Weco in Eitorf„Feuerwerksverbot würde das sofortige Aus für uns bedeuten“
Eitorf – Besorgt sind Beschäftigte und Geschäftsführung des Eitorfer Feuerwerkherstellers Weco angesichts der Forderungen nach einem Böllerverbot an Silvester. „Das würde das sofortige Aus unseres Unternehmens bedeuten“, erklärte Pressesprecher Andreas Kritzler gegenüber dieser Zeitung.
Sowohl die Gewerkschaft der Polizei (GdP) als auch die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) hatten von den Kommunen „möglichst restriktive“ Feuerwerksverbote gefordert. Werde dies umgesetzt, so Kritzler, gehe Weco in die Insolvenz. Im vergangenen Jahr hatte Weco-Geschäftsführer Thomas Schreiber dies gerade noch abwenden können.
Weco gerät durch Corona-Pandemie in Existenznöte
Der deutsche Marktführer, der am Eitorfer Standort expandieren wollte, war in Existenznöte geraten. Trotz der Überbrückungshilfe III durch den Bund sei das Unternehmen in die größte Krise seit Firmengründung im Jahr 1948 gestürzt worden. Für die drei Produktionsstandorte Eitorf, Kiel und Freiberg wurde Kurzarbeit angemeldet, im Juli dann die Schließung des Freiberger Werkes in Sachsen verkündet.
„Feuerwerksverkauf ist ja ein Geschäft auf Vorleistung, das wir vorfinanzieren“, erläutert Kritzler. Das Unternehmen mache 95 Prozent seines Jahresumsatzes an Silvester. Ein Kommissionsgeschäft: Weco produziert das Feuerwerk und liefert es an seine Hauptabnehmer – Discounter und Supermärkte – aus, die nur die Ware bezahlen, die auch über die Theke geht. Den Rest holt das Eitorfer Unternehmen auf eigene Kosten wieder zurück.
Mitarbeiter seit Januar in Kurzarbeit
„Wir sind ja schon für 2020 in Vorleistung gegangen. Jetzt haben wir schon zwei Jahre vorfinanziert, haben aber dennoch Lagerkosten, Speditionskosten, Personalkosten. Das muss ja alles bezahlt werden“, so Kritzler.
Die Eitorfer Produktion sei in diesem Jahr gar nicht angelaufen, fast alle der 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befänden sich seit Januar in der Kurzarbeit. „In diesem Jahr haben wir auch so gut wie nichts importiert, weil wir nahezu 100 Prozent der Ware aus dem vergangenen Jahr zurückholen mussten.“
Weco-Werksverkauf vor Silvester abgesagt
Den Werksverkauf drei Tage vor Silvester, zu dem Feuerwerksfreunde aus ganz Deutschland anreisen, musste das Unternehmen erneut absagen. „Wegen der Pandemie-Situation“, sagt Kritzler, sei ein 2G- oder 3G-Konzept erforderlich, das nicht umzusetzen sei. „Wir hatten zwar verschiedene Ideen wie zum Beispiel einen Drive-In oder einen Online-Verkauf geplant, aber auch das geht nicht.“ Denn bei Logistik- und Transportunternehmen gebe es Engpässe und Mangel an Fahrern, die für den Transport von Gefahrgut eine besondere Qualifikation benötigten. Erschwerend komme hinzu, dass Feuerwerk nur vom 29. bis 31. Dezember an den Endverbraucher zugestellt werden dürfe.
Den deutschen Handel werde man in diesem Jahr aber „gut bedienen“ können, sagt Kritzler, „das bekommen wir gestemmt“. Nur so könne auch der wirtschaftliche Schaden in zweistelliger Millionenhöhe annähernd kompensiert werden, den das Böllerverbot 2020 verursacht habe. „Das muss man erst mal wieder reinholen. Wir waren ein solides Unternehmen mit Expansionsplänen, hatten viele Pläne in puncto Nachhaltigkeit. Das musste alles pausieren. Wir sind auf ein erfolgreiches Jahr angewiesen.“
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Ein Böllerverbot entschärfe die Corona-Situation nicht und entlaste auch nicht die Intensivstationen: „Nur fünf Prozent der Verletzten an Silvester lassen sich auf Feuerwerk als Ursache zurückführen“, sagt Kritzler. Alkohol stelle ein viel größeres Problem dar. Große Menschenansammlungen solle man natürlich meiden, „Feuerwerk eignet sich perfekt, um im kleinen Kreis zu feiern“.
Auch die Feinstaubbelastung sei bei weitem nicht so hoch wie von Umweltverbänden behauptet. Werde Feuerwerk wieder verboten, dann leide nicht nur die Branche, auch die Region: „In Eitorf sind wir einer der größten Arbeitgeber.“