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Energie15 Windräder sollen in Eitorf gebaut werden – und der Strom soll günstiger werden

Lesezeit 4 Minuten
Drei Windräder im Wald

So wie hier, sollen sich bald in Eitorf bis zu 15 Windräder drehen.

Der Windpark könnte sich bald im Wald oberhalb des Zentrums drehen. Der Bürgermeister erwartet keinen Widerstand gegen erneuerbare Energien.

Fast schon Goldgräberstimmung herrscht in Eitorf, einer vergleichsweise armen Gemeinde. Die Windkraft könnte künftig für finanziellen Aufschwung sorgen, so sieht es Bürgermeister Rainer Viehof. Rechts und links der Schmelztalstraße sollen sich in gar nicht allzu ferner Zukunft bis zu 15 Rotoren drehen, 200 bis 250 Meter hoch und wohl nicht nur aus dem nahen Zentralort deutlich sichtbar. Die ersten Schritte sind getan.

Ich freue mich auf Reisen über jeden sich drehenden Propeller
Rainer Viehof, Bürgermeister von Eitorf

Hat er keine Angst, dass Gegner gegen die „Verspargelung“ mobil machen? Diese Zeiten seien doch vorbei, meint der parteilose Viehof. Vor dem Hintergrund der Energieverknappung und der steigenden Strompreise sei die regenerative Erzeugung nur zu begrüßen, vom Klimawandel und der nötigen CO2-Einsparung gar nicht zu reden. Woanders sei man längst weiter: „Ich freue mich auf Reisen über jeden sich drehenden Propeller.“

Der Klimawandel und seine Folgen haben gar einen Teil des Weges in Eitorf schon frei gemacht. Auf den sogenannten Kalamitätsflächen im Wald, wo die Bäume durch Trockenheit und Borkenkäferfraß abgestorben sind, dürfen naturschutzrechtlich Windenergieanlagen errichtet werden. Ebenso in Nadelwäldern.

Der neue Regionalplan wird die Vorrangflächen für Eitorf ausweisen

Ob sich die theoretisch etwa 235 Hektar Potenzialfläche an der Verbindungsstraße nach Ruppichteroth-Schönenberg auch praktisch eigne, das sei noch in der Prüfung, so Viehof. Die Umweltbehörde des Rhein-Sieg-Kreises ist eingebunden, auch der Landesbetrieb Wald und Holz. Jetzt liege die Sache bei der Bezirksregierung, die derzeit den Regionalplan mit den Vorrangflächen für Windkraft erarbeitet.

Für diese Gebiete müssen die Kommunen nicht extra einen Bebauungsplan aufstellen, was das Genehmigungsverfahren beschleunigt. In Eitorf könnte das Projekt recht zügig vorangehen, gibt es doch mit dem Grafen von Herrnstein einen großen Waldbesitzer, der die Flächen dem Vernehmen nach gern verpachten würde.

Die Bürgerenergie Rhein-Sieg und Westfalenwind sind mit im Boot

Mit der Gesellschaft Westfalenwind stehe auch ein erfahrener Projektierer bereit, an einem Einstieg ebenfalls interessiert sei die Bürgerenergiegenossenschaft Rhein-Sieg. Für die Gemeinde Eitorf sei höchstens eine kleine Investition als Genossin denkbar, so der Bürgermeister.

Die Kommune hoffe vielmehr auf Gewerbesteuern. Der Rhein-Hunsrück-Kreis habe sich mittels 40 Anlagen saniert, das habe der Landrat kürzlich bei einer Präsentation in der Biologischen Station am Eitorfer Bahnhof berichtet.

Rainer Viehof denkt noch weiter. Falls der Windpark komme, könnte die Energie für die Erzeugung von grünem Wasserstoff genutzt werden, siedelten sich die passenden Firmen im Gewerbegebiet an, müssten die Rotoren niemals stillstehen. Und auch die Bürger sollen profitieren: von niedrigeren Strompreisen. Beispiele aus der Bundesrepublik belegen, dass bei diesen Aussichten die Proteste erheblich leiser werden.

Jenseits von Eitorf scheint die Lage komplizierter zu sein. In Windeck macht sich seit Jahren schon eine Bürgerinitiative für einen gemeindeübergreifenden Windpark in der Nutscheid stark, im Grenzbereich von Ruppichteroth, Waldbröl und Windeck. Dem Vernehmen nach sollen die Potenzialflächen aber plötzlich geschrumpft sein, heißt es aus dem Kreis der Aktiven. Die Bezirksregierung habe wohl veraltetes Kartenmaterial zu Grunde gelegt.

In Windeck müssen die Projektierer mit einer Vielzahl von Waldbesitzern verhandeln

Der Windecker Beigeordnete Thomas Becher widerspricht, das Ganze sei lediglich ein „Missverständnis unter Behörden“ gewesen. Er sei optimistisch, dass der Regionalplan ausreichend große Bereiche ausweise, unter Berücksichtigung der gesetzlichen Abstandsflächen, „so dass wir das realisieren können“.

Vier Projektierer hätten schon Interesse angemeldet. Sie müssen allerdings mit einer Vielzahl von Waldeigentümern verhandeln. Becher: „Uns als Gemeinde gehört da nichts.“


Naturschutzbeirat zeigte sich überrascht

Mit dem Windkraftprojekt in Eitorf beschäftigte sich auch der Naturschutzbeirat des Rhein-Sieg-Kreises. Den Anstoß dazu hatte Beiratsmitglied Peter Inden vom BUND gegeben.

Von dem Scoping-Termin vor Ort, eine Besprechung vor Beginn der Umweltverträglichkeitsprüfung mit dem Kreisamt für Umwelt und Naturschutz, habe er auch nichts gewusst, zeigte sich der Beiratsvorsitzende Dr. Norbert Möhlenbruch (Landesjagdverband) überrascht. Wenn es sich um Laubwald handele, werde das wohl nicht genehmigungsfähig sein.

Keine Stellung beziehen wollte der Leiter des Naturschutzamtes, Jörg Bambeck. Er erklärte, wenn alle Unterlagen für die Planung vorlägen, werde das Amt entscheiden. Die Gemeinde Eitorf hatte bereits die Möglichkeit begrüßt, dass auch Nadelwaldflächen und Kalamitätsflächen in Anspruch genommen werden sollen, soweit sie nicht in Naturschutzgebieten, Nationalparks, Nationalen Natur-Monumenten und Natura 2000-Gebieten liegen.

Wie aus der Beteiligung der Gräflich Nesselrodischen Verwaltung (Ruppichteroth) zur geplanten Änderung des Landesentwicklungsplans hervorgeht, wurde in dem Gebiet für die geplanten Windräder bereits im vergangenen Jahr eine umfassende Kartierung von Avifauna, der Gesamtheit aller Vogelarten, und Fledermäusen durchgeführt. (hrö)