weiteren ZF-Beschäftigten die Atemschutzausbildung abgelegt, weitere Kollegen absolvieren die Fortbildung gerade. Ausgebildet wurden die neuen Feuerwehrleute von der Eitorfer Wehr. „Ich wollte gerne helfen“, beschreibt Balensiefen ihre Motivation, sich freiwillig bei der Betriebsfeuerwehr zu engagieren. Als junge Mutter sei es ihr zeitlich einfach nicht möglich, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr zu werden; die Einsatzzeiten bei der Betriebsfeuerwehr dagegen sind weitaus familienfreundlicher. Sie sind auf die reguläre Arbeitszeit zwischen 7 und 16 Uhr beschränkt.
Gute Zusammenarbeit mit freiwilliger Feuerwehr
30 der knapp 700 ZF-Mitarbeiter haben sich für den Freiwilligendienst bei der Betriebsfeuerwehr entschieden, die Zahl steigt. Ihre Ausrüstung – von den Uniformen über die Helme bis zum Einsatzfahrzeug – ist an die öffentliche Feuerwehr von Eitorf angepasst.
Auch das Kleinlöschfahrzeug (KLF) entspricht den Standards, wie Philipp Brücken, Leiter der Betriebsfeuerwehr und Sicherheitsingenieur bei ZF Friedrichshafen, erläutert: „Wir sind zwar flexibel bei der Ausrüstung, aber wir haben fast alles drin, was die offizielle Feuerwehr auch hat.“ Das sind Pumpe, Schläuche, Atemschutzgeräte und Schaummittel ebenso wie der sogenannte „Monitor“ – eine Spritze, die vom Boden aus Wasser 60 Meter weit werfen kann. Auch speziell für mögliche Unfälle im Werk ausgerichtete Ausrüstung befindet sich im Fahrzeug. In Eitorf werden Stoßdämpfer und weitere Dämpferprodukte produziert, das KLF ist daher mit Metallbrandlöschern oder auch spezielle Kissen ausgestattet, mit denen zum Beispiel Kanäle abgedichtet werden können, falls ein Umweltunfall passiert ist.
Längst nicht nur auf das Werksgelände sind die Einsätze der Betriebsfeuerwehr beschränkt; die Mitglieder stehen während ihrer Arbeitszeit auch für Einsätze mit der öffentlichen Wehr zur Verfügung. „Das ist genau die Zeit, die uns hilft“, weiß Eitorfs Feuerwehrchef Jürgen Bensberg. Für ihn ist die enge Zusammenarbeit mit ZF eine echte Win-Win-Situation: Gerade tagsüber sei die personelle Situation bei seinen Freiwilligen kritisch, die neu geschulten Einsatzkräfte der Betriebsfeuerwehr füllen diese Lücke. Ein weiterer Vorteil: Die kurzen Wege. In der Bogestraße steht das Einsatzfahrzeug auf dem Hof; die freiwilligen Helfer brauchen nicht erst zur Wache in der Brückenstraße, sondern können direkt zur Einsatzstelle fahren.
Bürgermeister lobt das Projekt
Das Unternehmen profitiere vom Know-how und der Erfahrung der Eitorfer Wehr, sagt Ralf Hunke, Werksleiter bei ZF Friedrichshafen in Eitorf. Die Einrichtung der Betriebsfeuerwehr, eine Forderung der Bauaufsicht, wäre ohne die Unterstützung der Eitorfer Kollegen nicht so schnell und effizient umzusetzen gewesen: „Die Qualifizierung der Mitarbeiter verdanken wir der Zusammenarbeit mit der Eitorfer Feuerwehr.“ Bauliche Veränderungen auf dem Betriebsgelände hatten ein neues Brandschutzkonzept notwendig gemacht; die Feuerwehr, so Hunke, bilde dabei ein „ganz wichtiges Standbein“. Als „eine gelungene und erfolgreiche Symbiose“, beurteilt auch Eitorfs Bürgermeister Rüdiger Storch die enge Zusammenarbeit zwischen ZF und der Gemeinde.
Regelmäßig, berichtet Brücken, werden im Werk Übungen abgehalten, „wo wir besondere Einsatzsituationen durchspielen.“ Einmal im Jahr gibt es sogar eine Großübung unter Sirene, bei der das ganze Werk evakuiert wird. Die Ortskenntnis und das beruflich bedingte Fachwissen der Einsatzkräfte, das bestätigt Eitorfs Feuerwehrchef Bensberg, sei im Ernstfall entscheidend. Aber auch die Routine – und die gibt es immer dann, wenn bei den Freiwilligen von ZF der Funkmelder piepst.